Essen-Südviertel.. 1993 eröffnete Sven Dülfer das De Prins am Isenbergplatz. Den Erfolg der holländischen Szenekneipe erklärt er sich vor allem mit dem breiten Gästemix.
Sven Dülfer und sein De Prins, diese Geschichte liest sich wie die eines älteren Ehepaars, das sich einst Hals über Kopf verliebte, viele Höhen und Tiefen überwand und bis heute wie füreinander geschaffen scheint. Dass 2018 „Silberhochzeit“ am Isenbergplatz gefeiert werden kann, ist in Zeiten aussterbender Eckkneipen und wachsender Systemgastronomie dennoch beachtlich. „Das hätte ich damals nie gedacht. Wahnsinn“, kommentiert Dülfer die Erfolgsstory seiner holländische Kultkneipe.
Die beginnt 1993 in Spanien, fernab von Frikandeln, Grolsch und Bitterballen. Dülfer betreibt dort ebenso wie in seiner Heimatstadt Mülheim eine Kunstgalerie, verbrachte insgesamt fünf Jahre im Süden. „Das klingt jetzt komisch. Aber irgendwann hatte ich genug von der Sonne und dem blauen Himmel jeden Tag. Ich wollte zurück nach Deutschland, auch wegen der Menschen hier“, erinnert sich der 60-Jährige.
Ein Anruf von zwei Freunden kommt damals wie gerufen: „Sie hatten die Räume hier übernommen, als das vegetarische Restaurant Conte schloss. Und sie fragten mich, ob ich nicht Lust hätte, die Geschäftsführung zu übernehmen.“ Hatte er. Und mehr noch: Nach wenigen Monaten im Betrieb wurde Dülfer zum Eigentümer des De Prins: „Ich habe erkannt, wie viel Potenzial hier drin steckt und mich von Anfang an wohl gefühlt in den Räumen.“ Vielleicht auch, weil er schon damals ein großer Fan holländischer Kneipenkultur ist: „Da bieten die Kneipen immer schlechte Musik und einen guten Mix aus altem und jungem Publikum, Malochern und Akademikern. So etwas wollte ich auch“, erinnert sich Dülfer, der in den ersten zehn Jahren immer selbst hinterm Tresen stand und sich ein großes Stammpublikum aufgebaut hat.
Beim Grolsch-Umsatz die umsatzstärkste Kneipe
Heute findet man den Gastronom meist an seinem Stammplatz hinter der Theke: „So einen alten Sack wie mich will ja keiner mehr zapfen sehen. Außerdem bin ich schlecht fürs Geschäft, weil ich zu viel mit den Gästen quatsche, statt ihnen Getränke zu bringen“, sagt Dülfer und lacht. Nein, der Erfolg des Ladens liege inzwischen nicht mehr an ihm, sondern vielmehr an seinem engagierten Team, das sogar neue Mitarbeiter in eigener Verantwortung rekrutiert. „Mittlerweile arbeitet die Tochter einer meiner ersten Mitarbeiterinnen hier. Ich konnte mich immer auf meine Leute verlassen“, sagt Dülfer, der dieses Miteinander auch bei Gästen und Nachbarn zu schätzen weiß.
Erst recht, seit ein verheerender Brand 2009 die Kneipe mitsamt ihres über Jahre gesammelten, kitschigen Interieurs in Schutt und Asche legte. „Die Frage, ob ich aufhören soll, hat sich für mich gar nicht gestellt. Für mich war klar, dass es weitergeht“, sagt Dülfer, der damals eine Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft erfährt. Schon nach vier Monaten öffnet die holländische Exklave wieder.
Dabei spricht Dülfer bis heute kein Holländisch, korrigieren Gäste aus dem Nachbarland regelmäßig Rechtschreibfehler auf der Speisekarte. Der Gastronom sieht’s gelassen, „chinesische Restaurants werden ja auch nicht nur von Chinesen betrieben“. Und „Grolsch“ ist ohnehin universell verständlich: Auf die Fläche des Ladens umgerechnet, ist das De Prins die umsatzstärkste deutsche Kneipe für den Bierbrauer aus Enschede.