Essen. Es ist das erste konkrete Wasserstoffprojekt in der Stadt: 2027 soll die Pilotanlage stehen. Der Konzern hat dabei verschiedene Kunden im Blick.

Über das Zukunftsthema Wasserstoff (H2) wird in Essen vor allem eines: viel geredet. Die Stadt hat sich als Ort für Konferenzen und Netzwerktreffen einen Namen gemacht. Die städtische Wirtschaftsförderung selbst nennt Essen einen H2-Debatten-Ort. Konkrete Projekte allerdings gab es bislang noch nicht. Die Milliarden an Fördermitteln sind in andere Städte und Regionen geflossen. Doch nun kündigt sich auch in Essen das erste größere Wasserstoff-Vorhaben an.

Der Energiekonzern Eon will im Stadthafen grünen Wasserstoff produzieren. Die Planungen für eine solche Anlage seien weit fortgeschritten, teilte das Tochterunternehmen Eon Hydrogen jüngst mit. Des Weiteren wird ganz in der Nähe eine Wasserstofftankstelle entstehen. Die Produktionsanlage soll voraussichtlich im Jahr 2027 den ersten grünen Wasserstoff liefern. Das Land fördert die Investition mit 2,3 Millionen Euro. Die Summe, die Eon insgesamt dafür ausgibt, wollte eine Sprecherin auf Anfrage nicht nennen.

Eon stellt Wasserstoff in Essen aus erneuerbarer Energie her

Es ist ein Schritt zur Versorgung von Essen und der Region mit Wasserstoff, bis dereinst das in dieser Woche genehmigte Wasserstoffkernnetz an den Start geht. Wasserstoff gilt als ein wichtiger Hoffnungsträger in der Energiewende und soll helfen, weg vom Erdgas hin zu einer klimaneutralen Energieerzeugung zu kommen. Bislang wird Wasserstoff im industriellen Maßstab noch aus Erdgas gewonnen und ist damit nicht „grün“. Die Eon-Anlage in Essen dagegen wird Wasserstoff aus erneuerbaren Energien herstellen. Mittels Elektrolyse wird in der Anlage Wasser unter Einsatz von Strom in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt.

Das von Eon herausgegebene Bild zeigt die Standorte der Wasserstoffanlage und der Tankstelle.  
Das von Eon herausgegebene Bild zeigt die Standorte der Wasserstoffanlage und der Tankstelle.   © Eon Hydrogen

Die Herstellung von grünem Wasserstoff ist momentan noch sehr teuer. Bundesweit gibt es zwar schon Projekte an mehreren Orten, meist aber zu Demonstrations- oder Forschungszwecken. Auch bei der Anlage von Eon handelt es sich um eine Pilotanlage. Das heißt, der Konzern testet im Stadthafen das Verfahren in der Praxis, um es später an anderen Orten möglicherweise in größerem Stil auszurollen. Vergleichsweise überschaubar sind auch die Mengen. Die Anlage soll jährlich bis zu 2300 Tonnen Wasserstoff produzieren. Zum Vergleich: Thyssenkrupp wird für seine grüne Stahlherstellung über 140.000 Tonnen Wasserstoff im Jahr benötigen.

Transportunternehmen und Industrie sind potenzielle Kunden

Als Kunden für den grünen Wasserstoff made in Essen sieht Eon vor allem Transportunternehmen, die Lkw oder Busse mit Brennstoffzellen einsetzen, sowie die produzierende Industrie. Der Wasserstoff soll in Container gefüllt werden und per Lkw zu den Abnehmern gebracht werden – zumindest so lange es keine Wasserstoff-Pipeline gibt. Überlegungen, eine solche im Stadtgebiet zu verlegen und ans Wasserstoffkernnetz im Norden der Stadt anzubinden, gibt es aber bereits. Die Stadtwerke führen dazu bereits Gespräche mit dem Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe. Eine Eon-Sprecherin stellte daher in Aussicht: „Sobald diese Pipeline fertiggestellt ist, kann grundsätzlich auch Wasserstoff aus dem Projekt in die Leitungen des Kernnetzes eingespeist werden.“

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Als Abnahmepunkt soll aber auch die nahegelegene Wasserstoff-Tankstelle dienen. Sie wird öffentlich sein und sowohl für den Schwerlastverkehr wie für Pkw nutzbar sein. Durch den Einsatz einer 350 und einer 700 bar Zapfsäule könnten alle am Markt verfügbaren Brennstoffzellenfahrzeuge betankt werden, teilte Eon mit. 

Die Wasserstoffproduktion von Eon spart pro Jahr bis zu 25.000 Tonnen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid in den Industrie- und Logistikbetrieben ein. Und nicht nur das: Das Energieunternehmen Iqony (früher Steag) wird die Abwärme aus dem Herstellungsprozess nutzen und diese in sein Fernwärmenetz einspeisen. Damit hilft das Projekt, auch die Fernwärme klimaneutral zu machen.

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