Essen-Frillendorf. Der Essener Matthias Gosepath (62) hat sich einen Leichenwagen umbauen lassen und schläft dort auch drin. Er sagt: „ich schlafe in dem Auto wie ein Toter.“

Matthias Gosepath war vor vier Jahren auf der Suche nach einem neuen Auto. Eigentlich hatte er nach einer Limousine gesucht. Doch dann stand dieses Auto da: ein Buick Roadmaster. Auf dem schwarzen und weißen Lack sind Blumen-Motive zu sehen. „Es gibt zum Beispiel auch Vögel und Insekten auf dem Auto“, sagt der Essener. In der Insektenwelt sorgt der Aufdruck gelegentlich für Verwirrung. „Manchmal fliegen Bienen oder Hummeln gegen das Auto, weil sie die Pflanzen bestäuben wollen.“

Beim Betrachten des Innenraums fallen weitere ungewöhnliche Details auf. Obwohl das Auto sehr lang ist, ist lediglich Platz für Fahrer und Beifahrer. Im hinteren Teil des Autos wurden die Wände mit hellblauen Polstern verkleidet. Der Wagen ist sechseinhalb Meter lang und wurde für die Vorbesitzer extra um einen Meter verlängert. „Das Auto ist ein ehemaliger Leichenwagen. Der Autohändler hatte das Fahrzeug von einem Bestatter aus Holland.“

Kleine Details, wie hier an der Außensteckdose des Wagens, zeigen: Essener Matthias Gosepath ist Rock- und Metal-Fan.
Kleine Details, wie hier an der Außensteckdose des Wagens, zeigen: Essener Matthias Gosepath ist Rock- und Metal-Fan. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Essener schläft in seinem Camper auf einer Matratze

„Wenn ich durch die Stadt fahre, schauen viele Menschen zunächst verwundert“, sagt der Essener. Der 62-Jährige hat nach dem Kauf des Leichenwagens das Auto zu einem Camper umgerüstet. In den Urlaub fährt er mit dem Auto allerdings nicht. „Ich bin damit nur auf Festivals. Dafür ist der Wagen perfekt.“ Der Essener hat auch einen Campingkocher fest eingebaut. In einer Bodenklappe sind Verkabelung und Technik untergebracht. „Damit das Bier auch kühl bleibt!“

Der zum Camper umgebaute Leichenwagen stammt von der Marke Buick.
Der zum Camper umgebaute Leichenwagen stammt von der Marke Buick. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Im Kofferraum sind Fliesen mit bunten Vogel-Motiven angebracht. Wenn Gosepath schlafen möchte, legt er eine Matratze auf den Boden. „Ich schlafe in dem Auto wie ein Toter“, sagt er und lacht. Ein komisches Gefühl habe er nie im Auto gehabt, er habe immer gut geschlafen. Das Kennzeichen ist eine Anspielung auf die ehemalige Nutzung des Autos. „Wir haben viel überlegt und uns schließlich für E-RB-3 entschieden. Dreht man die 3 um, kommt ‚Erbe‘ raus.“

  • Die Lokalredaktion Essen ist auch bei WhatsApp! Abonnieren Sie hier unseren kostenlosen Kanal: direkt zum Channel!

Leichenwagen als Camper: Fenster und Rückfahrkamera angebracht

„Meine Freundin schaut sich nachts gerne die Sterne und tagsüber den blauen Himmel an“, sagt Gosepath. Aus diesem Grund hat der Essener in das Dach ein Fenster eingebaut. Ein weiterer Vorteil laut Gosepath: Durch das Fenster wird es nachts nicht zu stickig. Neben dem Fenster gibt es an dem Auto noch eine weitere nachgerüstete Funktion. „Die Seitenspiegel sind sehr klein und das Auto ist sehr lang. Aus diesem Grund habe ich am Heck eine Rückfahrkamera anbringen lassen.“ Das Video-Signal wird dann auf ein Multimedia-Display im Fahrerraum weitergeleitet. Trotzdem sei beim Einparken hin und wieder ein Poller im Weg gewesen.

Essener Matthias Gosepath zeigt seinen umgebauten Leichenwagen: In der Tür befindet sich ein ausklappbarer Gaskocher, gekocht wird draußen.
Essener Matthias Gosepath zeigt seinen umgebauten Leichenwagen: In der Tür befindet sich ein ausklappbarer Gaskocher, gekocht wird draußen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Matthias Gosepath ist bekennender Rock- und Metal-Fan. Sobald der Motor anspringt und die Musikanlage angeht, dröhnt Metal-Musik aus den Musikboxen. Seine Musikvorliebe hat er auch in seinem Leichenwagen verewigt. Auf dem Armaturenbrett stehen ein „Bullhead“ vom Wacken-Festival und ein Klopapier-Hut. „Den hat eine Freundin für mich gestrickt. Unter dem Hut ist auch tatsächlich eine Klopapierrolle“, sagt Gosepath stolz. Auf den Hut ist zusätzlich eine Rock-Hand, unter den Fans „Horns“ genannt, gestrickt.

Essener hat sich inzwischen einen neuen Camper gekauft

Die Sitze in der Fahrerkabine haben ein hellblaues Polster. „Das fühlt sich so an, als würde man sich auf ein Sofa setzen“, beschreibt Gosepath. Der Wagen komme bei den meisten gut an – jedoch nicht bei allen: „Viele wollen bei mir mitfahren. Manche sagen auch, dass sie aufgrund der ehemaligen Verwendung als Leichenwagen nicht mitfahren möchten.“ Der Motor ist leistungsstark: Ein V8-Motor bringt 260 Pferdestärken auf die Straße. „Wenn mich jemand überholen möchte, denke ich mir: Ich zeige dir mal, was mein Wagen kann!“

Der Camper in Essen-Frillendorf: So sieht die Ladefläche aus. An der Innenseite der Hecktür ist dicker Plüsch.
Der Camper in Essen-Frillendorf: So sieht die Ladefläche aus. An der Innenseite der Hecktür ist dicker Plüsch. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Obwohl Gosepath viele Erinnerungen mit den Wagen sammeln konnte, möchte er sich langfristig von seinem Leichenwagen trennen. „Ich habe mir einen neuen Camper gekauft, damit ich auch mal im Auto stehen kann.“ Auch das neue Auto ist von einem amerikanischen Hersteller. „Bedingung von meinem Sohn war, dass man genauso gemütlich sitzt wie im Leichenwagen: Und das tut man auch beim neuen Auto definitiv.“

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Folgen Sie uns auch auf Facebook, Instagram & WhatsApp | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig und Werden + Borbeck und West | Alle Artikel aus Essen]