Essen. Kreislaufprobleme, umgeknickt, alkoholisiert die Treppe heruntergefallen: Das erleben die Rettungssanitäter bei den Spielen von Rot-Weiss Essen.
Es ist 24 Grad, schwül. Keine Bedingungen, bei denen die Leute reihenweise umkippen. Aber durchaus prädestiniert für Kreislaufprobleme. Wenn es bei den Heimspielen von Rot-Weiss Essen jemandem schlecht geht, greift der Rettungsdienst ein. Johanniter und Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) sind bei kleinen und größeren Problemen zur Stelle.
RWE spielt an diesem Samstag (3. August) gegen den Aufsteiger Alemannia Aachen. Für die Elf von Trainer Christoph Dabrowski ist es das erste Spiel der neuen Drittligasaison. Das Stadion an der Hafenstraße ist ausverkauft, die Stimmung auf beiden Seiten schon vor Anpfiff frenetisch. Zwischen Sparkassen- und Stadtwerke-Tribüne bietet die (noch) fehlende Ecke Platz für die Fahrzeuge der Einsatzkräfte.
Rettungssanitäter treffen sich zwei Stunden vor Einsatzstart am RWE-Stadion
Thorsten Strack ist Einsatzleiter der Johanniter im RWE-Stadion. Er macht diesen Job seit mehr als zehn Jahren, bei den Johannitern ist er schon seit 25 Jahren. „Am Spieltag treffen wir uns drei Stunden vor Anpfiff in der Dienststelle“, beschreibt er die Abläufe. „Zwei Stunden vorher sind wir dann hier am Stadion und machen eine große Besprechung mit allen.“ Wie viele „alle“ sind, ist von Spiel zu Spiel unterschiedlich. An diesem Samstag sind insgesamt 40 Rettungskräfte von Johannitern und ASB vor Ort.
Die Sanitäterinnen und Sanitäter werden auf unterschiedliche Positionen verteilt. Eine Gruppe kümmert sich zum Beispiel um die „Rettungsmittel“. Heißt: Sie stehen bereit, um Fans im Notfall mit dem Wagen der Johanniter ins Krankenhaus zu fahren. Das könnte an diesem Tag die Aufgabe von Felix Grimm sein. Der 22-Jährige arbeitet neben seinem Medizinstudium im Rettungsdienst der Johanniter und steht neben dem Einsatzfahrzeug parat.
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Rettungssanitäter sind bei RWE-Spielen auf allen Tribünen positioniert
Grimm, der den Job seit viereinhalb Jahren macht, ist selbst RWE-Fan. „Hier kann ich beides miteinander verbinden“, sagt er. Bisher habe er vor allem ambulante Behandlungen erlebt. Ein Einsatz ist ihm aber besonders in Erinnerung geblieben: „Ein Fan hatte zu viel Alkohol getrunken und ist acht Treppenstufen runtergefallen. Wir haben ihn dann in die Uniklinik gefahren.“ Mit Verdacht auf Schädel-Hirn-Trauma sei der Mann im Schockraum gelandet.
Auf den Tribünen sind Erstversorgungsteams positioniert, die eingreifen, wenn dort etwas passiert. Ein klassischer Fall wäre laut Thorsten Strack zum Beispiel, dass ein Fan die Rettungskräfte selbst anspricht, weil er umgeknickt ist. Oder der Sicherheitsdienst gebe Bescheid, dass jemand ein Problem habe. Manchmal sähen die Rettungskräfte auch selbst, wie jemand beispielsweise stürze.
In der Leitstelle im RWE-Stadion werden die Einsätze koordiniert
„Alles, was man vor Ort versorgen kann, macht man vor Ort“, erklärt Strack. Seien die gesundheitlichen Probleme schwerwiegender, gehe es – je nachdem – in einen der Sanitätsräume im Stadion oder mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus. Auch ein Notarzt sei immer da. Vier Rettungssanitäter stehen am Spielfeldrand, um im Notfall verletzten Spielern helfen zu können.
In der Leitstelle laufen die Fäden zusammen. Hier sitzt Thorsten Strack in einem abgetrennten Bereich, von dieser Etage aus werden auch die Einsätze von Polizei und Sicherheitsdienst koordiniert. Der Stadionsprecher sitzt ebenfalls dort. Alle Rettungskräfte sind über Funk miteinander verbunden.
Johanniter bei Rot-Weiss Essen: Die meisten Patienten können ambulant versorgt werden
Den „typischen Einsatz“ gebe es eigentlich nicht, sagt Strack: „Das ist sehr gemischt und auch wetterabhängig.“ Wenn es brüllend heiß sei, häuften sich Kreislaufprobleme. Da gebe es dann auf der einen Seite die Fans, die ein oder zwei Stauder zu viel getrunken haben. Auf der anderen Seite passiere es, dass Fans bei heißem Wetter einfach zu wenig trinken. Auch Umknicken und Ausrutschen auf der vollen Tribüne gehöre zu den Vorfällen, die es immer wieder gebe.
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„Wir haben hier jede Alterskategorie, vom kleinen Kind bis zum Senior“, berichtet der Einsatzleiter. Im Großteil der Fälle reiche eine ambulante Versorgung, ins Krankenhaus müsse eher selten jemand gebracht werden. Einen Todesfall oder besonders schweren Notfall habe er in seiner Zeit glücklicherweise noch nie erlebt. Auch mit aggressiven Fans habe es bisher noch keine Probleme gegeben: „Je nach Spielstand ist die Stimmung natürlich aufgeheizt. Aber wir sind ja die Guten hier.“
RWE gegen Alemannia Aachen: Ein Transport ins Krankenhaus
Beim Spiel gegen Alemannia Aachen muss am Ende tatsächlich eine Person ins Krankenhaus transportiert werden: Kreislaufprobleme. Ansonsten bleibt es aber ruhig.
Viele der Sanitäter seien selbst fußballbegeistert oder sogar RWE-Fans, sagt Strack. Dazu zähle übrigens auch er selbst. Ob er manchmal lieber entspannt das Spiel schauen würde, statt zu arbeiten? Strack sieht es pragmatisch: „Ich mache den Job aus Überzeugung. Bevor ich das ganze Spiel zu Hause auf dem Sofa verfolge, kann ich auch etwas Gutes tun und ein bisschen was vom Spiel sehen.“
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