Gelsenkirchen.. Sinn und Zweck der Gelsenkirchener Bühne ist aber nach wie vor derselbe: Auf spielerische Art lernen Kinder, wie sie den Straßenverkehr sicherer meistern. Das Puppenspiel für Vorschulkinder übernehmen Verkehrssicherheitsberater der Polizei.

50 Jahre sind ein lange Zeit, doch die Erinnerung an jenen Tag damals lebt bei Simone Wieringer weiter. Vor einem halben Jahrhundert war sie es, die mit ihren Klassenkameraden gespannt wie ein Flitzebogen auf den „Verkehrskasper“ gewartet hat – so nannte man die Verkehrserziehung durch die Polizei. Fünf Jahre alt war die Erlerin damals und besuchte den Herz-Jesu-Kindergarten in Resse. Den führte eine sehr gestrenge Nonne. „Wir nannten sie Raffzahn“, erinnert sich Simone Wieringer, „bei der gab es oft was auf die Finger, auch mal eine Backpfeife.“ Züchtigung sei damals üblich gewesen, so die 55-Jährige, „Ruhe, Ordnung und Disziplin waren der Ordensfrau ein und alles.“

Helden heute: Tim und Lisa

Simone Wieringer aus Erle gehörte vor 50 Jahren zu den ersten Kindern, die geschult wurden durch die Polizei.
Simone Wieringer aus Erle gehörte vor 50 Jahren zu den ersten Kindern, die geschult wurden durch die Polizei. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

50 Jahre später sitzt Simone Wieringer erneut vor der Puppenbühne – zusammen mit aufgeregt tuschelnden Mädchen und Jungen der Kindertagesstätten Breslauer Straße (Schalke), Schwalbenstraße (Beckhausen) sowie Ahornstraße (Resse). Fühlbare Strafen dafür gibt es keine. Im Gegenteil. Denn es gibt ‘was zu feiern – das 50. Jubiläum der Puppenbühne.

Was aber früher einmal der Verkehrskasper war, der mit seiner Pritsche dem Krokodil aufs Maul haute, wenn es sich falsch verhielt, sind heute die Kinder(puppen) Tim und Lisa. Ihren Namen haben die neuen Helden der Puppenbühne von Gelsenkirchener Grundschulkindern erhalten. Auch trägt der Polizist nicht mehr Grün und Tschako – eine helmartige Kopfbedeckung – sondern Blau und Schirmmütze. Und die heute teuren handgefertigten Hohensteiner Puppen wurden durch preiswertere ersetzt.

Zum 50. Geburtstag der Polizei-Puppenbühne waren Mädchen und Jungen der Kindertagesstätten Breslauer Straße (Schalke),  Schwalbenstraße (Beckhausen) sowie Ahornstraße (Resse) zu Gast.
Zum 50. Geburtstag der Polizei-Puppenbühne waren Mädchen und Jungen der Kindertagesstätten Breslauer Straße (Schalke), Schwalbenstraße (Beckhausen) sowie Ahornstraße (Resse) zu Gast. © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool

Sinn und Zweck der Bühne ist aber nach wie vor derselbe: Auf spielerische Art lernen Kinder, wie sie den Straßenverkehr sicherer meistern. Die Verkehrssicherheitsberater Carsten Jahns, Thomas Wilger und Jürgen Waschenski erklären den Kleinen das „richtige Überqueren der Fahrbahn“, zeigen ihnen „typische Gefahren“ im Verkehr oder bringen ihnen bei, warum es wichtig ist, „sich im Auto anzuschnallen“.

„Das haben auch meine beiden Kinder von der Puppenbühne“ gelernt“, erinnert sich Simone Wieringer. Sie lächelt gerührt. Damals spielten Beamte in der Aula des Max-Planck-Gymnasiums für die Kinder der Pfefferackerschule.

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Ob’s auch Helmut Barek war, heute Vorsitzender der Verkehrswacht und damals einer der ersten Puppenspieler-Polizisten? Gut möglich, zumindest, und das ist sicher, hat er Simone Wiering und ihre Klassenkameraden geschult. Und es ist kein Zufall, dass ausgerechnet die Vorschulkinder von der Ahornstraße ein grünes Polizeiauto aus Pappe nebst einem Kasper am Steuer als Jubiläumsgeschenk überreichen. Die Kinder dort wurden vor 50 Jahren als erste von der Polizei-Puppenbühne besucht. So schließt sich der Kreis.