Gelsenkirchen.. Inge Baran, Dagmar Yilmaz und Marianne Itzeck treffen sich seit Jahrzehnten regelmäßig im Schlegelkrug an der Franz-Bielfeld-Straße .
Gleich drei Stammgäste erzählen in dieser Woche von ihrem Lieblingslokal – und noch eine weitere Besonderheit gibt es: Diesmal erzählen Frauen. Inge Baran (80), Dagmar Yilmaz (56) und Marianne Itzeck (70) besuchen oft als Dreiergespann den Schlegelkrug an der Franz-Bielefeld-Straße 27.
Das Lokal gäbe es schon seit fast 100 Jahren, aber mit wechselnden Besitzern. Traditionsgemäß sitzen die Frauen auch heute an der Theke und trinken ihr frischgezapftes Bier. Jeden Dienstag sind sie hier, um Geld in ihr Sparfach zu werfen und um zu quatschen. Aber nicht nur dann. Der Damen-Stammtisch und der Kegel-Treff alle vier Wochen sind Pflicht. „Beim Stammtisch essen wir dann auch“, sagt Marianne Itzeck, die am liebsten in ihrem Lokal ein Pils trinkt. Und sie fährt fort: „Manchmal treffen wir uns auch spontan hier, wenn nichts im Fernsehen läuft.“
Stammgast seit 1972
Auf die Frage, wie lange die weiblichen Stammgäste schon den Laden besuchen, prustet Inge Baran mit ihrem Krefelder in der Hand lachend heraus: „Seit 1972 komme ich hierher. Ich gehöre hier schon zum Inventar.“ Dagmar Yilmaz ergänzt: „Als Kind habe ich hier angefangen, mit Kegelaufstellen mein Taschengeld aufzubessern.“ Oft war sie in jungen Jahren mit ihrem Vater hier, damals gab es noch keine automatisierten Spielbahnen.
Marianne Itzeck ist seit 1988 Stammgast. Durch ihren Lebensgefährten lernte sie das Lokal mit Restaurantbetrieb kennen. Meist trinkt sie Bier. Inge Baran: „Manchmal muss es aber auch ‘nen Pfläumchen sein.“ Im gleichen Atemzug sagt die 80-Jährige: „Oder wir trinken das Getränk mit dem anstößigen Namen.“ Den Namen zu nennen, ist ihr doch eher unangenehm. Wenn die Frauen mal hier essen, bestellen sie meist den Seniorenteller. „Die normale Portion ist üppig, es bleibt zu viel über. Das ist zu schade.“ Neben Zanderfilet kommen Leber, Steak, Bauern-Omelette oder der Grillteller auf den Tisch. Aber nicht nur Fleischliebhaber können hier satt werden. „Dienstag gibt’s immer leckere Reibeplätzchen. Die nehmen wir meist kurz vor Feierabend mit nach Hause“, sagt Marianne Itzeck.
„Hier ist es gemütlich und die Lage ist zentral“
Die drei Damen haben sich in der Gaststätte kennengelernt und wohnen nur ein paar Minuten entfernt. Derweil unternehmen sie auch außerhalb der Kneipenabende viel zusammen. So feiert man gemeinsam Geburtstag, besucht Weihnachtsmärkte oder geht auf die Kirmes. Generell würden viele Frauen das Lokal im Stadtteil Schalke besuchen, dessen Einrichtung größtenteils orangefarben ist. Orange ist die ehemalige Lieblingsfarbe von Inhaber Sandro Calasso, der seit 13 Jahren die Gaststätte führt. Selbst die hölzerne Theke kommt dem Farbton nahe. Gebügelte Tischdecken, Kerzen und kleine Gestecke zieren die Tische. Auf der Fensterbank stehen verschiedene Grünpflanzen. 150 Sitzmöglichkeiten in den drei Räumen gebe es im Lokal, im Biergarten auf der gegenüberliegenden Straßenseite gibt es nochmal 130 Plätze. „Draußen wird oft gegrillt“, erzählt Inge Baran.
Die Frauen erinnern sich noch an das zehnjährige Bestehen. „Das Wetter war schön, der Garten war voll und es gab jede Menge zu essen“, sagt Dagmar Yilmaz lächelnd. „Wir mussten notgedrungen länger bleiben, weil der Chef zu viele Würstchen eingekauft hatte und die mussten weg.“ Doch warum ist das Lokal der Lieblingsladen der Frauen? „Hier ist es gemütlich und die Lage ist zentral. Zudem gibt es keinen großen Ärger und man kann hier als Frau alleine herkommen, ohne Angst zu haben“, erklärt Marianne Itzeck, um danach den letzten Schluck aus ihrem Bierglas zu nehmen.