Essen. Der Essener Schäfer Sebastian Scholz beklagt den Verlust von vier Tieren. Offenbar hat ein Hund sie auf ihrer Weide in Essen-Überruhr getötet.
Im Ludwig-Kessing-Park in Essen-Überruhr kennt ihn und seine Herde jeder. Seit vielen Jahren führt Schäfer Sebastian Scholz im Frühling seine Schafe in den Park, damit die Tiere den Riesenbärenklau abfressen, der dort wächst. „Alle freuen sich, wenn wir da sind“, erzählt Scholz. Vor allem die Kinder, die ganz in der Nähe eine Kita besuchen oder in die Schule gehen. Doch ein Wiedersehen wird es nicht geben, seit vier seiner Tiere gerissen wurden, vermutlich von einem wildernden Hund.
Es geschah in der Nacht vom 6. auf den 7. Juni. Er müsse schnell kommen, es sei etwas Schreckliches geschehen. So kommt Sebastian Scholz die Worte einer Anruferin wieder, die ihn aus dem Bett geschellt hatte. Als der Schäfer im Ludwig-Kessing-Park eintraf, fand er vier seiner Schafe tot vor, zwei Lämmer und zwei Muttertiere, übel zugerichtet von einem Hund oder mehreren, da ist sich Scholz sicher. „Es war definitiv kein Raubwild, kein Fuchs oder Dachs“, sagt der Schäfer. Denn an den Kadavern fanden sich zwar Biss-, aber keine Fressspuren. Und Wölfe gebe es in Essen ja nicht. „Trotzdem passiert so etwas“, sagt Scholz fassungslos. Offenbar sei ein frei laufender Hund seinem natürlichen Jagdinstinkt gefolgt und über die Tiere hergefallen.
Die Schafe waren auf der Wiese in Essen-Überruhr durch einen Elektrozaun geschützt
Wie konnte das geschehen? Die Schafe standen auf einer eingezäunten Wiese, berichtet Scholz. Eingezäunt mit einem 1,10 Meter hohen Standardelektrozaun. „Der hat schon richtig Dampf“, sagt der Schäfer. „Ein Hund geht da nur einmal dran.“
Es muss also ein großes Tier gewesen sein, das den Zaun mit einem Sprung überwinden konnte. Der Hund packte die Schafe an den Schenkeln und dann an der Kehle. Ein Muttertier habe sich wohl dazwischen gestellt, um eines der Lämmer zu schützen, vermutet Scholz. Der Hund habe dem Tier den Kopf abgebissen.
Anders als ein Wanderschäfer schläft der Essener Sebastian Scholz nicht bei seiner Herde
Warum hat niemand etwas mitbekommen? Schafe ergreifen die Flucht, machen dabei aber keinen Lärm, erläutert Scholz. Und ein Schutzhund, der Alarm schlagen oder den Angreifer hätte vertreiben können, den gab es nicht. In der Stadt sei nicht daran zu denken, einen Schutzhund zu einer Herde zu stellen, sagt Scholz.
Der würde die ganze Zeit bellen, wenn sich jemand den Tieren nähert, und auch zuschnappen. „Nicht dran zu denken, was passieren könnte, wenn ein Kind seine Hand durch den Zaun steckt“, gibt der Schäfer zu bedenken. Und anders als Wanderschäfer, die mit ihren Tieren umherziehen, schläft Scholz nicht bei seiner Herde. Er beschränkt er sich darauf, Schilder mit seiner Telefonnummer am Zaun zu hinterlassen. Für den Fall, dass etwas passiert.
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Keine 24 Stunden nach dem Vorfall führte Sebastian Scholz seine Tiere auf eine andere Wiese, weit genug weg vom Helmut-Kessing-Park. Es war nicht das erste Mal, dass er Tiere an einen wildernden Hund verloren hat. Andere Schäfer, die wie Scholz im Auftrag von Grün und Gruga mit ihren Herden den Riesenbärenklau bekämpfen, hätten sich wegen immer wieder kehrender Angriffe von frei laufenden Hunden aus der Zusammenarbeit zurückgezogen, heißt es vonseiten der Stadt.
Den wirtschaftlichen Verlust beziffert der Essener Schäfer auf 700 bis 800 Euro
„90 Prozent der Hundehalter benehmen sich vorbildlich und führen ihren Hund an der Leine“, sagt Scholz. Den wirtschaftlichen Schaden, der ihm durch den Verlust der vier Tiere entstanden ist, beziffert der Schäfer auf 700 bis 800 Euro. Der Schaden wäre zu ersetzen gewesen. „Jeder Hundebesitzer sollte eine Hundehaftpflichtversicherung abgeschlossen haben“, sagt Scholz. Gemeldet habe sich niemand. Bei der Polizei habe er Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Viel Hoffnung, dass der Halter ermittelt wird, mache er sich aber nicht.
Scholz ist aber auch deshalb frustriert, weil der Angriff in dem Park in Überruhr geschehen ist, wo er vor 13 Jahren erstmals seine Schafe im Auftrag der Stadt zur naturnahen Landschaftspflege auf eine Wiese führte. Dorthin zurückkehren werde er mit seinen Tieren nicht mehr, sagt Scholz, der einst eher durch Zufall zum Schäferberuf gefunden hat.
Als angehendem Maschinenbau-Ingenieur sei ihm während des Studiums klar geworden, dass ein Arbeitsleben am Computer nichts für ihn sei. Zu seinen ersten Schafen sei er durch seinen Hund gekommen, einen australischen Hirtenhund. Aus sechs Schafen wurde eine 130 Tiere zählende Herde. Nun fehlen vier Tiere, die er mit viel Herzblut aufgezogen habe.
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