Gelsenkirchen. Stadt ist Vorreiter bei digitaler Infrastruktur fürs Gewerbe. Diskussion im Wissenschaftspark in Gelsenkirchen. Alle Schulen sind mit Glasfaserleitungen versorgt.

Experten mahnen zur Geschwindigkeit, wenn die Region Ruhrgebiet beim Ausbau der Datenautobahn nicht abgehängt werden soll. Zum Thema „Highspeed für den Breitbandausbau“ hatte die Stadt in den Wissenschaftspark eingeladen. Entscheidend ist neben der Geschwindigkeit, mit der Daten übertragen werden auch der schnelle Ausbau der Netze.

Martin Hennicke von der NRW-Staatskanzlei sieht das politische Ziel, NRW zum führenden digitalen Standort zu machen. Schon 70 Prozent der Bürger verfügten bei ihren Internetanschlüssen über Daten-Übertragungsraten bis 50mbit/sek. Entscheidend für die Standortqualität sei es, Versorgungsengpässe zu schließen, meint Peter Messalla vom NRW-Wirtschaftsministerium. Wirtschafts- und Wohnstandorte würden ohne schnellen Verbindungsaufbau im Internet an Attraktivität verlieren. Firmen siedelten nicht an, gut Ausgebildete zögen weg oder erst gar nicht hin. Dabei spielt Gelsenkirchen bei der digitalen Infrastruktur fürs Gewerbe offensichtlich schon in der Champions League. Die Ausbauquote für Daten-Übertragungsraten mit mindestens 50mbit/s liegt bei 90,61 Prozent. Messalla rief Unternehmen der Telekommunikation zur Zusammenarbeit auf. Viele Anlieger würden sicherlich ebenso investieren wie Unternehmer, die sich beispielsweise in Form von Genossenschaften gründen könnten.

Schneller Verbindungsaufbau

Der lokale Anbieter Gelsennet baut seit 1996 ein regionales Glasfasernetz auf, rechnet jährlich mit einem Ausbau von 20-30 Kilometern. „Mit einer Trassenlänge über 600 und Glasfaserlänge über 13000 Kilometer sind alle Gewerbegebiete vernetzt“, wie Vertriebsleiter Karsten Kremer versichert. Dabei sei die Telekom weniger Konkurrent, sondern ein Marktbegleiter mit intelligenter Netzkopplung. Wer ausbauen darf, legt die Netzagentur fest. Die private Datenautobahn ist für 2000 Wohneinheiten mit 37000 Kunden ausgebaut, alle 86 Schulen sind mit Glasfaser versorgt. Die Breitbandausstattung für Schulen, die ein pädagogisches wie auch Verwaltungsnetzwerk ermöglicht, sieht Kremer als einmalige Leistung in NRW.

Man sei dabei, die Kapazität bis auf 300 mbit/s hochzuschrauben. Wer gut vernetzt ist, der kann Funktionen für Alarmanlagen, Rollläden oder Heizungen auch aus der Ferne steuern oder Operationen in Krankenhäusern live übertragen. Eine entscheidende Kostenfrage bei der Versorgung ist, auf welchem Weg Glasfaserleitungen in die Gebäude gelangen. Im herkömmlichen, aber teuren Verfahren, werden Straßen aufgerissen und Leitungen verlegt.

Längste Hotspotmeile

Michael Hegemann von der Eltel Infranet GmbH nennt oberirische Lösungen wie Pflugverfahren, bei dem Kabel etwa 30 cm tief in die Straße eingepflügt werden. Selbst in Abwasserkanälen seien Leitungen an Wänden angedübelt worden. Weit entfernt ist noch das Ziel, das Dr. Ulrich Nitschke von der Telekom vorgibt: „Bis 2018 sollen sich 95 Prozent der Bevölkerung mit 300 mbit/s im Internet bewegen können.“ In Gelsenkirchen haben die Gelsennet-Techniker schon viel früher Grund zum Jubeln. Am 16. Juni wird auf der Bahnhofstraße die längste Hotspotmeile eröffnet. W-Lan für alle und kostenlos.