Essen. Nach dem Aus für den Flohmarkt an der Essener Universität haben Händler den Markt auf dem Ehrenzeller Platz wiederbelebt. Eine Zwischenbilanz.
Acht Grad plus und Regen, wahrlich kein Wetter für einen Besuch auf dem Wochenmarkt. An diesem Samstag (25.1.) haben rund ein Dutzend Händler ihre Stände auf dem Ehrenzeller Platz in Essen-Altendorf aufgebaut. Es ist erst ein paar Monate her, da gab es hier nur einen Stand: den von René Wieck. Der 64-Jährige bietet seit mehr 30 Jahren Wurstwaren auf Wochenmärkten feil. Auf dem Ehrenzeller Platz war er so etwas wie der letzte Mohikaner. „Meinen Kunden sind treu, und ich bin es auch“, sagt er.
Im Herbst vergangenen Jahres hat Wieck Gesellschaft bekommen. Obsthändler preisen lautstark ihre Waren an. Aus einem Lautsprecher tönt türkische Musik. Es herrscht ein Hauch von Basaratmosphäre. Wem das gefällt, der dürfte sich auf den Sommer freuen, wenn erwartungsgemäß mehr los sein wird auf dem samstäglichen Wochenmarkt. Andere fremdeln damit.
Händler in Essen-Altendorf waren vorher an der Uni
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Theresia Engelke wohnt seit 1984 in der Nachbarschaft. „Der Markt war damals Bombe“, erzählt sie. Dicht standen die Marktstände. Mit der Zeit seien es immer weniger geworden. Auch das Publikum hat sich verändert. Früher wohnten Krupp-Arbeiter in Altendorf. Heute ist das Milieu migrantisch geprägt.
Das gilt auch für den Wochenmarkt auf dem Ehrenzeller Platz. Viele der Händler dort haben ihre Waren noch im vergangenen Jahr auf dem Flohmarkt an der Universität angeboten. Der Markt auf dem weitläufigen Parkplatz war mehr Versorgungs- als Trödelmarkt, lockte Besucher von nah und fern. Doch die Universität kündigte dem privaten Betreiber, weil sie ihr Grundstück für anstehende Baumaßnahmen benötigt.
Aus Sicht der städtischen EVV Verwertungs- und Betriebs GmbH (EVB), zuständig für rund zwei Dutzend Wochenmärkte im Stadtgebiet, sah darin die Chance, den Markt in Altendorf wiederzubeleben. Für Marktleiter Michael Dielissen ist die Rechnung bislang aufgegangen. „Wir hatten hier schon 28 Stände“, erzählt her. Dass an diesem Samstag in der Mitte des Platzes gähnende Leere herrscht, sei der Jahreszeit und dem schlechten Wetter geschuldet, ist er überzeugt.
Händler sehen Wochenmarkt in Essen-Altendorf nicht als echten Ersatz

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Noch sind es fahrende Händler, die nach Altendorf kommen. Die EVB will sie als Vertragshändler fest verpflichten, wartet aber ab, wer regelmäßig wiederkommt. Vertragshändler kommen günstiger weg, die EVB erlässt ihnen die zehn Euro Standgebühr, die sonst fällig sind und berechnet nur die genutzte Fläche mit 1,13 Euro pro Quadratmeter.
Auch Raman Hassan war mit seinem Obst- und Gemüsestand regelmäßig auf dem Uni-Parkplatz vertreten. Zwei Lkw voller Waren transportierten sie jeden Samstag dorthin, berichtet Hassans Cousin Ismet Gecili. In Altendorf seien es nur mehrere Paletten. Ein echter Ersatz sei der Wochenmarkt in Altendorf nicht, berichten die beiden Markthändler. „Wir würden gerne zurück zur Uni“, sagt Ismet Gecili.
Essenerin fordert Stadt auf, Alternative für Uni-Flohmarkt zu finden

Mit diesem Wunsch stehen die beiden nicht alleine da. Eine Petentin wandte sich jüngst gar an den Ausschuss für Anregungen und Beschwerden des Stadtrates. „Wie viele andere Menschen war ich als Bewohnerin der nahen Umgebung fast jedes Wochenende dort, um meine wöchentlichen Einkäufe zu erledigen, und auch um auf Schatzsuche im Trödelbereich zu gehen. Man konnte immer etwas finden“, schreibt sie und fordert die Stadt auf, nach Alternativen zu suchen. Ihr selbst fielen spontan einige ein: die Grüne Mitte Essen, die Kettwiger Straße, der Kennedyplatz oder die Viehofer Straße
Die Stadt Essen winkt ab. Es sei Sache des Flohmarktveranstalters eine andere, geeignete Fläche zu finden. Auch die EVB hatte klassischen Flohmarkthändlern abgesagt, da ihr Sortiment in der städtischen Marktordnung nicht vorgesehen ist.
So bleibt auch das Prinzip Hoffnung, dass es in Altendorf viele so sehen wie Salem Abazid, der geröstete Nüsse und Trockenfrüchte anbietet. 60 bis 70 Prozent der Stammkunden vom Uni-Markt seien ihnen treu geblieben und kommen nach Altendorf, erzählt er. „Wir sind zufrieden mit dem Markt.“
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