Gelsenkirchen. Fünf Eichhörnchen stürzten den Kickenbergs vor die Füße. Sie übergaben die Jungtiere an die Nothilfe-Zentrale. Nun werden die Tiere ausgewildert.
Die Findelkinder fielen den Kickenbergs in Resser Mark quasi vor die Füße – und das aus heiterem Himmel. Oder genauer: Aus der Hausfassade hoch über ihrem Grillplatz. Kurz unter dem Dachsims hatte in der Vergangenheit ein Specht die dicke Fassaden-Dämmung aufgeklopft und eine Brut-Höhle herausgepickt. Als Nachmieter zog eine Eichhörnchenfamilie ein. Der Nachwuchs purzelte Katja Kickenberg und ihrem Mann im Juni quasi mitten in die Abendgesellschaft mit einigen Nachbarn.
„Mein Mann merkte aus dem Augenwinkel, dass etwas herunterfiel. Da wir noch wenige Tage zuvor auf der Terrasse ein Meisennest mit sechs Jungvögeln hatten, die erst zwei Tage zuvor flügge geworden waren, dachten wir: da macht jemand Flugversuche.“ Waren aber eher Tiefflieger: Fünf Eichhörnchenbabys.
Die Tiereltern tauchten nicht auf. Was tun? „Letztes Jahr waren wir schon mal mit einem erwachsenen Eichhörnchen in der Tierklinik. Dort haben wir wieder angerufen. Man gab uns Verhaltensempfehlungen und die Telefonnummer der Eichhörnchen Nothilfe-Zentrale“, (0700 – 200 200 12). Dorsten, erfuhr die Gelsenkirchenerin, sei für „uns die nächste Anlaufstelle. Und wir sollten die Kleinen nach wie vor liegen lassen und beobachten, ob die Mama noch kommt.“ Die Eichhörncheneltern erschienen nicht. Für die Übergabe der Fünflinge wurde daher ein Termin an der Zoom-Erlebniswelt vereinbart. „Wir packten die Tiere in eine Transportbox und übergaben sie der Helferin.“
Zwei Jungs und drei Mädels in der Kiste
Eine erste Untersuchung zeigte der Expertin: In der Kiste lagen zwei Jungs und drei Mädels, rund vier Wochen jung, die gerade anfingen, die Augen zu öffnen und noch nicht richtig laufen konnten. Ein Tierchen „hatte Durchfall, eines blutete aus der Nase und eines hatte eine Schieflage,vermutlich weil es auf einen Stein geschlagen war“, so Katja Kickenberg, die auch nach der Übergabe vom weiteren Schicksal ihrer tierischen Findelkinder erfuhr.
Die fünf Eichhörnchen wurden auf zwei Aufzuchtstellen verteilt, weil die flauschige Brut einen Helfer überfordert hätte. So landeten drei Hörnchen in Düren. Von dort kam bald die Nachricht: Das weibliche Jungtier mit der blutenden Nase ist tot. „Wahrscheinlich war es schwerer verletzt als offensichtlich war“, sagt Kickenberg. Als die fünf Tiere in den Garten der Familie stürzten, hatten sie wohl schon einige Zeit keine Nahrung mehr bekommen, stellten die Profis fest. „Was auch erklären würde, warum sie aus dem Nest gefallen sind, weil die Mama allem Anschein nach wohl verstorben war“, glaubt Kickenberg. „Die hatten Hunger und sind ans Licht gekrochen.“
Zwieback und Nüsse als Futter
Die verbliebenen vier Tiere, so die letzte Rückmeldung an die Retterin, die als Betreuerin in einer offenen Ganztagsgrundschule arbeitet, sind durchgekommen. Zunächst bekamen sie noch das Fläschchen, später auch Zwieback und Nüsse zu knabbern. Mit acht Wochen wurden die Findlinge dann langsam auf die Freiheit vorbereitet und kamen in eine Auswilderungsvoliere. Mit 12, 13 Wochen werden sie in die Natur entlassen, weiß die Gelsenkirchenerin. In diesen Tagen dürften sich die Eichhörnchen also so langsam in die Büsche und Bäume schlagen...
Die Nisthöhle in der Hauswand steht übrigens immer noch offen. „Wir persönlich dürfen da nichts machen“, sagt Katja Kickenberg. „Das Haus gehört einer Wohnungsgesellschaft.“ In Resser Mark ist man jetzt gespannt, ob neue Untermieter einziehen.