Essen. Familie Cura erlebte den Anschlag in ihrem Haus an der Hubertstraße in Essen-Kray. Noch bis zum Vorjahr betrieben sie das türkische Café.
Anschläge kannte Familie Cura bislang nur aus dem Fernsehen. Jetzt sind sie selbst in Kray Opfer geworden, als am Freitag Scheiben in ihrem Haus eingeschlagen wurden und ein Molotow-Cocktail in das Café im Erdgeschoss flog. Auch im ersten Stock ist das Fenster einer Wohnung beschädigt.
„Die Menschen sind in Panik aus den Wohnungen auf die Straße gerannt“, beschreibt Songül Cura (49) den Knall, der sich wie ein Erdbeben angefühlt habe. Ihr Bruder Yunis Cura (55) löschte den Brandsatz, der in dem Café landete, das die Familie bis vor einem Jahr betrieb. „Wir haben es jetzt vermietet“, sagt die 49-Jährige. Der jetzige Betreiber habe gar keine türkischen Wurzeln, sagen sie. In dem Café aber hängt noch ihre Deko, darunter eine türkische Fahne, auf der auch ein Bild von Staatsgründer Atatürk zu sehen sei, sagt Songül Cura. Nun befürchten sie, es könnte einen Zusammenhang zwischen den jüngsten Festnahmen in der Türkei und dem Angriff in Kray geben. Die inzwischen verhafteten Verdächtigten sollen beide kurdische Wurzeln haben, das hat die Polizei bekanntgegeben.
Familie kam in den 1960er-Jahren nach Essen
„Wir haben zu den Nachbarn ein gutes Verhältnis und auch kurdische Freunde“, sagt Songül Cura fassungslos darüber, dass nun alle in einen Topf geworfen würden. Fünf Jahrzehnte lebt ihre Familie in Essen, ohne jemals Probleme gehabt zu haben. Ihr Vater kam 1963 aus der Türkei, um als Bergmann auf der Zeche Katharina in Frillendorf anzufahren. Sein Sohn Yunis Cura folgte und arbeitete 20 Jahre lang unter Tage, bis es seine Gesundheit nicht mehr zuließ.
1999 kauften sie das Haus an der Hubertstraße, in dem neben ihrer Familie weitere Mieter leben. Das Café besuchte der frühere Betreiber Yunis Cura weiterhin beinahe täglich. Gemeinsam Fußball im Fernsehen schauen, diskutieren oder an den Automaten spielen, das hätten die Gäste gemacht, erzählt er. Von Ärger keine Spur, berichten auch Anwohner, die jetzt entsetzt vor dem rot-weißen Flatterband der Polizei stehen.
An dem Freitag saß Yunis Cura mit einigen Männern an einem Tisch im Café, als die Scheiben klirrten und der Molotow-Cocktail flog. „Es war ein Schock“, sagt er auch zwei Tage nach dem Anschlag noch zitternd. An dem Abend zögerte er nicht, löschte den Brandsatz erst mit einer Tischdecke, dann mit Fußmatten und verletzte sich dabei die Hand. Viel schlimmer als diese Schmerzen ist jedoch die Angst der Familie, dass wieder etwas passiert.