Gelsenkirchen.

Die Legende lebt längst nicht mehr. Edith Piaf, der singende Spatz von Paris, starb 1963 im Alter von nur 47 Jahren. Eine Opernsängerin am Musiktheater aber setzt sich auf die Spuren der Piaf.

Aber wie Christa Platzer, Opernsängerin am Musiktheater im Revier, die markante Stimme der Grande Dame des Chansons im Bühnenprogramm „Non, je ne regrette rien“ wieder aufleben lässt, wie sie Piafs Leben, Leiden und Lieben in Texten und Liedern nachspürt, das ist verblüffend authentisch, stimmig und von großartiger Emotionalität.

Karriere voller Höhen und Tiefen

Für die szenische Lesung, die brillant Schlaglichter auf eine ungewöhnliche Karriere voller Höhen und Tiefen wirft und die am Samstagabend im so gut wie ausverkauften Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier über die Bühne ging, erntete die Sängerin gemeinsam mit ihrer ausgezeichneten vierköpfigen Combo großen Jubel und stehende Ovationen.

Was diesen musikalischen Abend, mit dem Platzer bereits seit 2010 sehr erfolgreich tourt, zusätzlich zu einem atmosphärisch dichten, zu einem ganz besonderen machte, war das Ambiente des Kit Kat-Klubs aus der noch immer laufenden Erfolgsproduktion „Cabaret“. Platzer ließ die Piaf in der plüschigen Cabaret-Bar lebendig werden, das Publikum im Foyer saß an den kleinen Klub-Tischchen bei Sekt, Selters und Wein.

Studie eines markanten Timbres

Hier setzte sich die Sängerin sensibel, gelassen und dennoch berührend intensiv auf die Spuren des kleinen großen, französischen Chansonstars. Nahezu perfekt imitierte Platzer das so bekannte, das so markante und eigenwillige Timbre der Piaf, wechselte in leisem Wechsel von der Gesangsbühne an den Schreibtisch, wo sie nach Texten von Michael Schulz Lebensstationen Edith Piafs beleuchtete. Genau studiert hat die Künstlerin diese Frau, die sie nun auf der Bühne spielt. Hart rollt das „R“ der Piaf, scharf und schneidend schnarrt die Stimme in die Höhe. Etwas breitbeinig steht sie da wie einst die Piaf, die Hände in die Hüften gestemmt.

Piaf galt als Meisterin der ganz großen Gefühle, ihr Leben war ein permanenter Tanz auf dem Vulkan, eine bizarre Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn. 1915 wird sie in Paris als Tochter einer Kneipensängerin und eines Zirkusakrobaten geboren, wuchs in einer Halbwelt auf, schlug sich früh als Straßensängerin durch, bis Louis Leplée sie für sein Kabarett entdeckt. Unstet in der Liebe, hält Piaf vor allem dem Alkohol und den Drogen ein Leben lang die zerstörerische Treue.

Ihre Chansons erzählen von Verletzungen und Sehnsüchten: „Ich singe von der Liebe und ich brauche Liebe. Für mich sind das Chanson und die Liebe eins“, soll sie einmal gesagt haben. Alle bekannten Lieder wie „Milord“ „Padam, padam“ oder „Non, je ne regrette rien“ erklingen, begleitet von der ausgezeichneten, aufmerksamen Band mit Dirk Sobe (Klavier), Oliver Räumelt (Akkordeon), Ronald Güldenpfennig (Bass) und Jürgen Schneider (Schlagzeug).