Essen. Duschgel oder Creme, ein Halstuch oder ein Kuscheltier: Die Wünsche der Senioren sind so klein wie bescheiden. Essener können sie erfüllen.

„Haben Sie diese Wunschzettel für Senioren?“, fragt die Kundin an diesem Morgen und ist mit der Frage längst nicht die erste. Denn seit Wochen schon warten viele auf den Tannenbaum in der Einhorn-Apotheke, an dem wieder die Wünsche der betagten Menschen baumeln. So groß diese Aktion mit insgesamt fast 600 Wunschzetteln inzwischen geworden ist, so klein wie bescheiden sind die Wünsche geblieben. Über Süßes und warme Socken freut sich etwa Maria (84). Ein Schal für Ruth (92) wäre schön und für Ingrid (90) ein Betttuch aus Baumwolle.

So funktioniert die Senioren-Wunschbaumaktion

Ab Samstag, 23. November, können sich Essener und Essenerinnen einen Wunschzettel von einem der Bäume nehmen und einen Wunsch erfüllen. Die Wunschbäume stehen in der Einhorn-Apotheke (Kornmarkt 2, Innenstadt, Samstag 9 bis 16 Uhr, wochentags 8 bis 19 Uhr) sowie im Leserladen der FUNKE-Mediengruppe (Jakob-Funke-Platz 2, Samstag 9 bis 13 Uhr, wochentags 9 bis 17 Uhr).

Das Geschenk im Wert von maximal 20 Euro soll unverpackt in einer Geschenktüte bis zum 10. Dezember wieder dort abgegeben. Die Karte soll bitte so an der Geschenktüte, dass sie gut sichtbar ist, damit die Geschenke zugeordnet werden können.

Die Senioren-Wunschbaumaktion statet am Samstag, 23. November. Zwei geschmückte Bäume mit den Wunschzetteln gibt es: Einer steht in der Einhorn-Apotheke in der Innenstadt (Kornmarkt 2), der andere im Leserladen der FUNKE Mediengruppe (Jakob-Funke-Platz 2). An der Aktion kann sich jeder beteiligen, indem er einen Zettel pflückt und mit dem Geschenk einem Senior oder einer Seniorin eine Freude macht, wenn diese dann Marzipan und Nougat naschen (95-jährige Bewohnerin) oder die Kerze und das Duschgel auspacken (Gudrun, 82).

Geschenke für die Senioren stapeln sich im Keller der Essener Apotheke

All diese Wünsche haben die Mitarbeiter der CSE erfragt, denn sie sind in Essen zu mehr als 1000 Menschen unterwegs, die sie betreuen und pflegen, die noch zu Hause oder im betreuten Wohnen, in der Demenzbetreuung oder im Hospiz leben. Die Senioren könnten sich mitunter nicht viel leisten, seien selbst nicht mehr mobil, hätten keine Angehörigen oder solche, die sich nicht kümmerten, berichtet Apothekerin Birte Barleben, die all das auch aus ihrer Erfahrung und dem Alltag der Menschen kennt, denen sie Medikamente bringen.

Die Kärtchen mit den Wünschen der Senioren werden in die Zweige der Tannen gehängt.
Die Kärtchen mit den Wünschen der Senioren werden in die Zweige der Tannen gehängt. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Als dann die CSE seinerzeit erstmals mit der Wunschbaum-Idee auf Birte Barleben zugekommen ist, hat sie erst gar nicht überlegen müssen. „Ich mach‘s“, lautete ihre Antwort 2017, als die Aktion startete. Damals waren sie und ihre Kollegen durchaus überrascht, wie gut diese Idee sogleich angenommen wurde und wie sich die Geschenke im Keller in die Höhe stapelten. Unvergessen bleibt bei ihr auch die Topfpflanze auf einem der Zettel, während sie in diesem Jahr der Wunsch einer hoch betagten Dame nach einem Piccolo berührt hat.

So ergeht es vielen der Wunscherfüller beim Lesen der Kärtchen. Nun fragten manche von ihnen schon im August nach, ob es zu Weihnachten wieder den Senioren-Wunschbaum geben werde. Darunter sind Essener, die genau einmal im Jahr die Einhorn-Apotheke ansteuern, nur um einen Wunschzettel zu ergattern. Stammkunden wiederum kommen sogar noch rasch vor ihrem Ostseeurlaub vorbei - nicht, um die Reiseapotheke aufzufüllen, sondern um die Aktion nicht zu verpassen. „Das mache ich gern“, ruft der Kunde noch und dann geht es erstmal ans Meer. Den Termin für die Geschenke-Abgabe aber, den schaffe er auf jeden Fall.

Die Beteiligten an der Senioren-Wunschbaumaktion: Apothekerin Birte Barleben (2.vl.) und CSE-Geschäftsführer Andreas Bierod mit Daniela Lachnicht.
Die Beteiligten an der Senioren-Wunschbaumaktion: Apothekerin Birte Barleben (2.vl.) und CSE-Geschäftsführer Andreas Bierod mit Daniela Lachnicht. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Bis zum 10. Dezember sammeln die Beteiligten die Geschenketüten in der Apotheke und im Leserladen, bevor CSE-Mitarbeiter diese abholen. Darin werden Stoppersocken für Josef (92), ein Halstuch und Schokolade für Elisabeth (84) sowie gefütterte Pantoffel für Wilma (84) und ein Buch mit Großbuchstaben für eine 94-jährige sein, die gern liest. Für Herbert (87) darf es ein kniffliges Kreuzworträtsel sein. Doch dabei bleibt es oft nicht, weil die Schenkenden die Präsente meistens auffüllen, oft mit Obst oder Süßigkeiten, fast immer mit einem persönlichen Gruß.

Für die Geschenketüten hat Daniela Lachnicht vorab 300 Kartons eingeplant und verteilen lassen. Ist sie sonst bei der CSE im Bereich Pflege und Gesundheit tätig, übernimmt sie nun auch die Wunschbaum-Organisation, die bereits im Sommer beginnt. Es sei einfach ein Herzensprojekt – für alle. Gleichzeitig ist es auch eine Aktion, bei der auch schonmal Tränen kullern – bei allen.

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„Unser Wunsch ist es, die Menschen aus der Ferne in Kontakt zu bringen“, sagt CSE-Geschäftsführer Andreas Bierod und freut sich, dass genau das mit dieser Aktion in der Stadtgesellschaft gelingt. Für die Senioren werde dadurch ein schöner Glücksmoment geschaffen, weil jemand an sie gedacht habe. Zudem trage sie schon die Vorbereitung, bei der sie angesprochen werden, Wünsche äußern und aufschreiben, durch die Adventszeit. Inzwischen ist das Konzept auch auf Flüchtlingsunterkünfte sowie auf Bereiche für Frauen und Obdachlose übertragen worden, weil es sich bei den Senioren als ein solcher Erfolg erwiesen hat.

Im Leserladen der FUNKE Mediengruppe kümmert sich Meike Elting um den Senioren-Wunschbaum.
Im Leserladen der FUNKE Mediengruppe kümmert sich Meike Elting um den Senioren-Wunschbaum.

Sie wünschen sich häufig auch Pflegeprodukte: Creme, Rasierwasser (Dieter, 84) oder eine Lotion (Elisabeth, 92). Es sind die Dinge, für die die kleine Rente manchmal nicht reicht. „Es sind aber auch Produkte, die älteren Menschen bei trockener Haut einfach guttun“, erläutert Apothekerin Birte Barleben. All diese Wünsche hängt sie nun wie auch Meike Elting im Leserladen („Die Nachfrage ist riesig“) nach und nach in die Zweige der Tannen. Beide wissen aus Erfahrung, dass es nur wenige Tage brauchen wird, bis auch das letzte Kärtchen einen Wunscherfüller gefunden hat.

So wird Elisabeth (84) dann ein Halstuch und Schokolade zu Weihnachten bekommen. Ein Kuscheltier und ein bisschen Deko für den Nachttisch wird jemand für eine 93-Jährige einpacken, für Franz-Joseph (86) einen Schal, warme Socken und Kekse sowie einen Discounter-Gutschein für Hartmut (83). Rita wünscht sich ein großes Badetuch (76). Es gibt zudem ein Kärtchen von einer deutlich jüngere Bewohnerin, die 47-Jährige wünscht sich Stoppersocken, Nagellack und eine Kuscheldecke – ihre Geschenke werden ihr ins Hospiz gebracht.

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