Essen. 20.000 wilde Tiere werden in Essen von Ehrenamtlichen versorgt. Das führt auch zu Unmut. In Leithe starben drei Katzen, Polizei bittet um Hinweise.

Auf rund 20.000 schätzt der Tierschutzverein die Zahl wild lebender Katzen in Essen. An 62 Orten im gesamten Stadtgebiet füttern Bürger in Rücksprache mit dem Katzenschutzbund die Tiere kontrolliert. Viele Katzen leben etwa am Stadthafen, an der Vogelheimer Straße in Altenessen und Vogelheim oder entlang der gesamten Hammer Straße von Fischlaken bis Kupferdreh.

Ziel der Tierschützer ist es vor allem, die Vierbeiner einzufangen und kastrieren zu lassen, um die Vermehrung zu stoppen. Gerade hat der Rat die Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen beschlossen.

"Es will mir nicht in den Kopf, was hier gerade passiert"

Wer aber die Katzen füttert, bekommt nicht nur positive Rückmeldung von Nachbarn. Immer wieder kommt es zu Ärger und zu Kritik. Das hat jetzt Hans-Joachim Possner (56) leidvoll erfahren müssen, denn in Leithe ist die Situation eskaliert. Von 18 Katzen, die er seit sieben Jahren im Isinger Feld versorgt, sind inzwischen drei tot, eine überlebte schwer verletzt und drei vermisst er noch. „Es will mir nicht in den Kopf, was hier gerade passiert“, sagt der gelernte Stahlbetonbauer und Zimmermann-Meister. Immer wieder hat er mal von den Anwohnern der Siedlung zu hören bekommen, dass die Katzen doch Vögel töteten und das Futter nur Ratten anlocke. Nach Gesprächen mit den Nachbarn seien diese Vorwürfe verstummt, „im vergangenen Jahr war Ruhe“, sagt Possner.

Aus Sicht des Katzenschutzbundes hat er alles richtig gemacht. Er nahm Kontakt zu ihnen auf, so dass sie in Zusammenarbeit alle 18 Katzen haben kastrieren und registrieren lassen. Deren bereits vorhandener Nachwuchs wurde mit Hilfe des Tierheims vermittelt. Bei den lange wild lebenden, erwachsenen Tieren war das nicht möglich. Seitdem schaut Hans-Joachim Possner an der Hochfeldstraße nach ihnen, wenn sie zweimal am Tag zur Futterstelle unter seinem Balkon kommen. Er streichelt sie nicht, damit sie scheu bleiben. Aber er hat eine Box auf den Balkon gestellt, in der sie regelmäßig schlafen. Bei ihm zu Hause lebt nur Rambo, ein schwarzer Kater, „den meine Bekannte angeschleppt hat“.

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Von Rosenmontag auf Dienstag flog dann ein Stein durch die Fensterscheibe in sein Wohnzimmer. Am Morgen fand er die erste tote Katze auf dem Balkon, es war Prinzesschen. „Sie war pitschnass“, beschreibt er. Ebenso sahen in den kommenden Wochen drei weitere Tiere aus, die sich auf den Balkon schleppten – nur eine Katze überlebte. „Ich bin völlig fertig“, sagt Possner. Er hat Anzeige bei der Polizei erstattet. Rechtlich geht es zwar um Sachbeschädigung, möglicherweise aber steckt ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz dahinter. „Das Strafverfahren läuft, wir ermitteln“, sagt Polizeisprecher Marco Ueberbach. Die Polizei bittet nun Zeugen um Hinweise, wenn sie etwas Verdächtiges sehen oder auch im Zeitraum vom 19. Februar, 6 Uhr, bis zum 1. März, 6 Uhr, Beobachtungen gemacht haben: 0201- 82 90

Helfer zum Einfangen gesucht

Katzenschutzbund und Tierschutzverein setzen sich auch für wild lebende Katzen ein. Der Verein hat allein von 2013 bis 2015 knapp 500 dieser Tiere kastrieren lassen. Die nun beschlossene Kastrations- und Registrierungspflicht für Freigänger war den Tierschützern ein großes Anliegen, um das tierische Elend einzudämmen. Die Pflicht bedeutet für die Tierschützer auch Zusatzprogramm, sagt Roland Harder vom Katzenschutzbund. Sie wollen auf Unternehmen zugehen, auf deren Gelände wilde Katzen leben. Es bestehe eine Kooperation mit Evonik. Sie haben Kontakt zur städtischen Wohnungsbaugesellschaft Allbau geknüpft. Immerhin handelt es sich um Privatgrundstücke, auf denen die Tiere eingefangen werden müssen. Dabei wollen sie helfen und suchen dafür weitere Mitstreiter. Für diejenigen, die beim Einfangen helfen wollen, soll es Seminare geben.

Wer eine Futterstelle betreuen möchte, kann sich ebenfalls melden. Über diese Arbeit will der Katzenschutzbund weiter aufklären, dazu gehört der Hinweis: „Niemand sollte Tiere unkontrolliert füttern“, sagt Harder mit Nachdruck. Sind die Katzen satt, haben Tierschützer keine Chance, sie in die Kisten zu locken. Die wilden Katzen liegen ihnen auch daher am Herzen, da die meisten krank oder verletzt seien.

Kontakt unter 0201/59 30 81 und auf www.katzenschutzbund-essen.de