Essen. Timm Beckmanns „Liga der außergewöhnlichen Musiker“ spielt erstmals auf Zollverein. Trotz etwas kühler Atmosphäre kamen romantische Gefühle auf.

Die „Liga der außergewöhnlichen Musikerinnen“ ist umgezogen – von der Altenessener Zeche Carl auf die Welterbe-Zeche Zollverein. Am Konzept, der heiteren Verschwisterung von Klassik und Kabarett, hat der Essener Musikkabarettist Timm Beckmann nichts geändert. Und auch die „Fills“, die Abordnung der Essener Philharmoniker, sind auf Zollverein wieder dabei. Das um zwei Klarinetten erweitertes Streichquartett eröffnete den Abend mit dem ersten Satz der „Frühlingssinfonie“ von Robert Schumann.

Drehte sich diesmal doch alles um romantische Gefühle und große Dichter. Was Timm Beckmann zunächst über die die misslungene Kontaktaufnahme des rheinischen Komponisten mit dem im Pariser Exil lebenden Heinrich Heine plaudern ließ. Und dann Gelegenheit gab, elegant auf seine ersten Gäste überzuleiten, ein Wiener Quartett mit dem schönen Namen „The Erlkings“. Vor origineller Kulisse von Cello, Tuba und Schlagwerk bot ihr Gitarre spielender Bariton Bryan Benner Perlen des romantischen Kunstliedes, so „Im wunderschönen Monat Mai“, fabelhaft neutönerisch in englischer Sprache. Sehr amüsant und doch originalgetreu den Heine-Vertonungen folgend.

Von der „Voice of Germany“-Bühne zur „Liga der außergewöhnlichen Musikerinnen“

Die junge Sängerin Mishka, die mit ihrem dezent trommelnden Gatten Michi etwa „Die Mutigen“ von Silbermond servierte, konnte da trotz großer Stimme kaum mithalten und beeindruckte am meisten durch ihr leidenschaftliches Engagement gegen moderne Sklaverei, in der sich heute mit 50 Millionen Menschen weltweit mehr denn je befinden. Nun, beim obligaten Finale des ersten Sets bewies sie vor großer Kulisse der „Erlkings“ und den „Fills“ mit dem Coldplay-Hit „Sky Full of Stars“, warum sie einst bei „Voice of Germany“ hochgehandelt wurde.

Nach der Pause kam dann der gute alte Franz ins Spiel – Schubert natürlich, den Timm Beckmann am Flügel mit dem „Heideröschen“ ankündigte. Samt markantem „Udo Jürgens“-Ausklang, was sein Publikum prompt animierte, „Aber bitte mit Sahne“ lautstark zu singen. Ein starker Moment, den wohl nur „Der Erlkönig“ der Wiener toppte. Nicht ganz, denn beim streicherseligen Intermezzo „Ironic“ gab die „Fills“-Klarinettistin Sandra Klinkhammer grandios Alanis Morisette ihre Stimme.

Wenn Franz Schubert auf Udo Jürgens trifft

Wie man romantische Gefühle saukomisch konterkarieren kann, zeigte schließlich die mit schrägem Humor gesegnete Marie Diot. Die zu delikaten Orgelklängen erst über Essen und Oberhausen („Die Stadt der Kellner“) schwadronierte, dann Beziehungskisten lakonisch abservierte und schließlich im Team aller Beteiligten befand „Huh, ich habe Angst“. Klar das Sahnehäubchen im Programm, quasi als Wunscherfüllung des begeisterten Publikums, das trotz der zunächst unterkühlten Atmosphäre auf Zollverein ein starkes „Liga“-Spiel genoss.