Essen. Die Essener Tafel will auf Ehrenamtliche wie Dieter Fassbender (87) nicht verzichten. Es werden aber auch Jüngere gebraucht.
Dieter Fassbender weiß aus eigener Erfahrung wie das ist: „Wenn Du einmal einen Posten hast, dann wirst Du ihn nicht mehr los.“ Sein Ehrenamt bei der Essener Tafel würde er freiwillig aber gar nicht aufgeben.
Fassbender ist 87, seit 21 Jahren ist er ehrenamtlicher Fahrer für die Einrichtung im Huttroper Wasserturm. Einmal die Woche, immer montags, sammelt er mit seinem Transporter in Geschäften Lebensmittel, bevor sie weggeschmissen werden, und bringt sie zu Schulen, Kindergärten und zur Außenstelle der Tafel im Hörsterfeld.
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Vor ein paar Jahren waren sie auf dem Wagen noch zu dritt, alle hochbetagt. Seine Mitfahrer mussten aus Altersgründen aufhören. Dieter Fassbender will weitermachen. Und bei der Essener Tafel ist er nicht einmal der Älteste. „Einer unserer Beifahrer ist 90“, berichtet Tafel-Chef Jörg Sartor.
Viele ehrenamtliche Helfer der Essener Tafel sind hochbetagt
Wer sich bei der Tafel ehrenamtlich engagiert, muss dafür Zeit mitbringen. Auch deshalb sind viele der rund 120 Helfer im Rentenalter. „Von unseren Fahrern und Beifahrern sind zehn über 80 und zehn über 75“, erzählt Sartor. Auch an der Ausgabestelle, wo vor allem Frauen mithelfen, seien zehn Damen zwischen 75 und 80 Jahre alt.
Auch Elisabeth Fassbender packt dort mit an. Gemeinsam mit ihrem Mann Dieter kam sie vor 21 Jahren zur Tafel. „Wir sind beide katholisch und gläubig“, sagt Dieter Fassbender. Bedürftigen Menschen zu helfen, gehört für beide dazu. Auch Tochter Pia arbeitet seit einigen Jahren ehrenamtlich mit.
Dieter Fassbender verlor seine Eltern, als er zehn war. Die Jahre, die folgten, seien nicht leicht gewesen. Dieter Fassbender ging seinen Weg, lernte Gürtler bei Lampen Kaiser in Altenessen und gründete eine Familie, wurde Techniker bei Krupp, wo er es bis zum Betriebsleiter brachte. Ehrenamtlich engagierte er sich im Sport bei der MTG Horst, dem mitgliederstärksten Verein Essens. „Ich wollte etwas zurückgeben“, sagt er. 2018 wurde er für sein ehrenamtliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Im kommenden Sommer wird die Essener Tafel umziehen
Er könne jedem nur empfehlen, etwas für Bedürftige zu tun, sagt Dieter Fassbender. Tafel-Chef Jörg Sartor würde sich nach eigenen Worten über weiter Mitstreiter freuen. Es sei gar nicht lange her, da habe er Interessenten absagen müssen. Es zeichne sich aber ab, dass Plätze frei werden. Voraussichtlich im Sommer kommenden Jahres zieht die Essener Tafel um ins Westviertel.
Eine Gewerbeimmobilie an der Frohnhauser Straße/Ecke Westendhof wird für ihre Zwecke umgebaut. „Einige unserer älteren Helferinnen und Helfer haben angekündigt, dass sie den Umzug zum Anlass nehmen wollen, um aufzuhören“, berichtet Sartor.
Auch Elisabeth Fassbender will dann aufhören. Bei der Tafel werden sie dies bedauern. Nicht nur, weil die 83-Jährige jede Woche Mittagessen und eine Torte für die gesamte „Mannschaft“ mitbringt. „Heute gibt es Graupensuppe. Sie können gerne probieren“, sagt Dieter Fassbender. Er will weiter für die Tafel fahren, bis er 90 ist, kündigt er an. Auch wenn seine Tochter Pia dabei die Augen verdreht. Wie gesagt: Wer einmal einen Posten hat, wird ihn so schnell nicht wieder los.
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