Essen. Die Stadt will ein System etablieren, das den Wildwuchs beim Abstellen der Roller beenden soll. FDP sieht aber Probleme für das Geschäftsmodell.
Die geplante Einrichtung von rund 300 festen Abstellflächen für die 3100 E-Scooter in Essen wird für die Anbieter der Roller nicht kostenlos sein. „Pro Monat und Roller sind pauschal 5 Euro dafür fällig“, erklärte Verkehrsdezernentin Simone Raskob auf Anfrage der Redaktion. Marktführer Boldt, der allein 1200 E-Scooter in Essen anbietet, müsste demnach 6000 Euro pro Monat an die Stadt bezahlen.
Ob die Gebühr kostendeckend ist, lässt sich schwer beziffern, da eine noch unbekannte Menge an Auto-Parkplätzen für die im Straßenraum vorgesehenen Abstellstationen der E-Scooter entfallen soll. Darunter dürften sich auch solche Parkplätze befinden, die gebührenpflichtig sind.
Betrieb der Roller lässt sich künftig nur an den Abstellplätzen beenden
Das Abstellsystem soll in der Innenstadt und in den eher dichtbesiedelten Stadtteilen etabliert werden. Ziel ist, den Wildwuchs rund um die E-Scooter zu beenden, denn die Betriebsdauer und damit auch die Zahlungspflicht lässt sich künftig in weiten Teilen der Stadt nur an einer Abstellfläche beenden. Das dürfte die Neigung, die Stationen auch zu nutzen, stark erhöhen.
Derzeit lassen die Fahrer die Roller oft einfach stehen oder werfen sie sogar hin, sodass die Elektro-Fahrzeuge zum Hindernis für Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer werden. Seit die Miet-Roller 2019 in Essen eingeführt wurden, gibt es dazu Beschwerden.
Die Essener FDP-Ratsfraktion hält das wilde Abstellen zwar auch für ein Problem, jedoch seien die 300 festen Pflicht-Abstellplätze keine praktikable Option. Abgesehen davon, dass der ohnehin knappe Parkraum für Autos so weiter verknappt würde, sieht die FDP auch Schwierigkeiten für das Geschäftsmodell der Rollen-Anbieter, da die Nutzung weniger attraktiv werde.
FDP sieht Probleme für das Geschäftsmodell und die Nutzungsintensität der Roller
Das „Free-Floating-System“, also den Roller unmittelbar dort abzustellen, wo man hinmöchte, sei der große Vorteil dieses Verkehrsmittels. Die Abstellstationen können aber durchaus mehrere hundert Meter vom jeweils gewünschten Ziel entfernt sein. Die FDP fordert die Stadtverwaltung daher auf, alternative Konzepte zu entwickeln, die zudem ohne eine zusätzliche Reduzierung des Parkraums auskommen sollen.
Zufrieden mit der präferierten Lösung der Stadtverwaltung ist hingegen das Essener Bürgerbündnis EBB. „Eine Eindämmung des wilden Abstellens von E-Scootern ist schon lange überfällig“, sagt Ratsherr Joachim Kluft. Zu kritisieren sei der lange Zeitraum, der verging, bevor das Konzept auf dem Tisch lag. „Es muss sichergestellt werden, dass alle Bürger vom Ärger mit E-Scootern entlastet werden und der öffentliche Raum wieder barrierefrei nutzbar ist“, so Kluft.
Neben dem EBB hatten auch größere Ratsfraktionen wie die SPD bereits vor Jahren Lösungen für das wilde Parken der E-Scooter gefordert.
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