Essen. Lebensmittel für Binnenflüchtlinge und Futter für Zootiere, Windeln, Krankenwagen und Urlaub von der Front: Wie „Opora“ Hoffnung vermittelt.
Wenn über den Maidan von Riwne mal wieder die Klänge von „Adagio for strings“ wehen, ist das kein gutes Zeichen: Für ein paar quälend lange Sekunden steht dann sogar der Verkehr auf der nahen Hauptstraße still; es ist eine Verbeugung für jene gefallenen Soldaten, die hier aufgebahrt werden, einen Laib Brot auf dem Sarg, damit ihre Heimatstadt von ihnen Abschied nehmen kann. Dies sind die wohl dunkelsten Momente des brutalen Krieges in der Ukraine, und vielleicht ertragen sie das alles hier auch nur deshalb so tapfer, weil es am Rande immer wieder auch Lichtblicke gibt.
Die Spenden für die Partner werden meist vor Ort in der Ukraine gekauft
Es kommt buchstäblich in Gestalt von starken Scheinwerfern und Lampen für Rettungsteams, aber auch als Thermokleidung für den kalten Winter, es kommt in Form von Windeln für Babies oder Windelhöschen für die Erwachsenen in Pflegeheimen. Dazu Ultraschall-Geräte und Feuerlöscher, Erste-Hilfe-Packs und Suppen-Küchen, gebrauchte Krankenwagen und kistenweise Zahnpasta oder Duschgel, Lebensmittel für die zahllosen Binnenflüchtlinge oder Futterspenden für den Zoo.
Und wo immer man dort hinschaut, ob nach Riwne, in eine Klinik in Lviv oder ein Heim in Saporischschja: Thomas Schiemann scheint schon da. Der Essener Unternehmer, verheiratet mit einer Ukrainerin und einst erfolgreich mit dem Handel von Milchprodukten ins Land, ist so etwas wie der Mastermind des gemeinnützigen Vereins „Opora“. Das ist Ukrainisch und bedeutet „Unterstützung“, und wenn man sieht, wo Schiemann sein Hilfs-Netzwerk knüpft, drängt sich der Eindruck auf, dass das Helfen ihm längst Business genug ist. Über 3000 Paletten an Waren, von denen viele in direkt in der Ukraine gekauft werden, hat er schon organisiert.
Den traumatisierten Kinder aus Nikopol will man Urlaub von der Front ermöglichen
Schiemann investiert viel Zeit und eigenes Geld, aber „ich kann nicht alles selbst machen“, der Mann braucht auch Partner. Die fand er für ein neues Projekt – man muss sagen: wieder einmal – bei der Caritas. Dieser Tage traf man sich mit einem Abgeordneten der Stadt Nikopol im Osten der Ukraine, nahe der Front, wo in einem Heim namens Nika 120 Kinder zwischen 7 und 18 Jahren leben, manche mit Behinderungen, andere autistisch, viele ohne Eltern.
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Durch den andauernden Beschuss in der Nähe sind die Kinder stark traumatisiert, geplant ist deshalb, ihnen den Aufenthalt in einem Ferienlager zu ermöglichen, wo sie sich ein paar Wochen erholen können. Schiemanns Team in Kiew wird sich um eine geeignete Unterkunft, Transport und Verpflegung kümmern. Die erste Gruppe könnte dann schon im Januar ihren Urlaub von der Front antreten.
Dabei tun sich Fronten, wenn auch anderer Art, überall auf. Zuhause in Essen will Thomas Schiemann gemeinsam mit dem Verein „Opora“ und politischen Vertretern ein Projekt starten, bei dem es um die Anerkennung von Abschlüssen geht: „Die bürokratischen Hürden sind unendlich hoch und kompliziert“, meint Schiemann. Dabei wollen nach seiner Erfahrung sehr viele Ukrainerinnen und Ukrainer arbeiten, sie scheitern aber an der Bürokratie, Übersetzungen und ähnlichen Hürden. „Das kann doch nicht so bleiben!“, meint Schiemann. Wer ihn kennt, ahnt: wird es auch nicht.
Wenn Sie das Projekt des Fronturlaubs für die Kinder im ukrainischen Nikopol unterstützen wollen, spenden Sie gerne: Caritasverband für die Stadt Essen e.V. Bank im Bistum Essen, IBAN DE17 3606 0295 0000 0055 50, Verwendungszweck: „Ukraine-Hilfe”, Paypal: spenden@caritas-e.de
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