Essen. Die Feuerwehr plant ein Twittergewitter am Tag des Notrufs - und klärt auf, wie man sich am Telefon verhalten soll, wenn Hilfe benötigt wird.
Die Essener Feuerwehr bereitet sich auf einen Großeinsatz vor: Am Europäischen Tag des Notrufs starten die Retter ihr mittlerweile viertes Twittergewitter. Unter den Hashtags #112live und #essen112 sind am Freitag (11. Februar) sozusagen in Echtzeit die Einsätze der Essener und mehr als 50 weiteren Berufsfeuerwehren zwölf Stunden lang von 8 bis 20 Uhr zu erleben.
Unfälle, Brände oder Hilfeleistungen werden dann zwölf Stunden lang Regie führen, doch vielleicht stehen auch Einblicke in die Leitstelle der Behörde an der Eisernen Hand auf dem Programm, wo allein im vergangenen Jahr rund 170.000 Notrufe aufliefen - darunter leider zu viele unnötige und auch missbräuchliche: Sage und schreibe 1844 Mal in nur einem Monat hat ein einziger Anrufer so vorsätzlich wie grundlos die 112 gewählt, weiß Feuerwehrsprecher Christoph Riße. Strafrechtliche Ermittlungen laufen, eine Geld- oder eine Freiheitsstrafe drohen.
Es geht keine wertvolle Zeit verloren
Doch nicht nur der Missbrauch von Notrufen macht den Disponenten auf der Leitstelle unnötigen Stress, sondern auch unvollständige oder ungenaue Angaben von Anrufern, die zudem oft ungeduldig reagieren, wenn ihnen die für einen zielsicheren Rettungseinsatz notwendigen Nachfragen gestellt werden.
Was viele nicht wissen, die vielleicht den Eindruck haben, es ginge dadurch wertvolle Zeit verloren: Während des Gesprächs schon und nicht erst, wenn alle notwendigen Details geklärt sind, werden erste Einsatzmittel alarmiert, schildert Riße den Ablauf. Selbst auf der Anfahrt kann die Leitstelle die Kräfte noch mit den neuesten Informationen versorgen und - wenn nötig - auch weitere Unterstützung mobilisieren.
Da es im Notfall um Minuten, ja, um Sekunden geht, sollten die fünf wichtigsten „Ws“ bekannt sein: Wo ist das Ereignis? ...Wer ruft an? ...Was ist geschehen? ...Wie viele Betroffene gibt es? …Warten auf Rückfragen der Leitstelle.
Die Angaben sollten so detailliert wie möglich sein
Die Angaben sollten so detailliert wie möglich sein: Ist ein Bein eingeklemmt, macht es nicht nur für den Betroffenen, sondern auch für den Umfang eines Rettungseinsatzes einen großen Unterschied, ob in einem Stuhl oder unter einem Stahlträger, erklärt Christoph Riße. Meldet ein Anrufer einen Sturz, ist es ebenso wichtig zu erfahren, ob jemand aus einem Hochbett oder einem Hochhaus gefallen sei.
Hilfreich bei Bränden sind Angaben zu möglicherweise verrauchten Treppenräumen, der Zahl der Parteien in einem Haus und der Geschosse und ob das Feuer auf der Vorder- oder Rückseite ausgebrochen sei. Anhand von Luftbildern können sich die Einsatzkräfte zusätzlich ein erstes Bild davon machen, was sie vor Ort erwartet.
Melder eines Notfalls sollten vor Ort bleiben, bis die Feuerwehr eintrifft. Damit keine wertvolle Zeit verstreicht, sollten sie die Retter einweisen. Flammen und Rauch sind oft schon aus der Ferne zu orten, ein hilfloser Mensch, der am Boden liegt, ist womöglich nur schwer auszumachen.
Anweisungen zur Wiederbelebung auch übers Telefon
„Und Anrufer sollten keine Angst vor einer denkbaren Reanimation haben“, sagt der Feuerwehrsprecher etwa mit Blick auf ein Herz-Kreislauf-Versagen. Die speziell ausgebildeten Mitarbeiter der Leitstelle sind in der Lage, eine Wiederbelebung mit genauen Anweisungen übers Telefon zu steuern, bis professionelle Hilfe vor Ort eintrifft. Jeder könne Leben retten, wichtig sei es, überhaupt zu handeln. Wer in einer Notsituation so unter Druck gerate, dass er keinen klaren Gedanken mehr fassen könne, sollte einen Nachbarn oder einen Passanten einen Notruf absetzen lassen.
An Schulen und Unternehmen richtet die Feuerwehr die Bitte, nicht den Pförtner oder den Hausmeister die 112 wählen zu lassen, sondern direkt aus der Abteilung, in der Hilfe benötigt wird, den Notruf abzusetzen. Es zeige die Erfahrung, dass bei Alarmierungen über Dritte für die Leitstelle wichtige Erstinformationen auf der Strecke bleiben.
Die Feuerwehr Essen mahnt: Die 112 sei allein für Notfälle reserviert und sollte auch nur dann genutzt werden. Geht es um nicht zeitkritische Fälle wie eine Krankenhauseinweisung oder die Verlegung eines Patienten, sei die Rufnummer 19222, über die Krankentransporte abgewickelt werden, die einzig richtige Wahl.