Essen. Europas größtes Chorfestival wird in Essen zum Publikumserfolg. 5000 Sänger aus aller Welt sorgen für fulminante Auftritte. Wo es 2026 weitergeht
Rappelvolle Kirchenbänke zwischen Kettwig und Karnap, eine Innenstadt voller Musik, eine Grugahalle als riesiger Chorsaal und rund 5000 Sängerinnen und Sänger, deren Begeisterung das Publikum mitreißt: Der 11. Internationale Ökumenische Gospelkirchentag hat in Essen für große Emotionen, spektakuläre Auftritte und zufriedene Veranstalter gesorgt.
Über 50.000 Besucherinnen und Besucher haben die Auftritte an den verschiedenen Essener Spielorten besucht. „Wir sind zahlenmäßig wieder auf dem Niveau vor Corona“, betonte Martin Bartelworth, Vorstand der Stiftung Creative Kirche, die das Festival gemeinsam mit der jeweiligen Landeskirche vor Ort veranstaltet. Der Veranstaltungsort für 2026 steht auch schon fest.
„Welcome to Paradise“ steht in diesem Jahr als Motto über dem größten europäischen Gospelfestival, das die Stiftung Creative Kirche zusammen mit der katholischen und evangelischen Kirche in Essen und vielen Partnern organisiert hat. Und trotz einiger Regentropfen bei der Eröffnung am Freitagnachmittag herrscht denn auch eitel Sonnenschein und eine gelöste Stimmung beim dreitägigen Chorfest, das Essen zum Anlaufziel für Sängerinnen und Sänger aus aller Welt macht.
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Die längste Anreise hat wohl ein Chor aus Minsk auf sich genommen: 35 Stunden Busfahrt, um beim großen Gospelkirchenfest dabei zu sein, das für viele eine echte Herzensangelegenheit ist. „Wenn so viele Menschen zusammen singen, ist das einfach gut für die Seele“, sagt „Rejoice“-Chorleiter Georg Linnenbrink. Der Gospelchor aus Langenberg hat schon in den USA, Südafrika und den baltischen Ländern Preise und Medaillen gewonnen. Und wer ihnen zuhört, versteht schnell, warum Gospel sich so großer Beliebtheit erfreut. Das gemeinsame Klatschen, Singen und rhythmische Mitwippen funktioniert schon am Eröffnungstag wie ein Glücksbeschleuniger auf dem Kennedyplatz, wo auch Big Band und Peace Choir der Gesamtschule Holsterhausen einen gefeierten Auftritt haben.
Gospelfestival sorgt für große Emotionen
So viele Emotionen, so viel Lebensfreude, so viel Erleuchtung und positive Energie! Als Volney Morgan & New Ye am Samstagmittag auf dem Kennedyplatz zur großen Pray-Party laden, da scheinen Essen-Stadtmitte und New York Harlem nur einen Katzensprung entfernt zu sein. Der Pfarrer und Chorleiter hat nicht nur seine hochmusikalische Großfamilie mitgebracht, sondern auch famose Begleitmusiker. „Verraten Sie‘s nicht, aber ich habe Ed Sheeran den Drummer gestohlen“, grinst Morgan. Und so wird der Auftritt eine gefeierte Mischung aus Soul-Pop-Konzert und Gospel-Gottesdienst. „My God! Champion!“, rufen sie auf dem Kennedyplatz und schwenken begeistert die Arme. Sabine Richter, die aus Würzburg angereist ist, verfolgt den Auftritt begeistert. Sie hat in Dublin sogar schon mal einen Workshop des charismatischen Chorleiters besucht.
Auch in Essen sind am Wochenende viele unterwegs, um beim Mass Choir Singen in der Grugahalle die Freude an der Gospelmusik in großer Gemeinschaft zu erleben oder einen der vielen angebotenen Workshops zu besuchen. So wie Susanne Weyrauch, die mit ihrer Tochter für drei Tage aus dem Odenwald angereist ist. „Auf die Gospel Experience bin ich besonders gespannt.“
Der Abend in der Grugahalle wird denn auch zu einem besonderen Erlebnis, mit lauter Stars der Szene. So viele erstklassige Sängerinnen und Musiker sind dabei, um die vielen Spiel- und Gemütsarten der Gospelmusik auf die Bühne zu bringen.
Auch das Publikum in der Essener Innenstadt bekommt viel davon mit: „Gospel Life‘n Harmony“ präsentierten den Sound in vollendeter Tradition der Harlem Gospel Singers, während der quirlige, durchchoreografierte Auftritt der Oslo Soul Teens auch alle Swifties für den Chorgesang begeistern dürfte.
Dabei hat es ja am Freitagabend bei der großen Gospelnacht schon so gut geklungen. 20 Essener Kirchen machen mit und fast überall sind die Bänke vollbesetzt. In der Alten Kirche Altenessen lauschen sie begeistert dem Dar es Salaam Choir aus Tansania, der als Partnerchor des Kirchenkreises an der Ruhr nach Deutschland gekommen ist.
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Im „Lighthouse“ in Frohnhausen sorgen „Alive“ aus Hannover für ganz viel Groove. Und in der Apostelkirche klatscht und singt das Publikum beim Auftritt des Gospelchors Eisenach begeistert mit. „Get together in the name of the Lord“, Zusammenkommen im Namen des Herrn, das wollen sie in dieser langen Gospelnacht ja alle: In der Erlöserkirche, wo das Ensemble „Gospel & more“ ein gefeiertes Heimspiel hat, und in der Kirche am Heierbusch, wo „Heavens voices“ aus Baunatal das Publikum mit der frohen Botschaft in die Nacht schicken „God will bless you.“ Manche wollen die ganze Vielfalt der Gospelmusik erleben und reisen bis Mitternacht durch die Stadt. „Weil es viel lockerer zugeht als in einem normalen Gottesdienst“, findet Zuschauer Klaus Pöttgen.
Auch der Festgottesdienst zum Festival-Abschluss in der Grugahalle steht am Sonntag noch einmal ganz im Zeichen der Gospelmusik. Als der letzte Ton verklungen ist, wissen manche noch gar nicht, wie sie nun zurückkommen sollen in den Alltag.
„Man gibt viel, aber man bekommen auch unglaublich viel zurück“, sagt Johannes Eilinghoff , der mit seinem Chor „Spirit of Music“ am Samstag die WAZ-Bühne auf dem Burgplatz bespielt. Knapp 40 Sängerinnen und Sänger aus Anröchte sind mit angereist. Insgesamt zähle der Chor mittlerweile über 60 Mitglieder. Nach Corona sei die Zahl sogar sprunghaft gestiegen, freut sich der Chorleiter. „Wenn es so weiter geht, müssen wir bald einen neuen Probensaal anmieten.“ Die Werbewirkung des Gospelkirchentags dürfte man auch andernorts spüren. Das Ergebnis wird man beim nächsten großen Chorfest in zwei Jahren erleben. Vom 1. bis 3. Mai 2026 findet der nächste Gospelkirchentag in Stuttgart statt.
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