Gelsenkirchen. Der Interkulturelle Arbeitskreis aus Christen, Juden und Muslimen positioniert sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen jegliche Form der Ausgrenzung.

Es ist eine beeindruckende Demonstration von Geschlossenheit: An die 50 Leute sitzen dicht gedrängt im Sitzungszimmer des Hans-Sachs-Hauses. Sie dokumentieren allein durch ihre Anwesenheit, wie wichtig ihnen der Anlass des kurzen Treffens ist – nicht ganz zwei Monate nach den Attentaten auf Journalisten, Juden und Polizisten in Paris. Nach den von sogenannten „Patrioten Europas gegen die Islamisierung des Abendlands (Pegida)“ ausgelösten Unruhen. Nach Anfeindungen gegen Muslime, Attacken gegen Mitglieder der Jüdischen Gemeinde ...

Der Interkulturelle Arbeitskreis um seine Sprecherin Pfarrerin Kirsten Sowa hat darüber geredet. Christen, Juden und Muslime in Gelsenkirchen wollen nicht länger schweigen und ein Zeichen setzen. Sie tun das in Form einer Stellungnahme, die die breite Öffentlichkeit erreichen soll. Man sei seit 40 Jahren um ein friedliches Zusammenleben der Kulturen und Religionen bemüht, sagt Sowa. Sie sei der festen Überzeugung: „Wenn ich die Unterschiede der Kulturen kenne, kann ich den anderen akzeptieren. Und da, wo Menschen sich begegnen, sollten sie ein offenes Auge für den Anderen haben.“

Pilgerwege und Friedensgebete setzen Zeichen

Die Grundlagen des Interkulturellen Arbeitskreises, der durch Pilgerwege und Friedensgebete regelmäßig Zeichen setzt, sind auch in der gemeinsamen Erklärung beschrieben. „Unsere Gespräche sind auf Augenhöhe, in gegenseitigem Respekt. Gemeinsam treten wir als Religionsgemeinschaften für das Wohl unserer Stadt und das Wohl der darin lebenden Menschen ein. Friedliches Miteinander, respektvoller Umgang und der Wunsch, gemeinsam die Zukunft einer bunten Stadtgesellschaft zu gestalten, liegen uns am Herzen.“

Kirsten Sowa liest die Erklärung vor (später wird sie auf Türkisch verlesen). Darin heißt es: „Radikales Gedankengut, das Menschen ausgrenzt und den Frieden miteinander stört oder in Frage stellt, hat keinen Platz in unserer Stadt.“

Ausdrücklich „Nein“ sagt der Arbeitskreis, dem neben Moscheegemeinden, evangelischer und katholischer Kirche sowie jüdischer Gemeinde auch die Gelsenkirchener Polizei sowie einzelne Schulen angehören, zu: „Hass und Fremdenfeindlichkeit, zu extremistischen Ideen, die Gewalt fördern und zu menschenverachtendem Verhalten führen, zu fundamentalistischen Positionen, die Menschen ausgrenzen und zu Terror in jeglicher Form.“ Das klare „Ja“ der Gemeinschaft gilt „einer friedvollen Gesellschaft, die jeden Mitmenschen unabhängig von Herkunft, Kultur und Religion als Bereicherung ansieht und zur solidarischen Unterstützung der in Bedrängnis geratenen Mitbürger.“