Gelsenkirchen.. Else Mihrmeister, Jahrgang 1914, gewann beim Prämiensparen ein Auto. Das fährt nun ihre Enkelin. Die Gelsenkirchenerin ist trotzdem sehr mobil.


2011, da hat Else Mihrmeister mit dem Prämiensparen begonnen. „Zweimal zwölf Lose“, Jahr für Jahr. Ein wenig Lotteriekitzel war dabei. Und auch der Wunsch, noch etwas Kapital aufzubauen. Else Mihrmeister ist eine Frau der Zahlen. Die Nebenkostenabrechnung fürs ganze Haus in Bulmke-Hüllen hat sie kürzlich noch gemacht. Und ihre Steuererklärung. Gelernt ist gelernt. Als Buchhalterin im Familienbetrieb hat sie gearbeitet, war im Kopfrechnen oft fixer als andere am Taschenrechner. Montag sitzt sie im Schatten auf einer Parkbank im Stadtgarten und erzählt von ihrem Leben. Ein paar Meter weiter steht ein knallroter VW Cross Up in der Sonne – ihr Hauptgewinn.

Volltreffer bei der PS-Auslosung der Sparkasse

Kürzlich landete Else Mihrmeister ihren Volltreffer bei der PS-Auslosung. Bei der Sparkasse haben sie dann aber vorsorglich ihren Sohn Klaus angerufen. „Die haben sich gar nicht direkt an meine Mutter heran getraut. Die haben gedacht, die ist doch sicher im Altenheim oder dement“, sagt er. Die Furcht war unbegründet: Else Mihrmeister, 103 Jahre alt, glückliche Autogewinnerin und mit einem äußerst wachen Geist gesegnet, hat eigentlich nur ein Handicap – sie hat keinen Führerschein. Wobei sie den ehrlicherweise nicht wirklich vermisst. „Ich habe nie ein Verhältnis zu Autos gehabt und nie das Bedürfnis gehabt, selber zu fahren. Außerdem habe ich überhaupt keinen guten Orientierungssinn. Und dann war ich ja von morgens bis abends im Betrieb.“ Ging es früher mal raus ins Grüne, „dann mit dem Zug nach Haltern oder zu Fuß zum Mechtenberg. Das waren unsere Sonntagsausflüge.“

Arbeit im Elektroinstallations-Betrieb

1942 hat Else, geboren in der Neustadt, ihren Walter geheiratet, einen Schalker. 1943 kam Sohn Klaus zur Welt. Mit ihrem Mann machte sie sich 1955 selbstständig, 1957 begann der Sohn seine Ausbildung im elterlichen Elektro-Installationsbetrieb, den er bis 2008 führte. Else Mihrmeister ging nach der Jahrtausendwende in den Ruhestand. „Die Euro-Umstellung habe ich noch mitgemacht“, sagt sie. Nebenbei hat sie sich immer auch engagiert. Etwa als „Grüne Dame“ im Krankenhaus. Oder in der Kirchengemeinde. „Ohne meine WAZ und mein Kirchenblatt“, sagt die 103-Jährige, „würde ich mich nicht wohl fühlen.“

Mit einer Hundertjährigen Geburtstag gefeiert

Über das neue Auto für die Enkelin freuen sich bei der Gewinn-Bekanntgabe Auto-Gewinnerin Else Mihrmeister und ihr Sohn Klaus Mihrmeister. In der Sparkasse wünschte Kundenberater Christoph Meermann (r.) gute Fahrt.
Über das neue Auto für die Enkelin freuen sich bei der Gewinn-Bekanntgabe Auto-Gewinnerin Else Mihrmeister und ihr Sohn Klaus Mihrmeister. In der Sparkasse wünschte Kundenberater Christoph Meermann (r.) gute Fahrt. © Unbekannt | Sparkasse Gelsenkirchen






„Mutti sagt immer: Wer rastet, der rostet. Das ist ihr Lebenselixier“, sagt Klaus Mihrmeister. „Ein bisschen muss ich ja schon tun“, meint die alte Dame. Morgens und abends hat sie Hilfe, um ihre Spezialstrümpfe an- und auszuziehen. Dann unterstützt sie noch einmal die Woche eine Haushaltshilfe. Ansonsten kommt sie in ihrer Wohnung alleine klar. Nur die Kontakte sind mit den Jahren dramatisch zurück gegangen. „Manchmal sage ich, der liebe Gott hat mich vergessen. Die alten Freundinnen kann ich ja nicht mehr besuchen.“ Entweder sie sind tot. Oder im Heim. Wobei: Einen 100. Geburtstag hat sie kürzlich mitgefeiert – bei dem auch für die 103-Jährige eine Festkerze entzündet wurde.

Ausflug in die Wolfsburger Autostadt

Zwischenstation im Stadtgarten: Klaus Mihrmeister hat seine Mutter für eine kurze Spritztour abgeholt. In Wolfsburg hat er den Wagen kürzlich in der Autostadt zusammen mit seinem Sohn Jan übernommen
Zwischenstation im Stadtgarten: Klaus Mihrmeister hat seine Mutter für eine kurze Spritztour abgeholt. In Wolfsburg hat er den Wagen kürzlich in der Autostadt zusammen mit seinem Sohn Jan übernommen © Unbekannt | Funke Foto Services GmbH






Klaus Mihrmeister, auch schon 75 Jahre alt („hoffentlich habe ich die guten Gene geerbt“), hat die Mutter morgens daheim zur kleinen Spritztour mit dem VW abgeholt. Den Wagen hat er vergangenen Freitag mit seinem Sohn Jan in der Wolfsburger Autostadt übernommen. Ein ungewöhnliches Bild: „25 gleiche Fahrzeuge, alle in diesem Sparkassen-Rot, standen dort zur Auslieferung an die Gewinner aufgereiht.“ Die konnten sich noch allesamt über ein gemeinsames Essen und eine Übernachtung im 5-Sterne-Hotel freuen. Dann ging es wieder heimwärts. Else Mihrmeister hat sich die Fahrt gespart. Das Autochen wird künftig ihre Enkelin Claudia in Duisburg fahren, natürlich mit passendem Kennzeichen: E 1914. E, für Else, die 1914 steht für ihr Geburtsjahr.

Zum Mittagessen möchte Klaus am Dienstag seine Mama „nach einer kleinen Stadtrundfahrt“ noch ausführen. Doch die hat andere Pläne: „Ich habe gestern Kohlrouladen gekocht. Die mag ich so gerne. Davon will ich heute noch eine essen.“