Gelsenkirchen.

Es ist keine leichte Kost, die sich das Team des Musiktheaters im Revier für die nächste große Premiere dieser Spielzeit vorgenommen hat: Aufgetischt wird am Samstag, 28. Mai, Benjamin Brittens „War Requiem“.

Und das hat so viele Zutaten, dass dem ganzen Produktionsteam schon im Vorfeld der Kopf raucht. „Das Werk ist ja kein gewöhnliches Requiem, sondern wird unterbrochen mit vertonten Gedichten von Wilfred Owen“, sagt MiR-Chef-Dirigent Rasmus Baumann.

„Es gibt drei musikalische Ebenen, die unter einen Hut gebracht werden müssen. Dabei entsteht ein regelrechter Dialog zwischen einer lateinischen Totenmesse und den musikalischen Versatzstücken, die dazwischen eingeschoben werden“, erklärt er. „Wir sind die ersten, die das Requiem szenisch auf die Bühne bringen“, erzählt die junge Regisseurin Elisabeth Stöppler, die in Gelsenkirchen schon deutliche Spuren hinterlassen hat: Für ihre Regiearbeit bei Brittens „Peter Grimes“ von 2008 wurde sie mit dem NRW-Förderpreis für junge Künstler und dem Regie-Preis der Götz-Friedrich-Stiftung ausgezeichnet.

Totenmesse auf ungewöhnlicher Bühne

Das macht natürlich neugierig auf die erneute Stöppler-Inszenierung am MiR, die übrigens nicht so blutig werden soll, wie der Titel es vielleicht vermuten lässt. „Natürlich geht es im War-Requiem um Krieg und Gewalt. Wir wollten das allerdings nicht auf dem Schlachtfeld platzieren, sondern in unserer eigenen Mitte.

Deshalb beginnt die Aufführung in einem Wohnzimmer, in dem sich eine Familie gemeinsam eine Kriegsreportage im Fernsehen anschaut. Und mitten in dieser Situation bricht ein Soldat durch die Wand - dann ist der Krieg unmittelbar da“, erklärt Elisabeth Stöppler.

Thema Begegnungen in den Mittelpunkt stellen

Es sei nicht leicht gewesen, Brittens äußerst komplexes Werk in ein szenisches Gewand zu kleiden, „denn die Bilderflut ist erdrückend“, so Stöppler. „Wir versuchen, den Kern des Stückes herauszuschälen“, ergänzt MiR-Dramaturgin Anna Melcher.

„Das Werk entfaltet eine unglaubliche Sogwirkung und ist eine wahnsinnig intensive Erfahrung für uns alle“, sagt sie. Kathrin-Susann Brose will mit ihrem Bühnenbild, das viele verschiedene Elemente vereinen muss, vor allem das Thema Begegnungen in den Mittelpunkt stellen. „Es gibt bei uns eine große Kreuzung, an der sich die Menschen treffen, um sich auszutauschen über die großen Themen dieses Stücks.“

Rasmus Baumann, der die musikalische Leitung des Requiems übernehmen wird, attestiert seinen Kolleginnen dabei eine große Leistung: „Diese ungewöhnliche Bühne ist der tollste Raum, den ich jemals gesehen habe.“ Immerhin müssen die vielen Musiker, die Brittens Werk erfordert, auch ihren Platz finden auf der Bühne.

Einspielung von Live-Videoszenen

Neben der Neuen Philharmonie Westfalen im Orchestergraben treten beim „War Requiem“ nämlich auch noch ein Kammerorchester, der Opern- und der Extrachor des MiR, der Kinderchor der Städtischen Musikschule, die Gesangssolisten Petra Schmidt, William Saetre und Björn Waag sowie zahlreiche Statisten in Erscheinung.

Und - genau wie in der Produktion „Peter Grimes“ werden zwischendurch Live-Videoszenen des Geschehens eingespielt. Wie sich all’ das zu einem musikalischen Ausnahmewerk zusammenfügt? Am Samstag wird das Geheimnis gelüftet…