Gelsenkirchen.. Für den Gelsenkirchener Hans Rüther ist es sprichwörtlich „fünf vor zwölf“. Der Lehrer im Ruhestand sorgt sich um die Lebensbedingungen zukünftiger Generationen in Gelsenkirchen, im Revier, weltweit. Deshalb engagiert er sich in der Umweltgewerkschaft, die im November in Berlin gegründet werden soll.
Er beteiligt sich nicht an Sitzblockaden und ist auch nicht Mitglied einer Umweltpartei. Hans Rüther (70), Lehrer im Ruhestand, versucht über Aufklärung die Umwelt zu schützen. Eine Sisyphusarbeit, zugegeben, „aber es gibt keine Alternative.“ Was ihn umtreibt? „Es geht um die nachfolgenden Generationen. Ich habe vier Kinder und sieben Enkelkinder. Wenn ich über deren Zukunft nachdenke, kann ich nachts nicht schlafen.“
Für den Gelsenkirchener ist es sprichwörtlich „fünf vor zwölf“. „Es geht ums Überleben. Das Meer wird zur Müllkippe der Industrie, der Boden und das Grundwasser werden vergiftet, der Treibhausgas-Ausstoß belastet das Klima.“ Nein, es sind nicht Maßnahmen im Kleinen, mögen sie noch so wichtig sein. Es geht ihm nicht um die Erhaltung von „ein paar Vogelarten oder Überschwemmungen“, wie er sagt. Hans Rüther fürchtet die globale Katastrophe, deren Folgen sich radikal gegen den Menschen richten und seine Lebensbasis entziehen.
Ruhrgebiet leidet besonders
Als Folge der (weggebrochenen) Schwerindustrie leide das Ruhrgebiet besonders unter den Umweltbelastungen – auch heute noch. „Die Müllverbrennungsanlage Karnap verseucht die Emschermulde aus der Luft, die Giftmülleinlagerungen unter Tage belasten das Trinkwasser und den Ackerboden“, so Brunhilde Ludwinksi (62), ebenfalls engagiert in der Umweltgewerkschaft.
Die Mitgliedschaft in einer Partei lehnt der Lehrer ab, weil er Parteipolitik eher als Hindernis denn förderlich für den Umweltschutz sieht. Politik werde von Lobbyisten bestimmt, nicht vom dem Eid eines jeden Politikers, sich für das Wohl des Volkes einzusetzen. „Wenn das wirklich so wäre, dann wäre das Ruhrgebiet mittlerweile nicht die Müllkippe der Welt“ und spielt damit auf den Mülltourismus aus Italien und anderen Staaten an. Der Müll aus Neapel machte 2008 Schlagzeilen. Um die Müllverbrennungsanlagen in NRW auszulasten, hat der Import von Müll bis heute nicht ganz aufgehört.
Wertvolle Arbeit für die Umwelt
Sein Engagement kanalisiert Rüther in der Umweltgewerkschaft und betont, dass er nicht Mitglied der MLPD sei, aber deren Einsatz für die Umwelt er durchaus schätzt. Im November wird Hans Rüther zur Gründung der Umweltgewerkschaft nach Berlin reisen. Der 70-Jährige ahnt in der ihm bescheidenen Art, dass er „höchstwahrscheinlich für die Arbeit im Vorstand vorgeschlagen wird“. 1600 Mitstreiter und Unterstützer mit zahlreichen lokalen Gruppen zählt die Bewegung inzwischen bundesweit. Was Rüther an die Organisation glauben lässt ist, dass sie von der Basis ausgeht, überparteilich ist und den Begriff Gewerkschaft im Namen führt. „Die wurden einst zum Wohl des einzelnen Arbeiters gegründet.“ Darüber hat er als Student seine Examensarbeit geschrieben.
Unterstützer der Umweltgewerkschaft treffen sich am Freitag, 15. August, 18 Uhr bis 21 Uhr, in der Fischerstraße 52 in Gelsenkirchen.