Gelsenkirchen. Die Querelen in der Neuen Philharmonie Westfalen werfen ihre Schatten auf das Musiktheater im Revier - und bereiten dem Generalintendanten Michael Schulz Kopfschmerzen. Er setzt sich deshalb für einen runden Tisch aller Beteiligten nach der Sommerpause ein, um einen Kompromiss zu finden.
Monatelang kämpften die Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen um ausstehende Gehaltserhöhungen. Ende Mai stand nach zähen Auseinandersetzungen mit den Trägern Gelsenkirchen, Recklinghausen und Kreis Unna fest: Es gibt mehr Geld.
Anfang Juni werden die Tariferhöhungen an die Orchestermitglieder ausgezahlt.
Ruhe und Harmonie nach Noten kehrte mit dieser Nachricht allerdings nicht ein. Wie berichtet, kündigten die finanziell ohnehin gebeutelten Orchesterträger, die die Umsetzung des Tarifvertrags rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr kosten wird, prompt einen Einstellungsstopp an. Gelsenkirchens Kulturdezernent Dr. Manfred Beck mahnte eindringlich: „Wir können uns diese Erhöhungen nicht leisten. Wenn die Situation so bleibt, ist das das Ende der Neuen Philharmonie.“
"Gegenseitiges Angst und Druck machen"
Die aktuelle Situation des Landesorchesters bereitet auch dem Generalintendanten des Musiktheaters im Revier, Michael Schulz, große Sorgen. In seiner Arbeit am Hause erlebt er die brodelnde Gerüchteküche hautnah mit. Die Unsicherheit, die über die Zukunft des Orchesters herrscht, macht dem Intendanten Kopfschmerzen.
Darum wagt Michael Schulz nun einen Vorstoß und appelliert an alle Beteiligten, nach einem Kompromiss zu suchen. Schulz weiß zwar: „Das Musiktheater ist nicht an den Entscheidungen rund um das Orchester beteiligt, aber jede Entscheidung würde am Musiktheater direkt spürbar werden.“ Denn eine der maßgeblichen Aufgaben der Philharmonie sei die Bespielung des Opernhauses. Schulz, so sagte er im Gespräch mit der WAZ, empfindet die aktuelle Lage als „gegenseitiges Angst und Druck machen“. Er ergreift darum die Initiative und schlägt einen runden Tisch vor, an dem alle Beteiligten nach der Sommerpause Platz nehmen sollten. Eine solche Runde könnte im Musiktheater stattfinden.
"Musiker arbeiten wie Hochleistungssportler"
Keiner könne wollen, ist Schulz überzeugt, dass das Orchester aufgelöst oder verkleinert werde: „Das muss auf einen Kompromiss hinauslaufen. Um den zu finden, sind von allen Seiten Angebote und auch Verzicht notwendig.“ Sollte die Philharmonie in Zukunft personell verkleinert werden, könne man schon bald manches Projekt nicht mehr realisieren: „Über einen Puccini bräuchten wir dann gar nicht mehr zu reden, auch vieles von Verdi ginge nicht mehr.“
Kritik übt Schulz auch an der Haltung der Musikergewerkschaft, der Deutschen Orchestervereinigung: „Da wurden Probleme der kommunalen Haushalte nicht beachtet.“ Aber auch im Orchester spreche man noch nicht mit einer Stimme. Eines aber steht für den Intendanten fest: „Musiker arbeiten wie Hochleistungssportler, da muss die Bezahlung angemessen sein.“