Essen-Freisenbruch. Vom Lebensmittelladen zum Wohnhaus: Alte und aktuelle Fotos zeigen Ansichten von Essen-Eiberg. Sie wecken vor allem viele Erinnerungen.
Ab dem 1. Oktober wird der Heimatgeschichtskreis Eiberg am Schultenweg eine Ausstellung zum Thema „Eiberg einst und jetzt“ präsentieren. Im Eiberger Café werden auf großen Bildtafeln alte Ansichten den heutigen gegenübergestellt. Rund 40 Motive gibt es zu entdecken. Manche dürften einige Erinnerungen wecken.
Der Vereinsvorsitzende Christian Schlich erläutert die Gründe für die umfangreiche Schau: „Wir haben Motive aus Bochum und Essen ausgewählt und erhoffen uns, so Geschichtsbewusstsein zu wecken und Interesse an der lokalen Geschichtsarbeit.“ Man habe den Wandel in Eiberg auf Essener und Bochumer Stadtgebiet plakativ dokumentieren wollen: „Die Fotos sollen, ohne viel Text, für einen Aha-Effekt sorgen.“
Ausstellung läuft bis März 2025
Die Bezirksvertretung VII hat die bis zum 30. März 2025 laufende Ausstellung finanziell gefördert. Sie ist zu den Öffnungszeiten des Eiberger Cafés am Schultenweg 137 zugänglich: Dienstag bis Freitag 9 bis 16 Uhr, Sonn- und Feiertage 10 bis 16 Uhr.
Christian Schlich hat noch ein Anliegen: „Wir sind weiter auf der Suche nach alten Fotos. Die liegen meist irgendwo herum, oft in alten Zigarrenkisten. Wir konnten schon so manches Schätzchen retten. Wir sind über unsere Homepage www.eiberg-heimatgeschichtskreis.de erreichbar.“
Der Verein habe viele alte Fotografien im Archiv: „Daraus haben wir insgesamt 39 historische Straßen-, Haus- oder Kartenansichten ausgesucht. Dann haben Vereinsmitglieder die originalen Aufnahmeorte aufgesucht und versucht, ein aktuelles Foto vom genau demselben Aufnahmestandpunkt wie der Fotograf damals zu knipsen.“ Franz Josef Rotmann lächelt: „Manchmal war es unmöglich, den exakt gleichen Blickwinkel zu erwischen. Aber wir sind dem ziemlich nahe gekommen.“ Fast wären noch Drohnenaufnahmen den alten Luftbildern an die Seite gestellt worden, aber das wird warten müssen.
Ob sie nun offiziell in Bochum wohnen oder in Essen: Die Leute fühlen sich als Eiberger. Dabei wurde der am 19. Februar 1166 erstmals urkundlich erwähnten und bis 1919 selbstständigen Gemeinde übel mitgespielt. Eiberg wurde 1926 bei einer Gebietsreform unwiderruflich zerteilt. Der Großteil kam zu Steele und später nach Essen, Teile gingen an Bochum-Dahlhausen und an die damals noch selbstständigen Stadt Wattenscheid. Eiberg blieb zwar bis 1967 ein Essener Stadtteil, wurde dann aber aufgelöst und Freisenbruch und Horst zugeschlagen.
Doch es gibt sie immer noch, diese für ein gewisses Heimatgefühl stehenden Namen. Dieter Eilmes nennt ein Beispiel: „Kappes-Eiberg. Das ist doch ein stehender Begriff in Essen. Daher war es mir persönlich sehr wichtig, auch an die Kappesfabrik zu erinnern.“ Die Essig- und Sauerkrautfabrik Schulte-Bockholt & Werwer bestand genau 60 Jahre lang und brachte dem Ortsteil den Spitznamen ein, da für die Sauerkrautherstellung nun mal Weißkohl benötigt wurde, auch „Kappes“ genannt. Eilmes grinst: „So mancher Eiberger hat am Bahnübergang einen Kohlkopf abbekommen, wenn die schwerbeladenen Lkw schwankend über die Gleise fuhren und der ein oder andere Kohl herunterrollte.“
Der historische Bezug zum alten Eiberg und seinen Anekdoten ist also immer noch da, weiß Franz Josef Rotmann und hat herumgehorcht: „Die Leute sind schon ganz gespannt auf die Ausstellung. Sie wohnen gerne in Eiberg und freuen sich schon auf diese Gegenüberstellung von Alt und Neu. Ich habe mit Hausbesitzern gesprochen, die es super interessant finden, wie das alles früher ausgesehen hat. Da kommen ganz tolle Geschichten zutage.“
Aber nicht nur für sie soll die Ausstellung interessant sein, denn sie dokumentiert schließlich Essener Geschichte und einen Wandel, der sich in vielen Vierteln und Stadtteilen finden lässt. So erinnern sich viele an die Bochumer Landstraße in Freisenbruch, als dort zahlreiche Geschäfte angesiedelt waren. Oder an das Hochhausquartier Hörsterfeld in Horst, als dort zur Ladenstraße noch Boutiquen und ein Kino gehörten statt trostloser Leerstand.
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Die Geschichten aus Eiberg sollten nun auch gebührenden Raum erhalten, wie Schlich betont. Das Eiberger Café in der ehemaligen Eiberger Pfarrkirche „Heilige Dreifaltigkeit“ sei so ziemlich der einzige Ort, wo man so eine umfangreiche Ausstellung durchführen könne. Betrieben werde das Café von den Franz Sales Werkstätten, in denen Menschen mit Behinderung arbeiten: „In diesem Zusammenhang sollte man erwähnen, dass dieser Treffpunkt im Stadtteil seit mittlerweile zehn Jahren existiert. Das Franz Sales Haus leistet hier tolle Arbeit.“
Der 1995 gegründete, gemeinnützige Verein „Heimatgeschichtskreis Eiberg“ nehme keine Beiträge von seinen aktuell 121 Mitgliedern, so Christian Schlich: „Uns helfen Spenden dabei, unsere Arbeit fortzusetzen. Für größere Aktionen wie die Denkmaltafeln oder so eine Ausstellung nehmen wir Fördermittel in Anspruch.“
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