Gelsenkirchen. Im März zog Rainer Osenberg von Düsseldorf nach Gelsenkirchen. Hier fand er auch eine tolle Stammkneipe: das Altstadt-Eck an der Wanner Straße
So lange das Altstadt-Eck an der Wanner Straße 20 unter der aktuellen Leitung ist, so lange ist Rainer Osenberg dort Stammgast. „Die Neueröffnung und mein Zuzug erfolgten zum selben Zeitpunkt“, erzählt der 49-Jährige, der im März aus Düsseldorf kommend in eine Gelsenkirchener Wohngemeinschaft zog. Eine Arbeitskollegin hatte ihn dazu überredet.
In seiner neuen Heimat angekommen, suchte er einen Laden, „in dem man ein Bierchen trinken kann“. Die erste Gaststätte, die auf dem Weg lag, war die Eck-Kneipe in Bulmke. „Hier bin ich hängen geblieben. Ich besuche das Altstadt-Eck fast täglich nach der Arbeit“, erzählt Osenberg. Ihm gefällt, dass das Publikum bunt gemischt ist. „Hier treffen sich Jung, Alt, Deutsche und Ausländer, Arbeitslose, Arbeitende, Homosexuelle und Heterosexuelle, Männer und Frauen.“
An seinen ersten Abend im Lokal erinnert er sich gut: „Rechts und links von mir saßen zwei Personen, die ein wenig im Streit waren. Irgendwann habe ich mich eingemischt, aber wohl auf die gestelzte Art, die ich aus Düsseldorf gewohnt war.“ Das fiel nicht nur den streitenden Gästen auf, auch Inhaber Dagmar Henseleit und Geschäftsführer Olaf Rosebrock. „Wir kamen ins Gespräch und das Eis war gebrochen. Alle lachten über meine Ausdrucksweise“, so der Stammgast. Ihm gefällt, dass man sich in der Kneipe mit Handschlag begrüßt. „Hier duzt sich jeder. Das gefällt mir.“
Ein Traditionsstandort
Seit 50 bis 60 Jahren gibt es den Kneipenstandort, doch in letzter Zeit wechselten oft die Besitzer. Henseleit und Rosenbrock wurden durch eine Kollegin auf die leerstehende Gaststätte an der Wanner Straße aufmerksam gemacht. Aus Kostengründen entschieden sie sich für den Standort. Die Biermarke „Jever“, die der Stammgast bevorzugt, übernahmen die beiden von ihren Vorgängern. Vor Jahren war die besonders herbe Sorte sogar in den Kneipen-Namen „Jever-Treff“ integriert.
Regelmäßig treffen sich hier Dart-Vereine – oder man knobelt. „Eigentlich gibt es keinen Abend, an dem nicht jemand fragt: ‚Wollen wa mal ‘ne Runde knobeln?“, sagt Osenberg. Skat- und Doppelkopf-Fans sind ebenfalls willkommen. „Da ich selbst gerne Schach spiele, versuche ich das hier einzuführen, aber das ist eher schwierig.“ Generell kenne man die meisten Gesichter. „Ab und an kommen mal neue hinzu. Hier sind Leute, die viel zu erzählen haben, oft zu Themen, wie Politik und Religion.“
Große Toleranz
Der Stammgast arbeitet in Essen im Produktmanagement. Zu seinen Hobbys zählt er Fußball. „Ich bin Gladbach-Fan. Zum Glück ist hier die Toleranz groß, wenn es um Fußball geht“, sagt er lachend. Dann vergleicht er die Kneipenszene des Ruhrgebiets mit der in Düsseldorf: „Hier stehen viele Kneipen leer. In Düsseldorf außerhalb der Altstadt ist das ebenso.“ Was ihm zudem aufgefallen ist: „In Düsseldorf wird man gefragt ‚Möchten Sie noch was zu trinken?` In Gelsenkirchen fragt man: ‚Du, was willst du noch?‘. Hier sind die Leute immer offen und ehrlich“, freut sich der 49-Jährige.