Gelsenkirchen. Beim Versuch, einen international gesuchten Mann in Gelsenkirchen festzunehmen, fielen Schüsse. Der mutmaßliche Mörder konnte fliehen.
Nach dem missglückten Versuch einer Festnahme von zwei Verdächtigen am Dienstagabend in Gelsenkirchen läuft die Fahndung der Polizei weiter. Eine Person hatte fliehen können. Der zweite Verdächtige wurde bei dem Einsatz festgenommen, wie die Polizei in Gelsenkirchen in der Nacht sagte. Jetzt sind auch die Hintergründe des Einsatzes klar.
Die Generalstaatsanwaltschaft erklärte am Mittwochmittag, dass Fahnder des BKA gemeinsam mit Spezialkräften der Bundespolizei einen 27-jährigen bosnisch-herzegowinischen Staatsangehörigen festnehmen wollten. Bei dem Zugriff haben die Polizeibeamten Schüsse auf ein Fahrzeug abgegeben, in dem sich als Beifahrer wahrscheinlich der 27-jährige Verfolgte befand. Der Gesuchte flüchtete zu Fuß aus dem Fahrzeug. Wo er sich zur Zeit befindet, wissen die Ermittler nicht.
Gegen den 27-Jährigen liegen drei von Interpol ausgeschriebene Haftbefehle vor. Dem Mann wird unter anderem ein gemeinschaftlicher Mord am 22. September 2012 in Zenica/Bosnien und Herzegowina vorgeworfen. Nach seiner Festnahme sollte er ausgeliefert werden. Das ging aber schief.
Schüsse in der Altstadt von Gelsenkirchen
Am Vorabend hatten fünf schnell hintereinander abgefeuerte Schüsse auf der Munckelstraße die Bewohner der Gelsenkirchener Altstadt aufgeschreckt. Anwohner, die unmittelbar nach den Schüssen gegen 21 Uhr an die Fenster ihrer Wohnungen eilten, berichteten von einem Mann, der über die Straße rannte und kurz darauf aus ihrem Blickfeld verschwand.
Schüsse bei GSG9-Einsatz
Etwa 15 Minuten später bogen mehrere Streifenwagen und Zivilfahrzeuge in die Munckelstraße ein. Die Beamten, teilweise mit Sturmhauben maskiert, sperrten zunächst den Straßenabschnitt zwischen der Eisdiele Graziella und der Hans-Sachs-Straße mit Flatterband ab. Mitten in dem kleinen abgesperrten Bereich liegt das Hotel St. Petrus mit dem Restaurant Dubrovnik. Immer wieder gingen Polizisten in das Gebäude. Zuvor hatte dort offenbar der missglückte Versuch stattgefunden, den 27-jährigen Bosnier festzunehmen. Außerdem wurde noch ein weiteres Haus an der Luitpoldstraße durchsucht.
Polizeihubschrauber über dem Hans-Sachs-Haus
Der Einsatz zog sich noch bis nach Mitternacht hin: Gegen 22 Uhr wurde auch ein Krankenwagen an den Einsatzort beordert, obwohl es keine Verletzte gab. Fast zeitgleich wurde die Straßensperre erweitert. Auch ein Polizeihubschrauber kreiste über den Nahbereich des Hans-Sachs-Hauses, während die Polizisten am Boden mehrere Stellen auf der Straße mit pinker Farbe markierten. Innerhalb der markierten Stellen lagen Patronenhülsen.
Spezialkräfte der Polizei hatten hier auf das Fahrzeug geschossen, mit dem der Gesuchte und ein weiterer Mann fliehen wollten. Der Fahrer des Fahrzeugs, gegen den wegen des Verdachts des Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt wird, wurde vor Ort vorläufig festgenommen. Der eigentlichen Zielperson gelang die Flucht.
Keine Ermittlungen gegen Polizisten
Gegen die Polizeibeamten sind wegen der Schussabgabe keine Ermittlungen eingeleitet worden, da ein Anfangsverdacht für ein strafbares Verhalten der Beamten fehle, erklärte Oberstaatsanwalt Tim Engel.
Gegen 23 Uhr zogen immer mehr Polizisten wieder ab, die Straßensperre blieb aber weiter bestehen. Auch der Polizeihubschrauber zog nach Mitternacht ab. Die Feuerwehr unterstütze die letzten Polizeibeamten vor Ort bei ihrer Arbeit. Das Fluchtauto (Bochumer Kennzeichen) mit zwei Einschusslöchern, das mitten auf der angrenzenden Overwegstraße abgestellt war, wurde abgeschleppt. (mit we/dpa)