Gelsenkirchen. Call-Center-Betreiber Amevida beendet langen Leerstand an der Berliner Brücke. 320 Beschäftigte ziehen in den runderneuerten Komplex, 500 bleiben in Ückendorf .

An der Fassade hängen die Vermarktungs-Banner eines Frankfurter Unternehmens für den Gewerbepark Berliner Brücke. Doch zumindest für die Adresse Kurt-Schumacher-Straße 100 hat sich ein Großmieter gefunden: Amevida, der Gelsenkirchener Call-Center-Betreiber, verlegt zum Jahreswechsel seinen Sitz und einen Teil der Belegschaft von Ückendorf nach Schalke. 320 Mitarbeiter werden umziehen, der denkmalgeschütze Bau wird derzeit runderneuert.Und er hat schon ein markiges Kürzel: „KSS 100“.

Thyssen Draht hat das von Architekt Otto Prinz im Stil der Zeit entworfene Gebäude 1952 als Hauptverwaltung bezogen. Der Industriekomplex ist Geschichte. Verdi zog mit seiner Geschäftsstelle vor rund zwei Jahren aus, ein Innenarchitekt, der letzte Mieter, hat seinen Standort verlagert. Nach gut 10 Jahren mehr oder weniger Leerstand wird das gesamte Gebäude nun wieder belegt.

Platz für Wachstum

Amevida zählt mit 1800 Beschäftigten im Ruhrgebiet zu den Großen der Branche. 820 Mitarbeiter arbeiten aktuell an der Leithestraße in zwei Büro-Komplexen. Der mit der Nummer 45 bleibt – mit noch fast acht Jahren Laufzeit – gemieteter Standort, im Hausteil Nummer 47 läuft Ende September der Mietvertrag aus. Hier wird wohl ein weiterer Callcenter-Betreiber einziehen.

Für Amevida drängt also die Zeit. „Sie können sich nicht vorstellen, wie ich mich freue, dass wir heute hier sind. Das war eine schwere Geburt“, sagt Dr. Matthias Eickhoff, der Amevida-Vorstand bei der Präsentation des Gebäudes. „Wir haben lange mit Maklern hier nach einem Standort gesucht. Denn es gefällt uns in Gelsenkirchen gut. Wir finden hier junge und fleißige Arbeitssuche und haben den Vorteil, dass die Leute akzentfrei sprechen und nicht etwa sächseln.“ Für die Callcenter-Branche also ideale Voraussetzungen.

Drei Monate Überbrückung

Allerdings, gesteht Eickhoff, war Amevida schon fast auf dem Sprung, weil das passende Mietobjekt nicht in Sicht war. „Irgendwann sind wir auf die Wirtschaftsförderung gekommen. Das war überraschend, so krass unternehmerfreundlich hatte ich mir das wirklich nicht vorgestellt“, lobt Eickhoff die städtischen Mitarbeiter, die in kurzer Zeit die Immobilie anbieten konnten und in der Folge auch zwischen Bauordnung und Denkmalpflege vermittelt hätten.

Zeitlich muss Amevida nun rund drei Monate überbrücken, denn „KSS 100“ wird erst zum Jahreswechsel bezugsreif. Und ein Manko bleibt: Mit 3400 Quadtramtern Nutzfläche ist das Haus etwas kleiner als gewünscht. Doch auf dem Gelände bleibt Platz für Wachstum samt Neubau für dann bis zu 500 Mitarbeiter vor Ort.