Essen-Rellinghausen. Immer wieder Neuerungen und Experimentierfreude: Doch jetzt schließt Jens Köster seine Filiale in Essen. Was wird aus seinem „kleinen Kaufladen“?
Rewe war für ihn sein halbes Leben: Vor 33 Jahren begann Jens Köster seine Ausbildung beim Kölner Einzelhandels-Riesen, führte im Anschluss 25 Jahre lang den Markt seiner Eltern in Hamminkeln (Kreis Wesel). Vor sechs Jahren übernahm er die Filiale in Essen-Rellinghausen an der Frankenstraße. Bis 2021 leitete er beide Märkte parallel, bevor er sich auf seinen „kleinen Kaufladen“ in Essen konzentrierte. Doch auch damit ist nun Schluss. „Am 28. Februar schließe ich das Geschäft hier das letzte Mal ab und beende damit das Kapitel Rewe endgültig“, erklärt der 52-Jährige.
Abschied im Rewe-Markt in Essen-Rellinghausen mit Currywurst, Bier und Frucht-Secco
Bei Currywurst, Bier und Frucht-Secco will sich Köster an diesem Tag vor Ort von seiner Kundschaft verabschieden. „Ab 17 Uhr sind alle Kunden und Lieferanten eingeladen, um mich auf meiner letzten Schicht in Rellinghausen zu begleiten.“
„Schon meine Großeltern waren Händler. Das prägt.“
Köster stammt vom Niederrhein, wohnt aber schon seit 25 Jahren in Essen, davon 20 Jahre in Stadtwald. „Hier fühle ich mich wohl, hier kenne ich die Menschen und das, was sie bewegt.“ Die Zeit in Rellinghausen sei für ihn daher immer so etwas wie ein Heimspiel gewesen, zu dem er nach eigenem Gusto auch mit dem Fahrrad fahren konnte. Köster war stets mit Herzblut und Leidenschaft dabei. „Schon meine Großeltern waren Händler. Das prägt.“
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In seinem „kleinen Kaufladen“, wie Köster die nur rund 1000 Quadratmeter große Filiale in Essen nannte (“Moderne Märkte sind locker doppelt so groß“), setzte er auf Teamarbeit und gutes Arbeitsklima. Mit allen seiner knapp 50 Beschäftigten war Köster „per Du“. Im Juni 2024, als die Deutsche Nationalmannschaft bei der EM im Achtelfinale kickte, schloss der erklärte Schalke-Fan knapp zwei Stunden früher, damit alle das Match gegen die Dänen sehen konnten.
Zudem bewies er soziales Engagement: So spendeten seine Kunden gerne an Kösters „Wunschbaum“ für kleine Präsente, die der Einzelhändler mit Hilfe des Vereins VKJ an Kinder aus schwierigen sozialen Verhältnissen verteilte. „Allein im vergangenen Jahr kamen so rund 200 Geschenke zusammen“, berichtet er stolz.
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Wichtig seien ihm auch seine guten Kontakte zu regionalen Lieferanten gewesen. So zählte die Kaffeerösterei „Coffee-Pirates“ aus Rüttenscheid ebenso zu seinen Geschäftspartnern wie der Biofleischer Bernd Burchhardt aus Bergerhausen.
Traurig sind seine Kunden, die auf Kösters Facebook-Portal kommentieren. „Was passiert jetzt mit dem Laden“, stellt eine Kundin sofort die Frage, die alle bewegt. Doch Köster beruhigt: „Ein Nachfolger steht bereit. Wenn ich hier abschließe, macht er das Geschäft am nächsten Tag wieder auf.“ Auch das gesamte Personal wird übernommen.
Entscheidung für den Ausstieg bei Rewe fiel schon im Spätsommer 2024
Ein anderer Kunde hofft, dass der Nachfolger ähnlich „experimentierfreudig“ ist wie Köster selbst: „Bei Ihnen gab es immer wieder Neuerungen, die sonst niemand anderes hatte.“ Besonders das vegane Sortiment hatte der Einzelhändler Stück für Stück erweitert. Am Ende jedoch überwiegen die besten Wünsche für Kösters weitere Zukunft.
Seine Entscheidung, den Laden aufzugeben, habe Jens Köster bereits im Spätsommer 2024 getroffen. Als selbstständiger Einzelhändler sei man sieben Tage die Woche im Einsatz. Nun jedoch wolle er als Markenbotschafter eines Unternehmens für regionale Lebensmittel ein ganz neues Kapitel öffnen. „Der Job wird nicht unbedingt ruhiger, aber er wird anders. Und er passt zu meiner Art.“ Mehr möchte er noch nicht verraten. Nur eines noch: „Meine Familie und ich werden auf jeden Fall in Essen bleiben.“
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