Essen. Der Katzenschutzbund will die unkontrollierte Vermehrung stoppen. Dabei helfen Kastrations-Pflicht und Kooperation mit Unternehmen wie dem Allbau.

Auf rund 20.000 schätzen Tierschützer die Zahl verwilderter Katzen im Stadtgebiet. Die Dunkelziffer dürfte höher sein, glaubt Christiane Voigt vom Katzenschutzbund, der sich seit Jahren um herrenlose Tiere kümmert, sie füttert, einfängt und kastrieren lässt. Gleichwohl vermehren sich auch Katzen, die durchaus Halter haben. Und da die Zahl der Nachkommen bei nur einer Katze innerhalb weniger Jahre in die Tausende gehe, ist die jüngste Verordnung der Stadt zur generellen Kastrations- und Registrierungspflicht aller Freigänger-Katzen ein Segen für den Katzenschutzbund.

Der kooperiert jetzt unter anderem mit Wohnungsgesellschaften wie dem städtischen Allbau, um die Mieter aufzuklären und die Vermehrung in den Griff zu bekommen. Den Auftakt macht am 24. August eine Infoveranstaltung im Meistersinger Park in Leithe. „Diese Verordnung hilft uns, das Thema überhaupt anzusprechen“, sagt Christiane Voigt. Und nun auch Gehör zu finden: Das gilt für private Halter, aber auch für Unternehmen, auf deren Grundstücken oftmals viele der herrenlosen Katzen leben. „Die Eigentümer sehen jetzt Handlungsbedarf“, erklärt sie und nennt Evonik als ein weiteres Unternehmen, zu dem inzwischen Kontakt bestehe. Wichtig sei es, die Menschen etwa über die kontrollierte Fütterung aufzuklären. Eine gut gemeinte Scheibe Wurst, die aus dem Fenster geworfen wird, torpediert die Arbeit des Katzenschutzbundes immens. Denn 25 Ehrenamtliche füttern an insgesamt 62 Futterstellen die verwilderten Katzen, um sie dann einzufangen und kastrieren zu lassen. Sind die Katzen satt, haben die Helfer keine Chance.

Die meisten Katzen sind nicht registriert

Allein das Futter für die wilden Katzen kostet 12.000 Euro im Jahr. Hinzu kommen enorme Tierarztkosten, weil diese herrenlosen Katzen nicht nur kastriert werden müssen, sie seien in der Regel auch krank, sagt Christiane Voigt. Gleichzeitig können sie Krankheiten auf Menschen übertragen, problematisch seien etwa Hinterlassenschaften in Sandkästen. So sei die enorm hohe Zahl der Katzen mitnichten nur ein Problem für Katzenfreunde, die das Elend der Tiere nicht ertragen. Deren Zuwachs endlich zu stoppen, sei ebenso im Interesse derjenigen, die mit Tieren nichts am Hut haben.

Infoveranstaltung von Katzenschutzbund und Allbau

In Essen kümmert sich der Tierschutzverein um Fundkatzen, der Katzenschutzbund um verwilderte, herrenlose Katzen. Große Sorge bereitet beiden der Tier-Handel im Internet. Viele unseriöse Vermehrer „produzierten“ z.B. Katzenbabys, die sie günstig anbieten. Der Kauf erfolge oft unüberlegt, die Katze werde zur Wegwerfware. Das trage dann zur ungebremsten Vermehrung bei.Die Infoveranstaltung von Allbau und der Katzenschutzbund findet am Mittwoch, 24. August, 17 bis 19 Uhr, im Allbau-Punkt, Meistersingerstraße 71, ein. Die Gastgeber wollen in der Wohnanlage Meistersinger Park über den richtigen Umgang mit den Streunerkatzen werben, ihre artgerechte Versorgung fördern und die unbegrenzte Vermehrung verhindern. Der Katzenschutzbund wird über seine Arbeit und geplante Aktionen berichten. Dazu sind alle Mieter und alle Interessierten eingeladen. Weitere Infos gibt es unter katzenschutzbund-essen.de

Das ist wohl auch im Sinne der Stadt, gleichwohl rückt das Ordnungsamt trotz Kastrations-Pflicht nicht zu Kontrollen aus. Vielmehr hat die Stadt Katzenschutzbund wie Tierschutzverein dazu ermächtigt, bei registrierten Katzen Halterdaten beim Haustierregister abzufragen. Ist das gefundene Tier nicht kastriert, setzt das Ordnungsamt eine Frist, um den Eingriff nachzuholen und per Tierarzt-Bescheinigung nachzuweisen. Sonst drohen bis zu 1000 Euro Geldbuße, sagt Stadtsprecherin Jasmin Trilling.

Tatsächlich sind aber die meisten Katzen nicht registriert. Und um den Zuwachs der herrenlosen Tiere einzudämmen, setzt der Katzenschutzbund auch auf weitere Mitstreiter bei der kontrollierten Fütterung und Einfang-Aktionen. Dafür sind Seminare geplant, sagt Christiane Voigt. Denn der Katzenschutzbund wolle nun großflächig arbeiten und die Verantwortung teilen: „Sonst wird diese Vermehrung irgendwann zur Plage.“