Gelsenkirchen.. Bei dem in Duisburg aufgefundenen Toten handelt es um Daniel L. - so das Ergebnis der Obduktion. Der 22-Jährige soll in der vergangenen Woche seine Ex-Freundin (23) erstochen haben. Schließlich nahm er sich selbst das Leben. In der Beziehung war es nicht der erste Fall häuslicher Gewalt. In Gelsenkirchen dauert die Debatte um die missglückte Festnahme des Täters an.

Am Ende einer kurzen, möglicherweise von Gewalt geprägten Beziehung sind zwei junge Menschen tot: Was sich am Sonntag schon abzeichnete, ist nach der Untersuchung in der Rechtsmedizin Essen am Montag Gewissheit. Der Tote, der am Wochenende auf einem Brachgelände in Duisburg-Baerl gefunden worden ist, ist Daniel L.

Der 22-jährige Moerser, der am Donnerstagabend seine 23-jährige Ex-Freundin in einem Hinterhof in Schalke erstochen haben soll, hat sich schließlich selbst das Leben genommen. Die Obduktion bestätigt nach Angaben der Polizei nicht nur die Identität des Toten, sondern auch die Tatsache, dass es sich um einen Suizid gehandelt hat - „eindeutig“, sagt der Gelsenkirchener Polizeisprecher Johannes Schäfers. Eine Beteiligung Dritter könne ausgeschlossen werden. Auch bei dieser Redaktion waren anonyme Morddrohungen gegen L. eingangen.

MordPolizei: "Wir kennen die Videos"

Längst nicht abgeschlossen ist mit L.’s Suizid die Debatte um die missglückte Festnahme des 22-Jährigen unmittelbar nach der Bluttat in einem benachbarten Hinterhof. Auf Videos von Tatort-Reportern ist das Scheitern dokumentiert: Eine Hundeführerin und zwei Polizisten stellen eine Person im Dunkeln, die leistet heftige Gegenwehr, schmeißt mit einem Tretroller und einem Kinderfahrrad, und kann schließlich fliehen. Weil die Beamten nicht entschlossen eingriffen? Blitzmarathon könne die Polizei ja, Mörder festnehmen nicht, so lautet noch ein höflicherer Tenor etlicher Stimmen in Internet-Diskussionen zum Vorfall.

Die Hundeführerin und die Polizisten hätten nicht mit Sicherheit wissen können, dass es sich bei dem Mann im Schatten um L. handelt, wirbt Polizeisprecher Schäfers um Verständnis: „Es hätte auch jemand ganz anderes sein können.“ Zudem sei die Frau durch die fliegenden Gegenstände bereits verletzt worden. Näher möchte Schäfers darauf derzeit nicht eingehen. „Unglücklich“ nennt der Sprecher die gescheiterte Festnahme und kündigt an: „Wir kennen die Videos und werden den Einsatz intern intensiv aufarbeiten.“

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Vor dem Vorfall am Donnerstagabend hatte die Polizei schon einen aktenkundigen Einsatz in dem Haus an der Ecke Kurt-Schumacher-/Grenzstraße. Am 9. April soll Daniel L. in der Wohnung randaliert haben und seine Freundin geschlagen haben. Ein eigentlich „gewöhnlicher“ Fall häuslicher Gewalt. Mit entsprechenden Maßnahmen: Der 22-Jährige bekommt eine Anzeige und ein zehntägiges Rückkehrverbot in die Wohnung erteilt. Das Opfer bekommt von der Polizei Hilfs- und Beratungsangebote. Unklar bleibt, ob die Frau die annimmt.

Wegen Gewaltdelikten vorbestraft und hafterfahren

Die Eltern des Opfers hatten in Boulevard-Medien schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhoben, ihre Tochter nicht geschützt zu haben. Schäfers weist das zurück. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten habe die Polizei alle Mittel ausgeschöpft.

Bis zum Abend des 3. Juli werden die Beamten nicht wieder zu dem Haus gerufen. Bis Daniel L., wegen Gewaltdelikten vorbestraft und hafterfahren, zum Messer greift und seine Ex-Freundin mit einem Stich in den Hals tötet. Bis sich der 22-Jährige nach zweieinhalbtägiger Flucht das Leben nimmt, um seiner Strafe zu entgehen.