Essen. Dank einer Großspende konnte die Tafel Fleisch- und Wurstwaren im Wert von etwa 120.000 Euro an Bedürftige ausgeben. Der Andrang war groß.

Bei der Essener Tafel gab es die Bescherung an diesem Heiligen Abend schon am Vormittag: Dank einer Großspende kamen Wurst und Fleischwaren auf den Gabentisch. Und wer an Weihnachten Fisch bevorzugt, konnte einen kapitalen Karpfen mit nach Hause nehmen.

Zum zweiten Mal in Folge unterstützte der Fleischhof Rasting aus Essen-Kupferdreh die Essener Tafel pünktlich zum Weihnachtsfest. Tafel-Chef Jörg Sartor hatte die frohe Botschaft erst am vergangenen Freitag erhalten. Wer an diesem Tag zur Tafel kam, erfuhr es aus erster Hand. Und schnell sprach sich herum, dass an Heilig Abend nicht nur Stammkunden am Wasserturm an der Steeler Straße willkommen waren.

15 Tonnen Lebensmittel wären sonst entsorgt worden

Sozialdezernent Peter Renzel (l.) schaute bei der Essener Tafel im Wasserturm vorbei. Tafel-Chef Jörg Sartor konnte sich zum zweiten Mal in Folge über eine Großspende zu Weihnachten freuen.
Sozialdezernent Peter Renzel (l.) schaute bei der Essener Tafel im Wasserturm vorbei. Tafel-Chef Jörg Sartor konnte sich zum zweiten Mal in Folge über eine Großspende zu Weihnachten freuen. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Frühaufsteher sicherten sich bereits ab fünf Uhr morgens die vordersten Plätze. Als die Lebensmittelausgabe schließlich um kurz nach 10 Uhr öffnete, reichte die Warteschlange etwa 200 Meter weit bis zur A40. Mitarbeiter der Tafel hatte da drei Lkw-Ladungen ausgeladen, mit Waren im Wert von etwa 120.000 Euro. Insgesamt waren es 15 Tonnen, rechnete Jörg Sartor vor. Waren, die sonst entsorgt worden wären.

„Es ist nicht unsere Aufgabe, alle Bedürftigen dieser Stadt zu versorgen“, betonte Jörg Sartor einmal mehr. Mit dieser Aufgabe wäre die Tafel auch überfordert. Sinn und Zweck der Einrichtung sei es, Lebensmittel weiterzugeben, bevor diese vernichtet werden. Und doch nimmt die Zahl jener, die gerne die Hilfe der Tafel in Anspruch nehmen würden, von Jahr zu Jahr zu. Darunter seien viele alte Menschen.

Die ehrenamtlichen Helfer hatten in der Lebensmittelausgabe gut zu tun. Drei Lkw-Ladungen mit Lebensmitteln wurden verteilt.
Die ehrenamtlichen Helfer hatten in der Lebensmittelausgabe gut zu tun. Drei Lkw-Ladungen mit Lebensmitteln wurden verteilt. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich
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„140.000 Senioren leben in Essen. Die Durchschnittsrente beträgt 1037 Euro“, berichtete Sozialdezernent Peter Renzel, der sich persönlich ein Bild von der Ausgabe am Wasserturm machte. „Für viele ist es ein Segen, sich einmal pro Woche mit Lebensmitteln versorgen zu können“, weiß Renzel aus persönlichen Gesprächen.

Die Warteliste der Essener Tafel wird immer länger

Schon Stunden bevor sich die Tür zum Wasserturm an der Steeler Straße öffnete, hatte sich dort eine lange Schlange gebildet.
Schon Stunden bevor sich die Tür zum Wasserturm an der Steeler Straße öffnete, hatte sich dort eine lange Schlange gebildet. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Und die Warteliste der Essener Tafel wird immer länger, wie Jörg Sartor berichtet. Aktuell stünden rund 500 Personen auf der Liste. Sie alle warten darauf, dass ein Platz an der Tafel frei wird. Dies sei viel seltener der Fall, seit die soziale Einrichtungen Bedürftige ab 60 Jahren und Schwerbehinderte nach Ablauf eines Jahres nicht mehr wegschickt. Sie dürfen bleiben. So hatte es der Vorstand vor einigen Jahren beschlossen. Die Folge: „Im Monat werden nur noch 35 bis 40 Plätze frei statt bis zu 180 wie früher“, berichtet Sartor.

Aktuell versorgt die Tafel 1600 Familien im gesamten Stadtgebiet, hinzu kommen fast 100 soziale und caritative Einrichtungen. Im August kommenden Jahres zieht die Tafel um ins Westviertel. Der Mietvertrag für eine Gewerbeimmobilie an der Frohnhauser Straße sei unterschrieben, zum 1. Februar soll das Gebäude übergeben werden, berichtet Sartor. Für den Umbau sorgt die Tafel in Eigenregie.

Die neue Bleibe biete mehr Platz. Der Tafel-Chef geht deshalb davon aus, dass künftig zwischen 150 und 200 Personen zusätzlich aufgenommen werden können. Spenden, nicht nur zu Weihnachten, bleiben willkommen. „Es ist eine schöne Geste“, sagt ein Mann mittleren Alters, der an diesem Heiligen Abend weit vorne in der Schlange steht und anonym bleiben will. „Es hilft einem, über die Runden zu kommen.“

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