Essen-Frohnhausen. Vor der Kirche St. Antonius in Frohnhausen bieten Sternsinger ihren „Segen to go“ an. Warum die Kinder nicht mehr durch die Gemeinde laufen.
In St.-Antonius in Essen-Frohnhausen verteilen gerade die Sternsinger den Segen für das gerade begonnene Jahr auf besondere Art und Weise. Dort gibt es noch genügend Kinder, die bei der Dreikönigsaktion mitmachen wollen. Das ist in etlichen Gemeinden anders. Da sind Alternativen gefragt.
Schrumpfende Gemeinden machen kirchliche Kinder- und Jugendarbeit immer schwieriger. Viele katholische Gemeinden finden nicht mehr genügend Kinder zum Sternsingen. Oft laufen Erwachsene mit oder das Besuchsprogramm wird stark reduziert. Längst wird an vielen Orten nicht mehr an jede Tür geklopft, sondern nur noch auf Bestellung. Dazu kam noch die Pandemie.
Sternsinger aus Essen-Frohnhausen sind in diesem Jahr besonders kreativ
Die katholische Kirchengemeinde in Frohnhausen hat sich eine pfiffige Alternative überlegt. Vor der St.-Antonius-Kirche an der Ecke Berliner/ Kölner Straße bieten Sternsinger noch bis einschließlich Sonntag, 8. Januar, Passanten und Besuchern ihren Segen und den 20*C+M+B+23-Aufkleber an. Auch sammeln sie Spenden für das Hilfsprojekt „Kinder stärken - Kinder schützen“ in Indonesien und weltweit.
Die Kronen der kleinen Könige und Königinnen sitzen fest, die weiten Gewänder passen perfekt. Pfarrer Ludger Blasius lächelt: „Ich bin dankbar dafür, wie Frau Messina die Sternsinger zusammentrommelt und mit anderen Müttern fleißig Gewänder näht.“ Bianka Messina organisiert das Sternsingen: „Wir haben in diesem Jahr sage und schreibe 23 Kinder dabei, von fünf bis 13 Jahren. Das sind deutlich mehr als in den Vorjahren. Und alle freiwillig.“
Und doch gehen sie nicht von Haus zu Haus, sondern bieten einen „Segen to go“ an. Das sei Corona geschuldet, sagt Thomas Ricken, engagiertes Mitglied der Kirchengemeinde: „Seit zwei Jahren bin ich Rentner und bringe mich noch mehr ein.“ Ricken kümmert sich auch um die vom Kölner Architekten Prof. Rudolf Schwarz entworfene, denkmalgeschützte Kirche.
Stolz ist er auf die aktuelle Krippenausstellung. Hier werden bis zum 8. Januar eigene Krippen, aber auch Figuren der 2022 aufgegebenen Kirche St. Franziskus in Bottrop präsentiert: vier Schafe, darunter ein schwarzes, und zwei Hirten. Für die Dreikönigsaktion habe man sogar über einen „Drive in“ nachgedacht, lächelt der 67-Jährige: „Das war uns dann doch zu amerikanisch.“
Im kommenden Jahr werde man aber wieder Listen auslegen in der Kirche, wer denn besucht werden wolle von den Sternsingern: „Zum Beispiel Leute, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Aber diesen Treffpunkt hier vor der Kirche werden wir beibehalten. So erreichen wir noch mehr Menschen.“ Pfarrer Blasius weiß: „Mit ihrem Auftreten und guten Wünschen bringen die Kinder Freude. Sie sollen aber auch wissen, wofür sie sammeln. Für andere Kinder, denen es nicht so gut geht.“
Einsatz für Kinder in Not und Menschen in der Nachbarschaft
Auch sollen die jungen Könige erfahren, was es an Not in direkter Nachbarschaft gibt. Daher nimmt Pfarrer Blasius eine Gruppe Sternsinger mit auf Krankenbesuche: „Die strahlenden Augen der Besuchten sind das schönste Dankeschön überhaupt.“ Hannah war mit zu Besuch: „Die Damen waren bestimmt 90 Jahre alt oder älter. Das war schön zu erleben, wie sie sich gefreut haben, als sie uns gesehen haben.“ Die Zwölfjährige wohnt ganz in der Nähe, wurde in St. Antonius getauft, empfing hier die erste Kommunion und ist seit zwei Jahren Messdiener: „Sternsinger bin ich schon das sechste Jahre. Also seit einer Ewigkeit.“
Hannah weiß genau, warum es geht bei der diesjährigen Sammelaktion. Sie kennt sogar ein konkretes Projekt: „In Indonesien gibt es Kinder, die wohnen direkt an einer sehr gefährlichen Bahntrasse. Da soll es Sicherheitsunterricht und Maßnahmen geben, um sie vor den Gefahren zu warnen und zu beschützen.“ Bianka Messina nickt. Ihre drei Kinder waren alle Sternsinger, Messdiener, die 20-jährige Fabiana ist wie die Mutter Teil des Gemeinderates.
Die Aktion ist inzwischen ein Selbstläufer
Seit acht Jahren organisiert die 49-Jährige die Sternsingeraktion: „Das ist mittlerweile ein Selbstläufer bei uns. Zumeist sind es Kommunionskinder, die mitmachen.“ Den Standort vor der Kirche findet sie gelungen: „Die Leute nehmen das sehr gut an hier. Wo wir früher 3000 oder 3500 Euro sammeln konnten, war es im letzten Jahr das Doppelte.“ Auch 2023 bahne sich ein neuer Rekord an.
Thomas Ricken zählt auf: „Die Sternsinger stehen noch bis Sonntag, 8. Januar, jeweils von 15 bis 17 Uhr vor der Kirche, sowie jetzt am Samstag, 7. Januar, zusätzlich von 10 bis 12 Uhr. Ebenfalls am Samstag besucht eine Gruppe zwischen 10 und 12 Uhr den Frohnhauser Markt.“ Königin Hannah lässt sich derweil mit einem Lächeln auf den Lippen nassregnen: „Es macht mir Spaß, gemeinsam mit meinen Freunden anderen eine Freude zu machen. Das ist toll.“
Die Großpfarrei St. Antonius ist zweitgrößte der neun katholischen Pfarreien in Essen. In St. Elisabeth wollte man in diesem Jahr zwar zum etwas „normaleren“ Sternsingen zurückkehren, aber dafür fehlten aber Kinder. Also wird bis Samstag, 7. Januar, von 15 bis 17 Uhr „Sternsingen to go“ in der Kirche St. Elisabeth stattfinden. Am Dreikönigstag, 6. Januar, findet um 18.30 Uhr eine Sternsingermesse statt.
Sternsinger kommen zum Familiengottesdienst
In Holsterhausen bei St. Mariä Empfängnis geht es am Samstag, 7. Januar, von Haus zu Haus, die Sternsinger kommen auch am Sonntag, 8. Januar, in den Familiengottesdienst um 9.30 Uhr. Bei „Zur Heiligen Familie“ auf der Margarethenhöhe gehen die Sternsinger noch bis einschließlich Samstag, 7. Januar, von Tür zu Tür.
Für die Hausbesuche in St. Mariä Himmelfahrt in Altendorf am 7. Januar wurde unter sternsinger.smh@gmail.com um Anmeldung gebeten. Die Sternsinger sind auch an allen Sonntagen im Januar nach den Gottesdiensten um 11.15 Uhr in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt anzutreffen sowie am 7. Januar um 17 Uhr in St. Clemens Maria Hofbauer.