Essen. Wer sich ohne Sonnenschutz der Hitze ausliefert und zu wenig trinkt, kann leicht in der Notaufnahme landen, warnt ein Essener Arzt. Seine Tipps.
Der Deutsche Wetterdienst hat für diesen Donnerstag (27.6.) eine Hitzewarnung herausgegegben; Zwischen 11 und 19 Uhr werde eine starke Wärmebelastung erwartet. „Mit einer zusätzlichen Belastung aufgrund verringerter nächtlicher Abkühlung ist insbesondere im dicht bebauten Stadtgebiet von Essen zu rechnen“, warnt auch die Stadt. Die Hitzebelastung könne für den menschlichen Körper gefährlich werden und zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen.
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Der Klimawandel hat bereits in der jüngeren Vergangenheit auch hierzulande wiederholt für Temperaturrekorde gesorgt; das Jahr 2023 war in Deutschland wie in ganz Europa das bisher wärmste gemessene Jahr, berichtet die „Tagesschau“. Die Politik macht sich nun Gedanken, wie ein wirksamer Hitzeschutz vor allem für Kinder und ältere Menschen sowie am Arbeitsplatz aussehen kann. Die Stadt Essen hat jetzt eine Karte mit dem Titel „Kühlorte in Essen“ herausgegeben.
Für die meisten gelten Sonnenschein, blauer Himmel und Temperaturen um 30 Grad als klassisches Freibadwetter. Doch bei dieser Wetterlage herrscht oft auch in den Notaufnahmen Hochbetrieb. Die Bundesärztekammer machte schon 2023 mit einem Aktionstag auf die „unterschätzte Gefahr“ aufmerksam: Lang anhaltende Hitzeperioden machten viele Menschen krank und forderten Jahr für Jahr mehrere Tausend Tote in Deutschland. Wie man sich bei großer Hitze am besten schützt, erklärt Dr. Andreas Grundmeier, Direktor der Klinik für Notfallmedizin und Internistische Intensivmedizin an den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte (KEM).
(Das Interview führten wir bereits zum heißen Auftakt des Sommers 2023).
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Herr Grundmeier, bei hochsommerlichem Wetter zieht es auch die Essenerinnen und Essener in die Parks, ans Seeufer oder ins Freibad. Was kann man da falsch machen?
Dr. Andreas Grundmeier: Wer sich längere Zeit ohne Kopfbedeckung in die pralle Sonne legt…
… bekommt einen Sonnenbrand.
Grundmeier: ...oder Schlimmeres: Die Sonne strahlt dann ja mit voller Kraft auf den Kopf und wirkt so direkt auf das Gehirn, das kann zu einem Sonnenstich führen. Der Betroffene bekommt einen roten Kopf, fühlt sich beduselt, auch Übelkeit und Erbrechen treten auf. Man sollte diese Symptome sehr ernst nehmen, weil eine Hirnschwellung droht. Darum sollte man bei ersten Anzeichen aus der Sonne gehen und den Kopf kühlen. Klingen die Symptome nicht ab, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Es besteht die Gefahr, dass Sie einen Hitzschlag erleiden: Der geht mit hohem Fieber einher, kann zum Kreislaufkollaps und schlimmstenfalls zum Tod führen. Ein Hitzschlag ist ein Notfall, da muss man die 112 wählen. Häufig erleiden junge Menschen einen Sonnenstich, weil sie sich ungeschützt in der Sonne aufhalten.
Betreffen die meisten Hitze-Todesfälle nicht ältere Menschen?
Grundsätzlich stimmt das: Bei über 65-Jährigen ist der Körper mit der Wärmeregulation eher überfordert. Da sie weniger Durst haben und oft nicht genug trinken, trocknen sie schneller aus. Sie müssen nicht mal direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein, sondern kommen schlicht mit der Hitze nicht klar, ihr Kreislauf ist überfordert. Wer sich schwach und schwindelig fühlt, Kopfschmerzen und einen niedrigen Blutdruck hat, sollte den Hausarzt oder die 116 117 anrufen.
Zu viel Hitze hat mitunter noch Wochen später gesundheitliche Folgen
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Reicht es nicht, wenn man etwas trinkt und sich abkühlt?
Das sollte man auch tun, etwa mit Coolpacks, die man in Handtücher einschlägt und so Arme und Beine kühlt. Hilfreich kann es auch sein, die Beine hoch zu betten. Gerade ältere Menschen sollten aber unbedingt auch ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn jemand lange Zeit großer Hitze ausgesetzt war, kann es übrigens auch noch drei, vier Wochen später zu Komplikationen kommen.
Wie äußern die sich?
Die Krankheitsbilder sind verschieden. Die einen haben zum Beispiel ein geschwollenes Bein: Das deutet auf ein Gerinnsel und die Gefahr einer Thrombose. Die wiederum kann eine lebensgefährliche Lungenembolie nach sich ziehen: Ein Anzeichen dafür ist Luftnot.
Man sollte auf die Signale des Körpers hören
Kamen an den ersten Sommertagen 2023 schon mehr Notfälle ins Huyssensstift?
Bisher noch nicht. Die Menschen sind noch vorsichtig, wohl auch, weil die Temperaturen so sprunghaft gestiegen sind. Wenn es lange so heiß bleibt, wird sich das ändern. Dann werden auch wieder Patienten eingeliefert, die gar nicht in der Sonne waren, sondern in einer aufgeheizten Dachwohnung kollabiert sind.
Was kann man tun, damit uns die Hitze nicht schadet?
Draußen sollte man sich im Halbschatten oder Schatten aufhalten. Setzt man sich doch der Sonne aus, sollte man den Kopf bedecken. Man sollte viel trinken, aber keinen Alkohol. Wasser, Fruchtsäfte sind gut, sogar gesüßte Säfte sind okay, weil sie für Energiezufuhr sorgen. Kühle Duschen können helfen. Zudem sollte man auf diejenigen aufpassen, denen die Hitze besonders zu schaffen macht. Neben älteren Menschen sind das Babys und Kleinkinder. Schließlich sollte man auf seinen Körper hören, der gibt ja Signale, wenn ihm die Hitze zu viel ist.
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