Essen-Südviertel. Thomas Udovic plant, seine einzigartige Mischung aus Antiquitätenladen und Konzertort nach Essen zu bringen. Was und wo er genau sucht.
Thomas Udovic ist ein Bochumer Original. Seit 24 Jahren betreibt er in der Nachbarstadt ein ganz besonderes Geschäft: Sein Laden in Bochum-Linden ist kein gewöhnliches Antiquitätengeschäft, es ist eine Mischung aus Vintage-Schatzkammer, Kunstgalerie und Plattenladen. Die stilvollen Designer-Möbel, seltene Vinyl-Schallplatten und außergewöhnliche Kunstwerke locken Liebhaber an, die auf der Suche nach dem Besonderen sind. Jetzt hat sich Udovic spontan ins Essener Südviertel verliebt – und würde hier gerne ein neues Projekt starten.
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Ein bisschen verwirrend ist es schon: Der Laden ist im gesamten Ruhrgebiet als „Tom’s Corner“ bekannt, über dem Eingang des Bochumer Eckhauses prangt allerdings der pinkfarbene Schriftzug „Goldener Westen“. Zwei Deko-Figuren einer italienischen Kirmesraupe aus den 50er-Jahren flankieren die Tür, im Inneren sieht es, sagen wir mal: durcheinander aus. Elegantes Porzellan von Rosenthal steht auf Nierentischen, Designer-Lampen aus den 70ern hängen von der Decke, alte Ausgaben der Frauenzeitschrift „Vogue“ von 1980 bis 2000 stapeln sich, Armbanduhren, ein altes Motorrad, Plattenspieler – darunter ein „Schneewittchen-Sarg“ und ein Grammofon von „His Masters Voice“ – füllen den 100 Quadratmeter großen Raum, passend dazu gibt es etwa 20.000 Schallplatten.
Antiquitäten und Konzerte für das Essener Südviertel
Udovic, der Besitzer dieses Antiquitäten- und Trödel-Sammelsuriums, ist in Bochum und darüber hinaus bekannt wie der berühmte bunte Hund. 2004 eröffnete er seinen ersten Laden in der Nähe der Jahrhunderthalle. Angeboten wurde dem gelernten Schreiner und Schmied der Laden damals, als er arbeitslos war. Da er schon immer Spaß an Antiquitäten hatte, zögerte er nicht lange. Niedrige bis keine Miete – das war von Anfang an eines der Kriterien bei der Immobilienwahl. Im Laufe der Jahre wechselte er mal nach Gelsenkirchen-Ückendorf, kam dann nach Bochum-Linden zurück. „Ich mag solche Stadtteile“, sagt er, „vor allem Studenten spreche ich mit meinen Sachen an“.
Doch Udovics Laden ist mehr als nur ein Verkaufsraum. Mit einer Begeisterung, die ansteckend wirkt, organisiert er hier regelmäßig Auftritte von Bands unterschiedlicher Stilrichtungen von Jazz bis Punk. 18 Konzerte fanden in diesem Jahr hier statt, und das Platzmanagement funktioniert durch einen Mix aus cleverem Stapeln und Kreativität. „Da vorne spielt die Band, da hinten wird alles irgendwie verstaut“, erzählt er schmunzelnd. Über 100 Gäste kamen zu einem Jazz-Soul-Abend – ein Beweis für die Beliebtheit seines kulturellen Engagements in der lokalen Szene.
„Madame Chocolat“ ist seit Jahren geschlossen
Seit Langem träumt Udovic davon, einen Jazzclub zu eröffnen – ein Ort, an dem Kunst, Kultur und Musik aufeinandertreffen. Sein Ideal ist ein Laden ähnlich wie sein Geschäft in Linden, aber im Essener Südviertel: ein Antiquitätenladen, der mit gelegentlichen Konzerten die Atmosphäre auflockert. „Nicht jedes Wochenende, aber vielleicht ab und zu“, erklärt er. Als er vor einigen Tagen am ehemaligen „Madame Chocolat“ an der Moltkestraße 4 vorbeikam, entschied er spontan: Das könnte es sein. „Das ist ein toller Stadtteil, viele Studenten, ähnlich wie damals Ückendorf“, befand er.
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Über Facebook veröffentlichte Udovic ein Foto von „Madame Chocolat“ und wurde durch Kommentare über die Geschichte des Ladens aufgeklärt: Über sieben Jahre war das Szenelokal Anlaufpunkt für Nachtschwärmer und Wohnzimmer vieler Stammgäste von Kreativen über Studenten bis hin zu Menschen mit einem Doktortitel auf der Visitenkarte. Ein Brand im Jahre 2015 machte dem aber ein Ende. Ohnehin drängten seinerzeit die Besitzer schon auf eine Änderung des Konzepts – möglichst ohne laute Musik. Udovic: „Wie ich höre, hatten die Ärger mit den Anwohnern wegen Lärmbelästigung. Deshalb ist dieser Standort wahrscheinlich schwierig.“
Aber vielleicht, so sagt er, gebe es im Südviertel ja etwas Ähnliches. Schaufenster müssten aber schon sein, schließlich will er auch hier Antiquitäten verkaufen. Und natürlich muss es die Möglichkeit geben, Konzerte zu veranstalten. Vielleicht René Pascals ehemalige „Drehscheibe“? Die steht schließlich auch leer, und Musik wäre garantiert kein Problem. Nein, sagt er, da gebe es kein Schaufenster. Außerdem sei Rüttenscheid wahrscheinlich ohnehin zu teuer. Immerhin braucht er ordentlich Platz für seine Waren.
Apropos: Für Udovic sind Antiquitäten mehr als bloße Handelsware. Sie sind eine Sammlung einzigartiger Geschichten und Stile. Der Bochumer besitzt ein europaweites Netzwerk von Antiquitätenhändlern und Privatsammlern, über das er seine Sammlung stets mit neuen, einzigartigen Stücken bereichert. Flohmärkte sind für ihn uninteressant – lieber besucht er Haushaltsauflösungen oder nimmt Kontakt zu anderen Händlern auf, um seltene Möbel, Lampen und Accessoires aufzutreiben, die seinen hohen Ansprüchen gerecht werden.
Plattenspieler von Johnny Cash
„Ich kaufe Sachen, die mir selbst gefallen“, erklärt er. Hier geht es nicht nur ums Geschäft, sondern um Leidenschaft und persönlichen Geschmack, was seine Kundschaft zu schätzen weiß. Der Plattenspieler von Johnny Cash mit der Originalunterschrift des Country-Sängers und seiner Frau June Carter ist übrigens unverkäuflich – den zeigt Tom einfach gern.
Doch zurück zur geplanten Essener Dependance, an die Udovic durchaus einige Ansprüche stellt. Für langfristige, unflexible Mietverträge beispielsweise ist der Vintage-Experte nicht zu haben. „Hier in Bochum könnte ich jederzeit raus“, sagt er. Wirklich raus will er da aber gar nicht. Die Leute in Bochum, die er durch die Konzerte und das gemeinsame Interesse an Kunst und Kultur kennengelernt hat, sind ihm ans Herz gewachsen. Seine Vision: wie damals mit dem Gelsenkirchener Geschäft an mehreren Tagen in Bochum und an anderen Tagen in Essen präsent sein, um das Beste aus beiden Welten zu vereinen.
„Vielleicht liest ja jemand deinen Artikel“, sagt er im Rausgehen. „Gib einfach meine Telefonnummer an. Es gibt im Südviertel bestimmt ein leerstehendes Ladenlokal.“ Bei der Suche nach dem richtigen Raum bleibt er seinem unkonventionellen Stil treu: Ein Bier mit dem Vermieter, ein entspanntes Gespräch und ein lockeres „Du“ – so stielt Udovic seine Geschäfte ein. Und dann gibt es vielleicht bald auch in Essen „Tom’s Corner“.
Tom‘s Corner, Hattinger Straße 849, 44879 Bochum, 0175 2443177, www.toms-corner.de
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