Essen-Rüttenscheid/Südviertel/Holsterhausen. Bei der Landtagswahl haben viele Bürger in Rüttenscheid und Südviertel ihre Zweitstimme den Grünen gegeben. Die AfD schnitt schlecht ab.

Rüttenscheid und das Südviertel haben zu einem großen Teil grün gewählt. Während in vielen Essener Stadtteilen die SPD und in manchen die CDU die meisten Zweitstimmen holte, liegen die Grünen in Rüttenscheid und im Südviertel vorne. Damit konnte die Partei ihr Ergebnis in den beiden Stadtteilen gegenüber der Landtagswahl von 2017 deutlich verbessern und wurden erstmalig stärkste Kraft.

In Rüttenscheid erreichten die Grünen 29,42 Prozent der Zweitstimmen. Damit konnten sie sich gegenüber 2017, als 10,56 Prozent der Bürgerinnen und Bürger im Stadtteil grün wählten, um fast 20 Prozentpunkte verbessern. Gleichzeitig lag die Wahlbeteiligung in Rüttenscheid mit 66,11 Prozent deutlich über dem NRW-Wert von 55,5 Prozent. Schon 2017 gingen viele Rüttenscheider zur Wahl, damals noch 73,58 Prozent.

CDU und SPD waren in Rüttenscheid mit 26,43 und 26,33 Prozent nahezu gleichauf an zweiter und dritter Stelle. Im Südviertel holten die Grünen 30,64 Prozent und zogen damit an der SPD mit 27,71 und der CDU mit 20,84 Prozent vorbei. 2017 erreichten die Grünen im Südviertel 11,86 Prozent.

Rüttenscheid und Südviertel gelten als junge Stadtteile

Beide Stadtteile gelten als jung, hip und angesagt, erleben einen großen Zuzug. So zogen nach Rüttenscheid im Jahr 2021 laut Statistikamt der Stadt Essen 4115 Menschen von auswärts oder aus anderen Essener Stadtteilen. Zum Vergleich: Nach Altenessen-Süd verlagerten 2597 Menschen ihren Wohnsitz. Besonders für eine jüngere Klientel aus dem akademischen Milieu, die tendenziell grün wählt, dürften Rüttenscheid und das Südviertel attraktiv sein.

Inga Marie Sponheuer, Grünen-Landtagskandidatin für den Bezirk III, lebt in Rüttenscheid. „Ich freue mich, dass wir in diesen beiden Stadtteilen besonders überzeugen konnten“, sagt sie. Teil des Erfolges sei ihrer Ansicht nach, dass die Anstrengungen der Grünen für die Mobilitätswende in Rüttenscheid und dem Südviertel besonders sichtbar würden – zum Beispiel in Form von Carsharing-Plätzen. Außerdem werte sie das gute Ergebnis als Zeichen dafür, dass doch nicht so viele Menschen mit der Fahrradstraße Rüttenscheid unzufrieden sein, wie es manchmal den Anschein mache.

Schlechtes Ergebnis für die AfD in Rüttenscheid

In Holsterhausen holten die Grünen 26,14 Prozent der Zweitstimmen und konnten damit die CDU überholen, die auf 22,29 Prozent der Stimmen kam. Stärkste Kraft wurde hier aber die SPD mit 30,52 Prozent. Schlechte Ergebnisse erzielte dagegen die AfD in den drei genannten Stadtteilen. In Rüttenscheid fiel sie deutlich unter die Fünf-Prozent-Hürde und verzeichnete mit 2,7 Prozent das niedrigste Ergebnis der ganzen Stadt. Im Südviertel erreichte sie 3,49 Prozent der Zweitstimmen, in Holsterhausen 4,31 Prozent. Als Direktkandidatin im Bezirk III, zu dem die drei Stadtteile gehören, zieht Julia Kahle-Hausmann von der SPD in den Landtag ein.