Essen. Auf dem Ehrenzeller Platz gab es zuletzt nur noch einen Stand. Doch nun machen Händler vom früheren Uni-Trödelmarkt Hoffnung auf bessere Zeiten.

Eva Kraja schaut über den Ehrenzeller Platz und findet es einfach wunderbar. Es ist Samstagmittag. Der Hochnebel hat sich noch nicht gelichtet und dennoch sind wohl so viele Menschen auf dem Platz, wie lange nicht mehr an einem Samstag. „Endlich gibt es bei uns in Altendorf wieder einen Markt“, sagt Eva Kraja, die gleich nebenan wohnt und zuletzt noch regelmäßig hierher kam, um bei René Wieck am Stand abgepackte Wurst zu kaufen. „Ich kenne ihn schon über 30 Jahre. Als meine Kinder noch klein waren, haben sie bei ihm immer eine Wurst bekommen.“

Bis vergangenen Samstag war der 64-Jährige der letzte Händler auf dem Wochenmarkt in Altendorf, der seinen Namen eigentlich schon lange nicht mehr verdiente. Der Kartoffelhändler, der lange neben Wieck stand, hatte schon vor Monaten die Segel gestrichen. Das Bild, das sich René Wieck an diesem Samstag bietet, ist ein anderes. Er hat wieder Gesellschaft bekommen.

René Wieck kommt schon seit über 30 Jahren mit seinem Wurstwagen zum Markt nach Altendorf. Bis vergangene Woche war er der letzte Händler auf dem Ehrenzeller Platz.
René Wieck kommt schon seit über 30 Jahren mit seinem Wurstwagen zum Markt nach Altendorf. Bis vergangene Woche war er der letzte Händler auf dem Ehrenzeller Platz. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Altendorfer Wochenmarkt zählt nun 13 Händler

Zwölf weitere Händler haben ihre Stände rund um den Platz aufgestellt. Wiecks Wurstwagen ist umringt vor allem von Obst- und Gemüsetischen, aber auch Ständen mit Trockenfrüchten, Feinkost wie Oliven, oder auch Textilien und Schmuck. Die Tomaten gibt‘s ab 1,50 Euro das Kilo, zwei Kilo Äpfel sind für 3 Euro zu haben. Die Kiste Bananen kostet kurz vor Endes des Marktes um 13 Uhr nur noch vier Euro. Ein türkischer Imbiss bietet Linsensuppe, Köfte oder Pizza an.

Die Neuen auf dem Ehrenzeller Platz haben bis vor kurzem ihre Waren auf dem Trödelmarkt am Reckhammer Weg an der Uni verkauft. Ende Juli war dort nach über 30 Jahren Schluss. Der Pachtvertrag des Marktbetreibers mit der Universität war ausgelaufen, die Uni wollte diesen nicht mehr verlängern, weil sie das Grundstück künftig selbst braucht.

Die 93-jährige Edeltraud Steinmetz ist froh, dass sie jetzt wieder um die Ecke frisches Obst und Gemüse kaufen kann.
Die 93-jährige Edeltraud Steinmetz ist froh, dass sie jetzt wieder um die Ecke frisches Obst und Gemüse kaufen kann. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Aus des Trödelmarktes an der Uni traf Händler und Kunden hart

Für Händler wie für viele Kunden war dies ein schmerzlicher Schnitt. Der einstige Trödelmarkt war längst zu einem wichtigen Versorgungsmarkt für Nachbarn, aber auch für Menschen aus dem Umland geworden. Auch Eva Kraja gehörte zu den Stammkunden. „Das war eine Katastrophe für mich“, erinnert sie sich. Freilich war das Angebot an der Uni mit geschätzt 100 Händlern ungleich höher als das der 13 Stände auf dem Ehrenzeller Platz. „Aber es freut mich trotzdem. Für unsere Ecke hier passt das perfekt.“

Tamam Alragb ist mit dem Wechsel auf den Wochenmarkt nach Altendorf zufrieden.
Tamam Alragb ist mit dem Wechsel auf den Wochenmarkt nach Altendorf zufrieden. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Einer der Verkäufer ist Tamam Algragb. Er bietet unter anderem Nüsse und Trockenfrüchte an. Eine kleine Schlange hat sich vor seinem Stand gebildet. Er wirkt zufrieden. „Es ist gut hier“, sagt er mit verschränkten Händen vor der Brust. Als an der Uni Schluss war, ist er samstags nach Frankfurt gefahren, musste um 2 Uhr nachts aufstehen. Das ist vorbei.

„Sind Sie jetzt immer hier?“, fragt ihn Edeltraud Steinmetz. Algragb nickt. „Gott sei Dank“, erwidert die Rentnerin. Sie ist 93 Jahre alt, kannte noch den Altendorfer Wochenmarkt aus früheren Zeiten. „Das war ein Traum“, schwärmt sie. Dass sich der Platz nun wieder etwas belebt, freut auch sie. Vor allem die Auswahl an Gemüse sei gut, die Preise auch. „Wissen Sie, als alte Frau kann ich ja nicht mehr so weit laufen, aber bis hierher schaffe ich das.“ Sie wird wiederkommen.

Genauso wie Hasan Raman, einer der Gemüsehändler. Er ist mit dem Geschäft an diesem ersten Samstag zufrieden. Dass es jetzt mehr Angebot auf dem Markt hier gebe, müsse sich sicher noch weiter herumsprechen. Man werde sehen, wie es in ein bis zwei Monaten läuft.

Bei Salih am „Anatolien Express“ gibt es neben Linsensuppe und Köfte auch einen heißen Kaffee.
Bei Salih am „Anatolien Express“ gibt es neben Linsensuppe und Köfte auch einen heißen Kaffee. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich
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Stadt Essen rechnet künftig mit noch mehr Händlern in Altendorf

Unter den Händlern macht längst die Runde, dass es wohl schon bald mehr Stände geben könnte. Platz gäbe es für 50 bis 60. Vor allem der leeren Mitte täte weitere Belebung gut. Tatsächlich hatten beim städtischen Betreiber, der EVB, sogar über 30 Händler für diesen Samstag Interesse bekundet. Warum es am Ende dann doch nur zwölf waren, weiß Sandra Evers, Leiterin des Marktsachgebietes bei der Stadt, nicht. „Vielleicht wollten viele erstmal abwarten, wie es anläuft.“

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Und es läuft ordentlich. An den Ständen ist immer Betrieb. Das Publikum ist gemischt, es überwiegt die arabische und türkische Kundschaft. René Wieck beobachtet das Treiben aus seinem Verkaufswagen. Langweilig ist ihm an diesem Tag nicht. Aber mehr Kundschaft und damit mehr Umsatz habe er auch nicht. „Ich fürchte, ich habe nicht die Ware für die Kunden hier“, meint er und zeigt auf seine Wurst, die auch aus Schweinefleisch besteht. Dass er auch Geflügelwurst verkauft, nimmt offensichtlich keiner so recht zur Kenntnis. René Wieck nimmt es gelassen. „Wenigstens sind heute nach drei Jahren mal wieder die Toiletten geputzt worden, auch wenn das Toilettenpapier fehlte.“

Der Wochenmarkt am Ehrenzeller Platz findet immer samstags von 8 bis 13 Uhr statt.

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