Essen-Werden. Zu abstrakt und zu teuer: Die Werdener Klima-Initiative kritisiert das Konzept von „Transcity“ scharf. Was das für das Forschungsprojekt bedeutet.
Dem Forschungsprojekt „Transcity“ zum Klimaschutz haben Engagierte aus Werden jetzt eine Absage erteilt. Sie sind von der Idee nicht überzeugt und fühlen sich in der Kommunikation übergangen.
Die Forschenden wollen den ökologischen Fußabdruck der Stadtteile Werden und Altenessen berechnen, um dann eine innerstädtische Emissionsbörse zu starten. „Wie das funktionieren soll, ist uns nach wie vor schleierhaft“, so Martina Schmitz, Sprecherin der Klimaschutz-Initiative „Gemeinsam für Stadtwandel – Werden“, die als Projekt-Partner neben dem Bürger-und Heimatverein in Werden angefragt wurde. Auch der Heimatverein will sich nicht beteiligen.
Die Forschenden der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden und des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt und Energie gehen davon aus, dass die Menschen in Altenessen im Durchschnitt für weniger CO2-Ausstoß verantwortlich sind und auch weniger Ressourcen verbrauchen als die Menschen in Werden. Um das herauszufinden, werden per Zufallsprinzip Haushalte angeschrieben und um Antworten auf 30 Fragen zu ihrem Lebensstil gebeten. Dabei geht es um Themen wie Wohnen, Mobilität und Einkaufsverhalten, das ganze basiert auf der Susla App.
Forschungsprojekt „Transcity“ in Essen wird mit 250.000 Euro finanziert
Für die Unterstützung vor Ort hat das Forschungsteam auf Vereine und Initiativen gesetzt, die bereits einen direkten Draht zu den Essener Bürgerinnen und Bürgern haben. In Altenessen hatte das Kulturzentrum KD 11/13 zugesagt, aus Werden kommt nun die Absage von „Gemeinsam für Stadtwandel“.
Das Konzept habe sie nicht überzeugt und es bleibe trotz mehrerer Nachfragen unklar, wie eine Emissionsbörse praktisch funktionieren solle. Die Klima-Initiative hält das Forschungsprojekt für zu theoretisch und argumentiert, dass zivilgesellschaftliche Initiativen in Kooperation mit der Stadt Essen bereits „kompetent“ und „effizient“ etwas gegen den Klimawandel tun. Deshalb die Absage an Transcity.
„Die Ziele sind richtig, aber die Art und Weise ist für uns nicht zielführend“, sagt Martin Kaiser von der Werdener Klima-Initiative. Die CO2-Reduktion sowie eine Kooperation mit Altenessen seien aus seiner Sicht wünschenswert, aber: „Wir brauchen nicht so ein teures Projekt.“ Gefördert wird das Projekt mit 250.000 Euro von der Stiftung Mercator, die Stadt Essen unterstützt es personell und organisatorisch.
Forschende suchen jetzt anderen Essener Stadtteil für „Transcity“
Zudem seien die Mitglieder der Werdener Initiative davon überrollt worden, dass sie bereits öffentlich als Projektpartner benannt worden seien, als sie noch in der Entscheidungsfindung gewesen seien. „Wir waren doch sehr erstaunt. Es geht über unsere Köpfe hinweg“, sagt Kaiser.
Das Aus für das Forschungsprojekt „Transcity“ soll die Absage aus Werden nicht bedeuten. „Wir befinden uns im Projektverlauf von Transcity noch am Anfang und haben bewusst Spielraum zum Erproben des Ansatzes gelassen“, teilt Jacqueline Schröder vom Presseamt der Stadt Essen im Namen der Beteiligten mit. „Somit sehen wir das Projekt durch die Nicht-Teilnahme von GfS Werden nicht als gefährdet und halten auch nach anderen Stadtquartieren, die teilnehmen möchten, Ausschau.“
Um die Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu erreichen, wolle man in den Quartieren aktiver werden, Workshops und Stadtteilbegehungen organisieren. Die Emissionsbörse selbst soll 2022 oder 2023 starten – wie die Klimazertifikate finanziert werden sollen, sei zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich „noch ungewiss“.