Essen-Rüttenscheid. Neue Attraktionen auf dem Sommerfest an der Essener Grugahalle sind das Spiegellabyrinth und das Geisterhaus. Ein Selbstversuch.
Schon mal übers Wasser gelaufen? Auf dem Essener Sommerfest an der Grugahalle kann man das gleich zweimal tun: am Spiegelkabinett und am Geisterhaus, zwei neuen Attraktionen auf der Kirmes in Rüttenscheid. Wir haben beides mal ausprobiert. Und damit das gleich klar ist: Das Wasser steht dabei gar nicht im Mittelpunkt.
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Von außen sieht „Crystals City“, das Spiegelkabinett, noch recht übersichtlich aus mit seinen knapp 15 Metern Breite – wie soll man sich da groß verlaufen können? So kann man sich irren. Zu Beginn ist der Weg immerhin noch klar vorgegeben. Er führt über das Wasser, genauer gesagt: über ein paar Holzplatten zwischen kleinen Fontänen. Das kann, je nach Außentemperatur, ganz erfrischend sein. Einmal hin, einmal zurück, eine scharfe Kehre, ein Stückchen nach oben und über zwei Drehscheiben im Boden, die zum Twist-Tanzen einladen. Oben schließlich wartet der freundliche Herr mit den Brillen. Denn gerade die verleihen dieser Kristallstadt noch einmal einen, sagen wir mal: psychedelischen Touch.
Leuchtende Stangen im Essener Spiegelkabinett
Von wegen guter alter Irrgarten: Ron Oberschelp hat sein im Sommer 2013 von einem Schausteller in der Slowakei gekauftes Labyrinth italienischer Herkunft vor Kurzem aufwändig umgebaut – und gleich noch ein paar Überraschungen installiert. Zu diesen Änderungen gehört auch jene merkwürdige Brille, die die Lampen auf dem Weg extrem glitzern und funkeln lassen, was nicht unbedingt bei der Orientierung hilft. Der Tipp lautet also: Hände nach vorne. Möglichst immer.
Es geht mitten durch ein paar baumelnde, leuchtende Stangen und gleich hinein in die erste Sackgasse und in die Mitte dreier Spiegel. Irgendjemand lacht. Ständig und gruselig. Dabei ist das hier noch gar nicht die Geisterbahn. Hier geht es nicht weiter, stattdessen lieber ein paar Meter zurück. Konnte man da gerade irgendwo abbiegen? Vielleicht durch diesen gelben Vorhang? Tatsächlich.
Irgendwie fühlt man sich immer beobachtet. Da große Teile des Labyrinths von außen einsehbar sind, hat man an fast überall Zuschauer. Einmal rechts, einmal links, einmal raus und wieder rein – wie aus dem Nichts verliert man dank Nebelmaschine und Stroboskoplicht vollends die Orientierung. Und da ist auch schon die nächste Sackgasse. Und jetzt? Aus den Lautsprechern tönt die Melodie aus der Ratesendung „Jeopardy“, die ironisch fragt: Findest du deinen Weg? Deine Zeit läuft ab. Ein wirkliches Zeitlimit gibt es natürlich nicht. Das eigene Gehirn wiederum blendet einen Song der „Doors“ ein: Dies ist das Ende. Hier wird niemand lebend herauskommen.
„Crystal City“ verwirrt Besucher mittels einer Spektralbrille
Und doch gelingt es irgendwann: Ein Pfeil auf dem Boden zeigt die Richtung an. Der war doch gerade noch nicht da. Oder doch? Also zwischen zwei Spiegeln hindurch – es wird dunkel. Stockdunkel. Egal. Weiter. Immer weiter. Schnüre streichen durch das Gesicht. Eine Tür führt nach draußen. Endlich wieder Licht und gleich wieder rein. Treppe rauf, Treppe runter. Wer so gar nicht weiter weiß, darf jetzt sicherlich auch mal die Brille abnehmen und einen realistischeren Blick auf die Spiegellandschaft werfen.
Irgendwann ist es schließlich geschafft. Den gegangen Weg für zukünftige Besuche im Kopf noch einmal nachzuvollziehen, scheint unmöglich. Zu viele Variationen, zu viele Sackgassen. Ein „verwirrendes und unterhaltsames Abenteuer“ hatte Oberschelp versprochen – das war es tatsächlich.
Apropos verwirrend: Auf der anderen Seite des Geländes wartet schon das Geisterhaus, das nach dem gleichen Prinzip funktioniert. Nur mit Geistern statt mit Spiegeln. Was waren das noch für Zeiten, als man recht gemütlich im klassischen Zweisitzer hindurchgefahren wurde. Doch die Variante auf dem Essener Sommerfest muss man zu Fuß durchqueren. Was einem das trügerische Gefühl der Selbstbestimmtheit verleihen soll. Pustekuchen.
Dass dem nicht so ist, dafür sorgen unter anderem „lebendige“ Geister. Bis zu drei Mitarbeiter sollen hier unterwegs sein, erzählt Betreiber Valentin Mikli – aber wer weiß das schon so genau im Dunkeln. Mikli ist seit 2010 Eigentümer des Geisterhauses, hat es ebenfalls gerade komplett überarbeitet. „Hallo, ihr da“, grüßt eine unheimliche Stimme. „Kommt rein in das Haus. In jeder Etage, in jedem Zimmer geschehen hier seltsame Dinge.“
Gruselhaus mit lebenden Geistern
Also hinein in die unheimlichen Gemächer. Erneut führt der Weg übers Wasser und dann in die Dunkelheit. Seltsame Figuren mit weißen Kitteln säumen den Weg, Monstermasken starren aus dunklen Ecken hervor. Und dann krabbelt etwas von oben in den Hemdkragen hinein. Einmal kräftig schütteln, mit der Hand ins Hemd fassen, bis sich herausstellt: Einer der Mitarbeiter bedient eine Angel, an deren Ende eine Plastikspinne hängt. Nichts wie weg hier.
Hexenbesen hängen von der Decke, Fußböden geben nach oder sind mit Rollen bestückt, die das Fortkommen deutlich erschweren. Es ist ein Spaß für die ganze Familie, doch man sollte schon recht gut zu Fuß sein, um wirklich alle Überraschungen bewältigen zu können. Und davon gibt es einige. Man steigt durch Tarnnetze, schiebt von der Decke hängende Bojen beiseite und landet in einem Käfig. Hier geht es garantiert nicht weiter. Ein kurzer Blick nach draußen: Ist die Leiter Teil der Geisterbahn, oder hat die einer der Bauarbeiter vergessen?
Zurück in den Käfig. Kann mal jemand Licht anmachen? Erneut ertönt irres Gelächter aus den Lautsprechern, und plötzlich springt ein Maskierter mit lärmender Kettensäge aus dem Nichts hervor. Die Käfigstangen lassen sich bewegen. Also nichts wie durch, weg vom maskierten Bauarbeiter. Eine Stimme fragt: „Haben Sie Angst? Alleine? Im Dunkeln?“ Nun ja, der Gruselfaktor ist nicht zu unterschätzen.
Es wird abschüssig, irgendwelche Fäden streichen durch das Gesicht – da hinten kommt der Ausgang. Luft holen. Entspannen. Die letzten Schritte führen erneut übers Wasser. Das hat etwas Beruhigendes, den Puls senkendes. Gleiches gilt für die Crêpes, die schräg gegenüber angeboten werden und bei denen man das Erlebte in Ruhe überdenken kann.
Das Essener Sommerfest hat zwei neue Attraktionen, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Jetzt aber erstmal etwas Süßes. Zum Runterkommen. Wo gibt’s die gebrannten Mandeln?
Die Kirmes an der Essener Grugahalle ist zu folgenden Zeiten geöffnet: Montag bis Freitag 14 bis 22 Uhr, Samstag und Sonntag 11 bis 22 Uhr.
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