Essen-Margarethenhöhe. Neue Turbulenzen und ein Vorstands-Neustart im Januar: Wie es um die Bürgerschaft Margarethenhöhe steht und ein Eklat abgewendet wurde.

Finanzielle Unstimmigkeiten, Rücktritte im Vorstand und dann die Aussicht auf einen AfD-Funktionär als neuen Vorsitzenden: Die Bürgerschaft Essen-Margarethenhöhe hat schon angenehmere und weniger konfrontative Zeiten erlebt. Im Januar soll nun ein neuer, kompletter Vorstand der Vereinigung stehen, die in der Gartenstadtsiedlung traditionell immer eine wichtige Rolle spielte.

Bereits im Februar dieses Jahres waren der damalige Vereinsvorsitzende Christian Henkes und die Kassiererin der Bürgerschaft zurückgetreten. Finanzielle Unregelmäßigkeiten unter anderem bei Tank- und Bewirtungskosten standen im Raum. In der Folge kamen sämtliche Aktivitäten des Vereins zum Erliegen. Kreativmarkt und Sommerfest wurden abgesagt. Ein Neuanfang auf einer Mitgliederversammlung im Mai scheiterte – es fanden sich keine Freiwilligen für die Vorstandsämter. Man vertagte sich offiziell auf September.

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Inoffiziell luden bereits im Juli Michael Manderscheid, Mitglied der Bürgerschaft und Ortsvereinsvorsitzender der SPD Margarethenhöhe, und Vereinsmitglied Jürgen Malone in eigener Regie zu einer Informationsveranstaltung. Manderscheid: „Es kamen sehr viele Interessierte, und es gab auch Freiwillige für einzelne Ämter – Beisitzer zum Beispiel, Schriftführer, aber eben nicht für den Vorsitz.“  Und so blieb es auch im Herbst. Die einzig gute Nachricht der September-Sitzung: „Die Mitglieder wurden darüber unterrichtet, dass der Verein nicht überschuldet ist und es keine offenen Verbindlichkeiten gibt“, resümiert Manderscheid.

Bürgerschaft Essen-Margarethenhöhe: Entwarnung bei Finanzen

Entwarnung also bei den Finanzen. Bei den Personalfragen indes drohte ein Eklat: Andrea Pousset, AfD-Funktionärin und derzeit fraktionslose Einzelvertreterin im Rat der Stadt Essen, schlug das AfD-Mitglied Adrian Ochmanski für das Amt des ersten Vorsitzenden der Bürgerschaft vor. SPD-Politiker Manderscheid: „Ich war schockiert. Es ist ja bekannt, dass die AfD auf diese Weise soziales lokales Engagement zu unterwandern droht, und deshalb hatte ich eigentlich bereits vor langer Zeit den Antrag gestellt, dass Leute, die sich öffentlich gegen eine pluralistische Gesellschaft äußern, auszuschließen sind aus der Bürgerschaft.“ Die Wahl wurde verschoben.

Andrea Pousset wiederum ist empört, dass die Vorstandswahl noch einmal vertagt wurde, nur weil der einzige Kandidat AfD-Mitglied ist. „Ich selbst bin vor ein, zwei Jahren aus den Reihen des damaligen Vorstands gebeten worden, in die Bürgerschaft einzutreten, weil man alle Parteien vertreten haben wollte“, sagt sie. Adrian Ochmanski sei im Stadtteil verwurzelt und für das Amt gut geeignet. Nun werde es wohl jemand machen, der ursprünglich gar nicht wollte, nur um die AfD zu verhindern. Und die Absicht, AfD-Leute womöglich ganz aus der Bürgerschaft zu entfernen, sei undemokratisch.

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CDU-Ratsherr Horst Hindrichs, berichtet Manderscheid, habe vor dem Hintergrund jener unerwünschten Vorstandswahl damals eine weitere Vertagung beantragt – „und so ist es denn auch gekommen“: Im Januar 2025 soll nun über die weitere Zukunft des Vereins entschieden werden. Und der Schock der September-Sitzung war offenbar heilsam. Manderscheid: „Ich gehe davon aus, das wir zum Jahresende, spätestens Anfang kommenden Jahres eine Liste mit verbindlichen Zusagen für ein neues Vorstandsteam haben werden.“

Finanzielle Unstimmigkeiten: Vermutlich keine juristischen Konsequenzen

Das werde dann vermutlich auch entscheiden, wie es in puncto finanzielle Unstimmigkeiten weitergehe. „Aktuell ist es wohl so, dass sich aus dem Ganzen keine juristischen Konsequenzen ergeben werden“, so Manderscheid. Man könne eine zivilrechtliche Klärung forcieren, aber auch das erscheine nicht besonders erfolgsversprechend. „Und ganz ehrlich: Für all das muss man auch die Zeit und Energie haben“. Manderscheid sagt, er spreche nur als indirekt Betroffener, sei selbst nie im Vorstand der Bürgerschaft gewesen. „Aber wir reden hier ja nicht von zigtausend Euros, die irgendwie durchgegangen sind. Vielleicht ist es einfach wichtiger, neu anzufangen.“

Wenn es etwas Positives an der gesamten Geschichte gebe, dann, „dass sich der Stadtteil selbst zusammengesetzt hat und sich aus den Institutionen vor Ort heraus Menschen gefunden haben, denen es wichtig ist, dass die Veranstaltungen auf der Margarethenhöhe auch weiterhin stattfinden“.  

Der Martinszug in diesem Jahr konnte etwa dank der Freiwilligen Feuerwehr Margarethenhöhe realisiert werden und auch der Weihnachtsmarkt findet aufgrund der Initiative ehrenamtlicher Helfer am 1. Dezember statt. (mit F.S.)

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