Essen. Sandra Da Vinas neues Programm „Viva Da Vina“ wurde im Essener Stratmanns begeistert gefeiert. Warum sie für das Publikum ein offenes Buch ist.
Man muss Sandra Da Vina nicht persönlich kennen, um einen Einblick in ihr Leben zu bekommen. Ein Besuch in ihrem neuen Programm „Viva Da Vina“ reicht völlig aus. Da weiß man gleich: Stratmanns Theater liegt in dem Umkreis von ihrem Zuhause in Essen-Süd, in dem sie sich noch im Bademantel bewegt. Heute Abend hat sie sich schick gemacht. Und so sehr sie sich über das Heimspiel freut, hegt sie Bedenken, dass jemand im Publikum sitzen könnte, der bei ihrer Darmspiegelung dabei gewesen ist. Ist das der Grund für ihre immer noch raren Auftritte in Essen?
Wahlessenerin hatte von jeher einen Hang zum Ruhrgebiet
https://www.waz.de/staedte/essen/stratmanns-theater-in-essen-plant-mit-weiblicher-verstaerkung-id236006625.htmlDie Zahl der Fans vor Ort ist es nicht. Das Stratmanns ist gut besucht und all die Endzwanziger und Mittdreißiger, denen andere Bühnen hinterherlaufen, kichern, was das Zeug hält. Sie ist aber auch komisch, wenn sie ins Erzählen kommt über das Leben an sich und das ihre im Besonderen. Sie wurde zwar 1989 in Münster geboren, hat aber von jeher einen Hang zum Ruhrgebiet. Sie verbrachte die Ferien im Schrebergarten ihrer Großeltern in Hagen, hat ab 2008 Germanistik in Essen studiert und ist geblieben. Seit 2012 tritt sie mit Comedy und Poetry auf Bühnen und im Fernsehen auf, moderiert und veröffentlichte Bücher mit Kurztexten. Dieses ist ihr fünftes Soloprogramm.
Wenn das Leben eine Schachtel Pralinen wäre, wie bei Filmheld Forest Gump, wüsste sie schon, was sie auswählen würde. Doch sie sieht es eher als bunte Tüte. Dabei ist sie keine Freundin von Überraschungen. Sie wundert sich schon sehr über den Willkommensgruß nach der Geburt vom Finanzamt mit der Steuernummer, möchte sich lieber nicht vorstellen, dass „jeder Sechste beim Telefonieren auf der Toilette sitzt“ und überlegt, ob sie den Herd ausgestellt hat, auch wenn sie vier Tage nicht gekocht hat. Da geht die Phantasie mit ihr durch.
Schreiend komischer Spieleabend trifft anrührendes Familienessen
Locker kommt sie in leichtem Ruhrpottslang von Hölzken auf Stöcksken, immer nah dran am Leben. Es ist erschreckend, wie wenig vom Erste-Hilfe-Kurs im Kopf hängengeblieben ist, es treibt einen zum Lächeln, wenn sie versucht, mit Humor ein Leben zu retten und mit ihrem 15-jährigen Ich in emotionaler Poesie zu kommunizieren. Ja, was dachten wir früher eigentlich, wer wir heute einmal sind? Eine Tierärztin, die Meerschweinchenleben verlängert? Eine Comedienne mit Höhenflügen und Tiefgang? Die Mutter einer dreijährigen Tochter, der sie sagt: „Lass das, aber hör nicht auf, an dich zu glauben.“
Sie selbst hat sich früher nie auf einer Bühne gesehen. Doch genau da gehört sie hin. Zum Schreien ist der geliebte Spieleabend, der heute so komplex ist, dass er per Powerpoint-Präsentation erklärt werden muss. Herzergreifend fällt ihre Slampoetry zum Thema Familienessen aus, bei dem man Jahr um Jahr vom Kindertisch zu den Erwachsenen aufrückt und die Älteren verliert. Ihr Auftritt in der Wahlheimat, wo die Begeisterung für ihre Wortspiele, ihre persönlichen Geschichten und deren Wiedererkennungswert groß sind, wird gefeiert mit viel Applaus und Autogrammwünschen. „Viva Da Vina“ - in Essen.
Karten für weitere Gäste im Hause Stratmann unter: 0201 820 40 60 oder online auf www.stratmanns.de/