Gelsenkirchen. Die Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen verzichten bis 2017 auf einen Teil ihres Lohns. Nur 50 Prozent ihrer ausstehenden Nachzahlungen werden sie noch einfordern. Die Härte der Traifverhandlungen schien laut Vorstand Christian Otto den anstehenden Neustart des Orchesters zu gefährden.
Seit Monaten kämpfen die Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen um die Durchsetzung ihrer Tarifansprüche. Vor Konzerten protestieren sie mit Flugblättern und „Roten Karten gegen Lohnklau“.
Und fordern faire Löhne ein. Nun gibt es eine erste, überraschende Annäherung: Die Musiker bieten den klammen Trägerstädten Gelsenkirchen, Recklinghausen und Kreis Unna den Verzicht auf einen Teil ihres Lohns an.
Friedensangebot an die Arbeitgeber
Dieses Angebot für einen zeitlich bis 2017 limitierten Haustarifvertrag beschloss das Orchester nicht einstimmig, aber doch mit großer Mehrheit auf einer kurzfristig einberufenen Mitgliederversammlung. Orchestervorstand Christian Otto erklärt das Friedensangebot an die Arbeitgeber so: „Wir sind uns der großen Verantwortung gegenüber dem Orchester, dem Publikum, aber auch dem zukünftigen Generalmusikdirektor bewusst. Wir stehen vor einem Neustart, den wollen wir nicht durch harte Tarifauseinandersetzungen gefährden.“ Die Träger hatten zuletzt immer wieder auf die leeren Kassen der Kommunen verwiesen, aber auch betont, nach Kompromissen suchen zu wollen. Einen solchen bieten die Musiker nun selbst an.
So fordern die Musiker nur noch 50 Prozent der ausstehenden Nachzahlung und verzichten auf die zuletzt erhobene, weitere Nachzahlung von bis zu zwei Monatsgehältern für die Zeit von 2010 bis 2013. Auch bieten die Musiker einen teilweisen Verzicht für die nächsten Spielzeiten bis 2017 an.
Ein Geben und Nehmen
Das Angebot enthält auch Forderungen. So sollen während der Laufzeit betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen und freie Stellen wieder besetzt werden.
Das Tarifangebot, das die Deutsche Orchestervereinigung als Gewerkschaft der Musiker dem Deutschen Bühnenverein als Vertreter des Arbeitgebers vorgelegt hat, gilt bis zum 20. Mai. Bis dahin, so die Forderung, sollen sich die Träger entschieden haben, ob sie das Verzichtsangebot der Musiker annehmen und einen entsprechenden Tarifvertrag vorlegen. Seit 2010 mussten die Musiker auf Tariferhöhung verzichten. Vom 2013 erreichten Flächentarifvertrag sollte die Philharmonie abgekoppelt werden.
Gelsenkirchens Kulturdezernent Dr. Manfred Beck geht das Angebot des DOV noch nicht weit genug . „Ich nehme zwar das signalisierte Entgegenkommen wahr, kritisiere aber die ,Vogel friss oder stirb’-Haltung.“ Das Angebot lasse keinen Raum für Verhandlungen. Auch die Arbeitgeber hätten einen Vorschlag vorgelegt. Da müsse man sich jetzt irgendwo treffen. Am Mittwoch trifft sich in Recklinghausen das Kuratorium der Träger zu einer Sondersitzung.