Gelsenkirchen. Kaum keimte Hoffnung, folgte die eiskalte Dusche für die Mieter: Die Traditionssiedlung Flöz Dickebank in Ückendorf, erbaut ab dem Jahr 1868, wird aller Voraussicht in das Eigentum des Bochumer Immobilienunternehmens Häusser-Bau übergehen – wenn nicht noch etwas völlig Unvorhersehbares geschieht.
Nur zwei Tage nach der Verlängerung der Vorkaufsrecht-Option für die Stadt bis zum 20. Juni (die WAZ berichtete) steht damit bereits fest: Ein Erwerb durch die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft ggw ist wirtschaftlich nicht darstellbar. Die erhofften Sonder-Fördertöpfe, die einen Kauf der Siedlung möglich machen sollten, gibt es nicht. Oberbürgermeister Frank Baranowski und ggw-Geschäftsführer Harald Förster informierten am Donnerstag den Rat und viele in der Sitzung anwesende Mieter über diese Entwicklung.
1500 Unterstützerunterschriften
Noch am Morgen hatte die Initiative „Neue Wege für Flöz Dickebank“ im Beisein von Baranowski NRW-Bauminister Harry K. Voigtsberger (SPD) in Düsseldorf ihr Anliegen erläutert: den Verkauf der Bergarbeitersiedlung zu verhindern. Gleichzeitig übergaben Vertreter der Initiative eine Liste mit 1500 Unterschriften und Unterstützerschreiben von Personen aus Politik und Fachwelt. Alles vergeblich, wie sich im Gespräch herausstellte.
Angst um eine Siedlung
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Die Bewohner fürchten nun, dass sie mit dem Verkauf an Häusser-Bau und einer bevorstehenden Einzelprivatisierung als Mieter ihr Zuhause verlieren und Zug um Zug der soziale Zusammenhalt in der gewachsenen Nachbarschaft zerstört wird.
Investitionshaushalt von 24 Millionen Euro
Der Oberbürgermeister machte deutlich, dass ein Ankauf der Siedlung weder für die ggw und noch weniger für Stadt (das ginge für maximal fünf Jahre, dann müsste weiterverkauft werden) finanzierbar sei. SPD-Fraktionschef Klaus Haertel rechnete in einer intensiven Diskussion vor: „Unser Investitionshaushalt beträgt gerade einmal 24 Millionen Euro. Wenn wir jetzt davon acht Millionen nehmen würden, um Flöz Dickebank zu kaufen, wäre ein Drittel weg. Dann wären viele andere notwendige Investitionen und Pflichtaufgaben wie der U3-Ausbau unmöglich.“
Denn auch das steht fest: Die Deutsche Annington, bisherige Eigentümerin der Traditionssiedlung, hat mit Häusser-Bau einen notariell beglaubigten Kaufvertrag über die insgesamt 180 Haushälften in Ückendorf geschlossen, der nach Ablauf der Vorkaufsrecht-Option wirksam wird. Der Preis für die Siedlung: 7,37 Millionen Euro netto, was einen Bruttopreis von ca. 8,3 Millionen Euro bedeutet. „Das ist der nicht zu verhandelnde Preis, der auch für die ggw oder für die Stadt gelten würde“, sagte Baranowski.
Intensive Suche nach Lösungsmöglichkeiten
Die Meinungen über diese Nachricht gingen auseinander. SPD und CDU bewerteten sie als das Ergebnis einer überaus intensiven Suche von Verwaltung und Politik nach Lösungsmöglichkeiten. Die Grünen ließen sich die zahlreichen Rahmendaten von Förster erklären, warum ein Ankauf der Siedlung durch die ggw nicht machbar sei. Am Ende hieß es auch von Peter Tertocha: „Eine Schieflage für die ggw darf es nicht geben.“
Und Frank Baranowski warb: „Wer einen dritten Weg kennt, der soll ihn uns mitteilen. Die Verwaltung wird ihn prüfen.“
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