Essen. Die „Mobilen Retter“ sind in Essen auf Rekordkurs. In keiner Kommune, die sich an der Initiative beteiligt, sind Ersthelfer schneller unterwegs.
Essens Mobile Retter sind sechs Mal schneller an einer Einsatzstelle als jeder Rettungswagen. Die über eine App alarmierten Notfallhelfer benötigten zuletzt durchschnittlich eine Minute und elf Sekunden, um einem Menschen in Lebensgefahr Erste Hilfe leisten zu können. Damit waren sie etwa fünf Minuten fixer als jeder reguläre Rettungsdienst. Dieses rekordverdächtige Fazit hat am Dienstag die Feuerwehr ziehen können. Damit sind Essens Ersthelfer bundesweit die schnellsten.
Doch allen Geschwindigkeits-Bestmarken zum Trotz - das Retternetz müsste noch viel engmaschiger gewoben werden. Aktuell 448 Freiwillige, die sich seit dem Start der Initiative vor knapp zwei Jahren über den Trägerverein „Mobile Retter e.V.“ in Essen haben registrieren lassen, sind noch lange nicht genug, um damit das ganze Stadtgebiet zuverlässig abdecken zu können.
In Essen werden 1200 Mobile Retter benötigt
Da das App-System in einem Umkreis von 500 Metern um einen Einsatzort nach potenziellen Rettern sucht, konnten von den bislang 312 Alarmierungen gerade einmal 44 übernommen werden, sagt Jan Kuhlmann von der Feuerwehr. Um diese „recht geringe Trefferquote“ merklich anzuheben, sind viele weitere Helfer nötig. „Etwa 1200 Leute brauchen wir“, sagt Kuhlmann.
Die Pandemie war es, die den Ausbau des Systems im vergangenen Jahr merklich gebremst hat. Nach der coronabedingten Pause kann die Feuerwehr nun aber wieder das „Mobile-Retter-Training“ auf der Feuerwache 1 starten. Der nächste Termin ist am Mittwoch, 14. Juli, um 19 Uhr an der Eiserne Hand 45.
Eine Registrierung ist nur für qualifizierte Retter möglich
Die Behörde weist aber ausdrücklich darauf hin, dass eine Teilnahme nur für qualifizierte Retter möglich ist wie etwa Rettungshelfer, Feuerwehrleute, Ärzte oder Kranken- wie Altenpfleger. Eine herkömmliche Erste-Hilfe-Ausbildung allein sei nicht ausreichend. Am 4. Oktober soll dann der nächste Schulungs-Termin folgen. Die Möglichkeit zur Anmeldung sowie weitere Infos finden Interessierte auf den Internetseiten der Mobilen Retter unter https://www.mobile-retter.org/trainingstermine.
Ähnlich einfach wie die Teilnahme an der Initiative ist das technische Verfahren, um eine Alarmierung von der Leitstelle auf die registrierten Handys abzusetzen. Geht bei der Feuerwehr ein Notruf ein, wird wie bisher auch der Rettungsdienst in Gang gesetzt, dann aber werden zusätzlich registrierte Helfer kontaktiert, die sich in der Nähe eines Einsatzortes aufhalten. Mit einem Klick können die Nutzer, die sich die App auf ihr Handy geladen haben, schließlich bestätigen, dass sie den Hilferuf auch tatsächlich angenommen haben.
Die Helfer sollen die regulären Rettungsdienste nicht ersetzen
Die Helfer sollen reguläre Rettungsdienste natürlich nicht ersetzen. sondern sie allenfalls unterstützen. Alarmiert werden sie, um möglichst zeitnah zum Beispiel eine Herz-Druck-Massage oder eine Beatmung in die Wege zu leiten. Bei schweren Verletzungen bleiben sie außen vor, zumal sie die bei solchen Einsätzen notwendige Ausrüstung kaum ständig mit sich herumtragen dürften, betont die Feuerwehr.