Bredeney: Auf gute Nachbarschaft mit Familie Krupp
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Essen.. Das größte Einfamilienhaus in Bredeney hat 269 Räume: die Villa Hügel. Aber auch sonst finden sich im Stadtteil repräsentative Adressen.
Wer in der Siedlung Brandenbusch zu Hause ist, der steht mit der Geschichte der Familie Krupp praktisch immer noch auf Du und Du. Mit Arnold- und Waldtrautstraße, Klaus- und Haraldstraße hat die Nachkommenschaft aus der Ehe von Gustav und Bertha Krupp von Bohlen und Halbach dem Viertel einen fast familiären Anstrich gegeben. Die 1895 nach den Plänen von Samuel Marx errichtete Siedlung war dabei zunächst die Angestellten-Siedlung der Villa Hügel. Bis zu 600 Arbeitskräfte vom Butler bis zum Buchhalter waren hier zu Hause, um bei Bedarf auf Abruf sofort zur Stelle sein. Sie hatten nicht nur einen kurzen Weg zum Arbeitsplatz, sondern lebten auch mit den Annehmlichkeiten der ortsnahem Versorgung vom Spritzenhaus und der Räucherei bis zur Dampfwäscherei Bis 1945 war die Villa Hügel Wohnsitz der Familie Krupp.
Krupp-Konzernzentrale in Bredeney wurde nie gebaut
Wer heute im idyllischen Brandenbusch zu Hause ist, der genießt nicht nur die Nähe zu Essens repräsentativster Sehenswürdigkeit, sondern vor allem auch prächtig blühende Vorgärten, die grüne, dicht bewaldete Umgebung und vielleicht auch den Status, in einem der bevorzugten Stadtteile Essens zuhause zu sein.
Das ist Essen-Bredeney
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Es ist dennoch ein anderes Bredeney als das gemeinhin Bekannte. Der architektonische Prunk des Brucker Holt-Viertels, das ab Ende der 1950er Jahre von der Stadt ganz bewusst für wohlhabende Villen-Haushalte geplant wurde, ist hier weit weg.
Und auch mit der gediegen-vornehmen Jugendstil-Prachteiner Graf-Bernadotte-Straße hat der Brandenbusch wenig zu tun. „Man ist nah an der Stadt und trotzdem mit einem Bein im Grünen“, skizziert Hannsjürgen Spieß die Vorteile. Spieß ist von Haus aus Künstler und seit vielen Jahren Mitglied der SPD. „Wenn man dann in Bredeney wohnt, sitzt man im Kulturausschuss“, lächelt Spieß, der schon in den 1970ern als Kunststudent beim Aufbau der ersten renommeeträchtigen Ausstellungen in der Villa Hügel mitgeholfen hat.
Ein Teil der Häuser ist heute unter Denkmalschutz gestellt. Aber es ist auch schon alte Bausubstanz verschwunden, als in den 1960ern Star-Architekt Ludwig Mies van der Rohe den Auftrag bekam, ein neues, hochmodernes Gebäude für die Krupp-Konzernleitung am Rand des Hügelparks zu bauen. Mehrere Häuser mussten den ehrgeizigen Plänen weichen, die neue Konzernzentrale wurde in Bredeney allerdings nie gebaut, denn bald stand fest, dass der Baugrund aus zu viel Fließsand bestand und das Großgebäude nie getragen hätte.
Bredeney im Wandel: Luxuriöse Wohnblöcke statt prächtiger Bürgervillen
Bredeney, ein Stadtteil mit ganz viel Auslauf
Wenn Rüttenscheid die Ausgehmeile Essens ist, dann darf man Bredeney wohl die Auslaufstrecke des Südens nennen. Jogger und Hundehalter teilen sich hier tagtäglich zu Hunderten die schönen Wege durch Stadt- und Kruppwald. Kein Wunder, hat Bredeney mit 353,5 Hektar Forstgebiet doch eines der höchsten Waldanteile der Stadt. Entsprechend hart getroffen hat es die Nutzer nach dem Pfingststurm „Ela“, der im vergangenen Jahr in den Bredeneyer Wäldern tiefe Schneisen hinterlassen hat. Der Ausblick hat sich seither vielerorts geändert, die Lauflust ist ungebrochen.
Heute sind die Baukräne im Stadtteil freilich nicht wegzudenken. Spieß beobachtet eine zunehmende Verdichtung. Wo vor kurzem noch prächtige Bürgervillen mit großem Garten und Baumbestand waren, entstehen nun vielerorts luxuriöse Wohnblöcke mit gewinnträchtigen Eigentums-Wohnungen . So ein „Einfamilienhaus mit Garten“, als das die Villa Hügel mit ihren 269 Räumen im Grundbuch steht, kann sich heute kaum noch einer leisten. Auch die Villa Beitz dürfte dieses Schicksal bald ereilen, Der Immobilienmarkt boomt.
Zeitgleich ist Bredeney der Stadtteil mit den wenigsten Spielplätzen, also nicht unbedingt ein Zuzugsgebiet für junge Eltern mit Kindern. Spieß kennt viele Familien seit Jahren. Bei der kurzen Kaffee-Pause an der Bredeneyer Straße kommt man rasch ins Gespräch.
Wer hier wohnt, weiß Spieß, der lebt oft schon seit Generationen im Stadtteil oder hat am Ende doch ein paar Jahre darauf hingearbeitet, zwischen Baldeneysee und Zeißbogen heimisch zu werden. Trotzdem ist Spieß stolz darauf, dass Neubauprojekte wie das Bredeneyer Tor nicht nur teure Büroflächen geschaffen haben, sondern immer wieder auch bezahlbaren Wohnraum in fußläufiger Nachbarschaft zum ehemaligen Wohnhaus der Familie Krupp.
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