Essen. Autofahrer schimpfen an den Tankstellen über die hohen Spritpreise. Dabei können die Betreiber aktuell nichts dafür, wie Forscher herausfanden.

Die Preise für Diesel und Benzin gehen weiter durch die Decke. Am Donnerstagvormittag (10.3.) kostete der Liter Super E10 in Essen an den günstigsten Tankstellen 2,05 Euro, Diesel erreichte in der Spitze sogar 2,33 Euro pro Liter. Auch die Preisunterschiede an den Tankstellen im Stadtgebiet Essen sind gerade enorm. Je nach Tankstelle und je nach Spritart betrug dieser 23 bzw. 19 Cent pro Liter.

Die Tankstellenbetreiber müssen derzeit eine Menge aushalten. 80 Prozent der Kunden machen ihrem Ärger an der Kasse Luft, berichtete ein Stationsleiter am Mittwoch (9.3.), der seinen Namen nicht öffentlich nennen möchte. „Ist doch klar, dass die Leute bei diesen Preisen Frust haben, weil sie ja tanken müssen.“ Ihn stört, dass die Tankstellenbetreiber selbst nichts für die hohen Preise können. „Aber wir bekommen den Ärger ab“, beklagt er.

RWI-Studie: Hoher Ölpreis wird nicht 1:1 weitergegeben

In der Tat scheinen derzeit nicht die Mineralölkonzerne und Tankstellenbetreiber diejenigen zu sein, die aus der aktuellen Preisrallye ihren Profit schlagen. Das jedenfalls legt der aktuelle Benzinpreisspiegel nahe, den das RWI Leibniz Institut für Wirtschaftsforschung mit Sitz in Essen in der kommenden Woche veröffentlichen wird und der dieser Redaktion schon vorab vorliegt. Die Forscher um Professor Manuel Frondel haben dafür die Lücke zwischen dem Ölpreis und dem Spritpreis der Jahre 2017 bis 2022 untersucht.

Die Annahme: Sinkt oder steigt der Ölpreis, müsste sich auch der Preis an der Tankstelle entsprechend verhalten. Tut er das nicht in gleichem Maße, kann man annehmen, dass dies zugunsten oder zulasten der Marge der Mineralölunternehmen geht. „Die errechnete Lücke ist zwar nicht direkt die Marge, aber ein guter Indikator“, sagt Professor Frondel, der beim RWI den Kompetenzbereich „Umwelt und Ressourcen“ leitet.

Die Preisdifferenz zwischen Diesel und dem Ölpreis. Je höher der Ausschlag nach oben, desto höher dürften die Margen der Mineralölunternehmen gewesen sein. 
Die Preisdifferenz zwischen Diesel und dem Ölpreis. Je höher der Ausschlag nach oben, desto höher dürften die Margen der Mineralölunternehmen gewesen sein.  © funkegrafi nrw | Pascal Behning

In der aktuellen Lage hat das RWI nun festgestellt, dass die Preislücke zwischen Ölpreis und Diesel bzw. Super E10 kleiner geworden ist. Das heißt: „Es fällt den Tankstellen schwer, den aktuell hohen Ölpreis 1:1 weiterzugeben“, sagt Frondel. Als Grund sieht er den großen Wettbewerb im Markt. Momentan machen die Tankstellen also pro verkauftem Liter weniger Marge. Während der Corona-Krise, als Öl günstig war, war das im Übrigen anders (siehe Grafik). Momentan aber sitze der Preistreiber klar in Russland, so Frondel.

Wann Tanken im Tagesverlauf günstiger ist

Eine schnelle Preiskorrektur nach unten erwarten die Tankstellenbetreiber indes nicht. „Solange Krieg in der Ukraine herrscht, sehe ich das nicht“, sagt einer. Deshalb müssen Autofahrer bewusster denn je tanken und die Tageszeiten wählen, in denen die Preise vergleichsweise niedrig sind. Momentan ist das allerdings nicht einfach. Die Preise würden sich zum Teil bis zu zwei Mal stündlich ändern, berichtet der Stationsleiter.

In seinem vorangegangenen Benzinpreisspiegel hatte das Team um Professor Frondel bereits aufgedeckt, dass es gleich mehrere Preisschwankungen – bis zu fünf – an den Tankstellen im Laufe eines Tages gibt. Günstiger sind die Preise demnach ab dem frühen Abend. Besonders zwischen 20.30 und 22 Uhr können Autofahrer Geld sparen. Dagegen ist es morgens mit Beginn der Rushhour ab 6 Uhr am teuersten, die Preise fallen erst wieder nach 7 Uhr. Dieser Mechanismus, so glaubt Frondel, gilt auch in der jetzigen Hochpreisphase weiter.

Lesen Sie unsere Berichterstattung zum vorangegangenen Benzinpreisspiegel aus unserem Archiv: