Gelsenkirchen/Essen. Der 31-Jährige, der Drogen per Tennisball in die JVA Gelsenkirchen einfliegen ließ, muss dreieinhalb Jahre hinter Gitter. So urteilte das Landgericht Essen. Der Gelsenkirchener hatte zum Prozessauftakt freimütig gestanden, die Lieferung des Rauschgifts mitorganisiert zu haben.
Korkmaz C., der Angeklagte, der Haschisch und Heroin per Tennisball in die JVA Gelsenkirchen einfliegen ließ, muss dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Das Landgericht Essen verurteilte ihn am Montag wegen Drogenhandels und wies den Drogensüchtigen gleichzeitig in eine geschlossene Entziehungsanstalt ein.
Der 31-Jährige aus Gelsenkirchen hatte zum Prozessauftakt freimütig gestanden, die Lieferung der beiden Rauschgifte mitorganisiert zu haben. Allerdings will er damit kein Geld verdient haben. Außerdem verfügte er illegal über ein Handy in seiner Haftzelle, mit dem er seine Bestellungen aufgeben und die Lieferwege festlegen konnte.
Begehrte Ware
Besonders einfach erscheint die Methode „Tennisball“. Die Bälle sind präpariert und mit Rauschgift gefüllt. Freunde außerhalb der JVA werfen die Bälle über die Mauer. Beim Hofgang sammelt der Inhaftierte die Tennisbälle auf. Gewisse Schwächen des Kurierwegs liegen auf der Hand und sorgten im Herbst 2011 für eine Massenschlägerei. Russische Häftlinge hatten einen Ball aufgehoben und einkassiert, der eigentlich für die türkisch-libanesische Gruppe und damit auch für Korkmaz C. bestimmt war. Schnell droschen die Häftlinge mit Holzlatten aufeinander ein, mit Nagelscheren stachen sie zu oder schlugen sich mit den Fäusten. Den JVA-Beamten gelang es nur schwer, die Häftlinge wieder in die Zellen zu bringen. Polizei musste zur Hilfe eilen.
Handy im Knast
Aber auch auf konventionelle Art gelangte das Rauschgift ins Gefängnis. Besucher brachten es mit. Die Polizei hatte Anfang 2012 problemlos die Lieferwege verfolgen können, weil Korkmaz C. im Gefängnis ein Handy nutzte und offenbar nicht ahnte, dass er in der Haft abgehört wurde. In dieser Zeit verschlüsselte er die Angaben zum Drogenhandel nicht, sondern sprach Klartext. „Wenn man ein Handy hat, quatscht man zu viel“, gestand er zum Prozessauftakt ein.
Richterin Gabriele Jürgensen, Vorsitzende der XVII. Essener Strafkammer, hatte den Drogenhandel im Justizbereich am ersten Tag noch als „unfassbar“ bezeichnet. Am Montag sagte sie sinngemäß nur, alle Wege zu verschließen, würde wohl einen sehr hohen Aufwand bedeuten.