Essen.. Nach NRZ-Informationen versucht Lars Martin Klieve seit fast einem Jahr einen ihm unliebsamen Mitarbeiter an die vakante Position des Drittmittel-Akquisiteurs wegzuloben – dem Vernehmen nach gegen den Willen des für diesen Posten als überqualifiziert beschriebenen Angestellten und der VHS-Leiterin.
Nein, auch der Verwaltung ist nichts Menschliches fremd. Dass aber die Animositäten, die städtische Angestellte und ihre Dienstherren gegen- und untereinander pflegen, einen Bildungsträger wie die Volkshochschule (VHS) wieder einmal in finanzielle Schwierigkeiten bringen, befremdet doch.
Und natürlich gibt es mehrere Arten, diese Geschichte zu erzählen. Etwa aus Sicht der VHS. Die Leiterin des Hauses, Friederike Brunnbauer, darf sich als Amtsleiterin gegenüber Zeitungen nicht äußern. Kämmerer Lars Martin Klieve bestätigt jedoch NRZ-Informationen, nach denen dem Haus 56.000 Euro aus dem Budget gesperrt wurden. Wie im vergangenen Jahr. Der Grund: Die VHS hat zu wenig Drittmittel eingeworben. „Das habe ich in der Vergangenheit so gemacht, das werde ich auch in Zukunft machen“, sagt Klieve.
„Entweder den oder keinen“
Der Kämmerer verweist auf seine Vereinbarung mit Friederike Brunnbauer, nachdem sich die VHS im Rahmen des Haushalt-Konsolidierungs-Programms verpflichtet, über vier Jahre hinweg bis zu 750.000 Euro selbst aufzutreiben. Daran gibt es auch VHS-intern nichts zu deuteln. „Wie sollen wir aber Drittmittel von Bund, Land oder der Europäischen Union holen, wenn wir die dafür vorgesehene Stelle nicht genehmigt bekommen?“, fragt man sich hinter der Glasfassade am Burgplatz. Und ab hier wird die Geschichte persönlich, ab hier ändert sich die Sicht.
Nach NRZ-Informationen versucht Lars Martin Klieve seit fast einem Jahr einen ihm unliebsamen Mitarbeiter an die vakante Position des Drittmittel-Akquisiteurs wegzuloben – dem Vernehmen nach gegen den Willen des für diesen Posten als überqualifiziert beschriebenen Angestellten und der VHS-Leiterin. Der Kämmerer habe dem Kulturdezernenten Andreas Bomheuer seinen Mitarbeiter mit den Worten empfohlen: „Entweder den oder keinen.“
Besetzung innerhalb von vier Wochen möglich
Den Konflikt in dieser Personalie mögen Klieve und Bomheuer weder bestätigen noch kommentieren. Das macht ein Dritter: „Ich erwarte, dass diese Machtspielchen auf dem Rücken der Mitarbeiter aufhören, damit der Erfolg der VHS nicht weiter gefährdet wird“, so Kai-Uwe Gaida, Vorsitzender des Personalrats der Stadtverwaltung.
Die Politik hat sich in diesen Streit längst eingeschaltet. Susanne Asche (CDU) und Hans Aring (SPD) forderten im Mai vergangenen Jahres im VHS-Kuratorium den Kulturdezernenten auf, endlich Bewegung in die Sache zu bringen. Bomheuer sicherte laut Sitzungsprotokoll zu: „Sobald die Personalauswahl getroffen ist, kann die Stelle innerhalb von vier Wochen besetzt werden.“
Diese vier Wochen ziehen sich nun seit fast einem Jahr hin. Ab Ende April werden es mit der Drittmittelstelle und zwei Pädagogikposten insgesamt drei Schreibtische sein, die mangels eines Personalgesamtkonzept aus dem Kulturdezernat unbestuhlt bleiben. Kurios mutet dies bei den Pädagogikstellen in der VHS vor allem an, weil sie zu mehr als zwei Dritteln vom Land NRW finanziert werden. Bomheuer ist dieses Problem seit mehr als eineinhalb Jahren bekannt.
"Schnellstmögliche" Tagung gefordert
„Ich bin ja auch ungeduldig und unzufrieden mit der Situation“, sagt Andreas Bomheuer, „aber ich komme in der Abstimmung mit der Verwaltung nicht schneller voran.“ Genau aus diesem Grund ist dem Vernehmen nach eine alte Idee aufgriffen und beim Personaldezernenten Christian Kromberg eine Arbeitsgruppe eingerichtet worden. Diese soll Bomheuer beim Erarbeiten des Personalkonzepts für seinen Geschäftsbereich helfen. Kromberg sagt dazu nur so viel: „Wir stehen im Abstimmungsprozess.“
Der Linken im Rat reicht das nicht. Sie hat beantragt, die Situation in der VHS am 28. März im Rat zu diskutieren. „Wir möchten sicher stellen, dass die 56.000 Euro wieder freigegeben werden“, fordert Claudia Jetter von den Linken. Der Vorsitzende der VHS-Konferenz, Achim Schräder, fordert zudem, dass das Kuratorium des Hauses „schnellstmöglich“ tagt.
Der zähe Streit um die Personalstellen hat die Erwachsenbildner am Burgplatz unterdessen nicht am Weiterdenken gehindert. Sie wollen längst einen mit dem Einwerben von Fördergeldern erfahrenen Alternativkandidaten für die Drittmittelstelle gefunden haben. Dieser finanziert seinen Arbeitsplatz passender Weise aus Drittmitteln und einer Förderung durch die Arbeitsagentur für Arbeit. Auch mit diesem Vorschlag sei man aber auf Dezernentenebene gescheitert.