Gelsenkirchen-Scholven. In Scholven nahm Saint Gobain eine Wiederverwertungsanlage für Gips in Betrieb. So können Steinbrüche geschont und Deponien entlastet werden.
In den Wertstoffkreislauf, der für Glas, Papier und Kunststoffe schon längst die Regel ist, kann jetzt auch Gips aufgenommen werden: Dazu hat die Saint-Gobain Rigips GmbH in Scholven eine Wiederverwertungsanlage in Betrieb genommen, nach eigenen Angaben die erste ihrer Art in NRW. Der wertvolle Baustoff, der zwischen Kartons gepresst war und seinen Zweck zum Beispiel als Zwischenwand erfüllt hatte, wird dort nach entsprechender Reinigung und Aufbereitung wieder zurück in den Produktionsprozess geführt.
„Wir werden damit dem Nachhaltigkeitsgedanken gerecht“, sagte Werner Hansmann, Vorsitzender der Rigips-Geschäftsführung, zum Start der Anlage. Durch die Wiederverwertung bereits hergestellten Gips’ kann die „natürliche“ Rohstoffgewinnung durch Abbau in Steinbrüchen reduziert und Deponieraum entlastet werden. Werksleiter Eckhard Kroll: „Wir können auf Materialien zurückgreifen, die bereits zuvor im Kreislauf genutzt wurden und zukünftig wieder als neue Rohstoffbasis eingesetzt werden.“
Investition für „mehrere Millionen Euro“
Mehrere Millionen Euro habe Rigips in den Bau der Scholvener Anlage investiert, so Unternehmenssprecher Christoph Tauschwitz. Der gebrauchte Gips stammt von Baustellen, wo er bei Neubauprojekten als Verschnitt übrig bleibt, oder von der Demontage alter Hausbestände und kommt aus dem Rhein-/Ruhrgebiet und dem nördlichen Rheinland-Pfalz. Wertstoffsammelbetriebe sorgen noch vor der Anlieferung für das Aufbereiten des Wertstoffes.
So werden im Vorfeld Schrauben und anderes Metall mit Magneten entfernt. Lkw einer Vertragsspedition bringen die Gips-Abfälle zur Aufbereitung nach Scholven. „Die Fahrer kennen die Autobahnabfahrt Hassel“, versichert Tauschwitz und verweist auf eine Zufahrt über Straßen weitestgehend ohne Wohnbebauung.
Ein Beispiel für die Verbundindustrie im Ruhrgebiet
Oberbürgermeister Frank Baranowski ging in seinem Grußwort auf die Entstehung der Verbundindustrie ein, „die hier im nördlichen Ruhrgebiet aus dem Kohleabbau hervorgegangen ist“: In Scholven wird Kohle zu Strom verfeuert und Gips, das bei der Entschwefelung der Rauchgase anfällt, zu einem Baustoff weiterverarbeitet. Aufgabe der jetzt in Betrieb genommenen Dosier- und Zuführanlage ist es, genau die richtige Menge und Zusammensetzung für das jeweilige Gipsprodukt zu liefern.
Da sich die Produktion aus wiedergewonnenem Gips noch in einer Pilotphase befinde, könne man zur Zeit noch keine Angaben machen über Materialmengen. Im Scholvener Rigips-Werk sind rund 160 Mitarbeiter beschäftigt.